Aktuelles Album:
The Following Mountain (Nonesuch Records, 2017)
|
|
Sam AmidonIndiefolker mit Überschreitungen
Sam Amidon kommt aus einer Musikerfamilie. Seine Eltern Peter und Mary Alice Amidon sind Folkmusiker, sein Bruder Stefan spielt Schlagzeug in der Honky-Tonk-Band Sweetback Sisters. Er selbst spielt Banjo, Gitarre und Geige, sammelt Folksongs und sieht auch so aus, wie man sich landläufig einen Folkie vorstellt. Und doch wäre er damit nicht hinreichend beschrieben.
Text: Thomas Waldherr
Denn Amidon ist experimenteller Folkmusiker. Er transformiert die Folksongs in andere Klangwelten und mischt sie mit Jazzrhythmen oder elektronischer Musik. Damit lotet der Sänger aus Vermont die Möglichkeiten der Folkmusik immer wieder neu aus. „Ein Cover ist, wenn du das Lied eines anderen spielst. Ein Volkslied dagegen ist ein geheimnisvolles Objekt, das seinen Weg durch viele Menschen und Orte gemacht hat und bei dem keiner wirklich weiß, woher es kommt“, so seine Maxime. Auf dieser Grundlage schuf Amidon in den vergangenen knapp zwanzig Jahren eines der ungewöhnlichsten Œuvres der Folkwelt.
Denn er bleibt nicht dabei stehen, die Folksongs in traditioneller Manier wiederzugeben. Ihm geht es darum, sie in Beziehung mit Neuem, durchaus sphärischen Klangwelten zu setzen, um die oftmals geheimnisvolle Anmutung zu verstärken. So transformiert er Folkmusik zu Kunstmusik.
Bis 2017 ist Amidon weniger als Songwriter hervorgetreten, sondern mehr als Liedersammler, Arrangeur und Multiinstrumentalist. Zwei seiner wichtigsten, weil stilbildenden Werke sind I See The Sign (2010) und Bright Sunny South (2013). Er nahm die allerersten Folksongs, die er je gehört hatte, und entwickelte sie zu besonderen Klangwelten weiter. Bei Songs wie „Bright Sunny South“ oder „As I Roved Out“ blieb zwar die Folksongstruktur weitgehend erhalten, aber es wurden neue Instrumentierungen, Phrasierungen und Tonfolgen eingesetzt, die die Songs erweiterten.
Bei all dem ist der Folkmusiker keinesfalls ein einsamer Klangtüftler. Im Gegenteil, seine Alben sind immer Ensembleleistungen, da nur so ein wirklich vielfältiger Resonanzboden und neue Bedeutungsebenen entstehen können. Wichtige Weggefährten sind
Künstler wie Shahzad Ismaily oder Nico Muhly, die selbst Multiinstrumentalisten sind.
... mehr im Heft. Die Ausgabe 3+4/2020 in voller Länge online lesen? Dann geht's hier entlang ... |
|