Folker-Logo   Abo   Mediadaten/Anzeigen


Suche
   Intern   Über uns


Kontakt/Impressum/Datenschutz

       
Backkatalog   Ausgabe Nr. 5/2016   Internetartikel
»Ich wollte nicht nur singen, sondern meiner Kunst eine spirituelle und soziale Dimension verleihen.«
Gasandji * Foto: Michael Pohl

5 Minuten mit ...


Weitere Artikel aus der Rubrik 5 Minuten mit ... in dieser Ausgabe:

Marc Pendzich

Leyla McCalla

Ruibal

Runrig

Ruth-Preisträger 2016





[Zurück zur Übersicht]



Dieser Artikel ist ein Auszug aus der Printversion, das Heft kann bestellt werden unter www.irish‑shop.de.

Oder gleich zum (Schnupper-)Abo.






Aktuelles Album:

Gasandji
(Plus Loin, 2013)


Cover Kodoma


Gasandji

Im Wandel leben

Ihr kantiger Look erinnert an das extravagante Äußere von Grace Jones, die musikalischen Bezüge liegen eher bei Tracy Chapman. Die kongolesische Sängerin Gasandji lebt in Paris und verzaubert mit einer Melange aus Afropop und Acoustic Soul.

Text: René Gröger

Im Leben sind es oft die kleinen Dinge, die den größten Eindruck hinterlassen. Unscheinbare Zufälle, die einen nachhaltig prägen. Was bleibt, ist die Frage, ob alles nicht auch ganz anders hätte kommen können. „Wer weiß, was ich heute für Musik machen würde, hätte ich mich mit vierzehn Jahren nicht heimlich in das Zimmer meines Vaters geschlichen“, lacht Gasandji. Der Raum war damals ausnahmsweise nicht abgeschlossen. Hektisch griff sie sich drei unbeschriftete Musikkassetten aus seiner heiligen Sammlung und steckte sie in den Reisekoffer. Es war ein wichtiger Tag für sie – nicht wegen der Kassetten, sondern weil sie sich von ihrer Familie verabschieden musste. Ihr Umzug von Kinshasa in ein Pariser Internat stand unmittelbar bevor. Erst als sie in der französischen Schule ankam, hörte sie, was sie ihrem Vater entwendet hatte: Georges Moustaki, Otis Redding und eine Kompilation mit kongolesischer Rumba. „Die Musik meines Vaters hat mich entscheidend geprägt und wird mich immer überallhin begleiten“, sagt Gasandji nachdenklich. „Ich trage sie in mir.“
Ihr Umzug nach Paris war der Wunsch des Vaters, der sie und ihre Geschwister nach dem frühen Tod der Mutter allein großgezogen hatte. Anfangs tat sie sich schwer, so weit weg von der Familie, der Heimat und ihren Freunden. Doch schnell entdeckte sie, dass ihr neues Leben in Frankreich auch Vorteile mit sich brachte. „Fernab von meiner Familie hatte ich viel Freiraum“, realisierte die Kongolesin. „Ich konnte meine kreative Ader entdecken und ausleben.“ Sie fing an zu tanzen und hatte nach kurzer Zeit schon Auftritte mit den Raplegenden IAM und MC Solaar. Wenn sie nicht im Tanzstudio bis zur Erschöpfung trainierte, sang sie im Gospelchor oder hatte Gesangsunterricht an einer Jazzschule. „Ich habe irgendwann gemerkt, dass ich meine Grenzen im Tanz erreicht habe“, reflektiert Gasandji ihren Wechsel zum Gesang. „Ich musste mich neu entdecken und künstlerisch weiterentwickeln.“
Ihr erstes Album erschien 2006 – als Download im Selbstvertrieb. Sie hatte sich mehr von ihrer neuen Karriere versprochen und Zweifel machten sich breit, ob ihre Entscheidung richtig gewesen war. Gasandji nahm daraufhin eine Auszeit und versuchte zu verstehen, woher dieser unbändige Wunsch stammte, sich musikalisch ausdrücken zu müssen. „Ich erkannte, dass ich eine Mission hatte. Ich wollte nicht nur singen, sondern meiner Kunst eine spirituelle und soziale Dimension verleihen.“ In den Folgejahren entwickelte sie ihren eigenen Sound, schraubte mit dem Arrangeur Jean M’Ba im Studio an Demosongs, tingelte über unzählige Konzertbühnen und verfolgte ihre Vision. Ihre Bemühungen gipfelten 2013 schließlich in ihrem Album Gasandji.

... mehr im Heft.