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Was ist Suppe, was ist Kunst?Preisträgerkonzert 46. Bundeswettbewerb Gesang Berlin für Musical/ChansonStephan Göritz
Text: Stephan Göritz
Diesmal konnte man schwer unterscheiden, ob ein Künstler im Wettbewerb Chanson oder Musical angetreten war. Viele Gewinner der 21 Haupt- und Sonderpreise bauten ihre Lieder zu Szenen aus, auch wenn sie nicht aus Bühnenstücken stammten. Das steigerte oft die theatralische Qualität des Abends, so bei Eva Maria Nikolaus, ausgezeichnet mit dem 3. Preis in der Kategorie Chanson. In „Mein Mann ist verhindert“ gab sie der Wut auf den untreuen Gatten eindrucksvoll Raum. Dass die Protagonistin ihn gerade erschossen hat, ist im Originaltext von 1934 wie in der bekannten Marlene-Dietrich-Einspielung von 1951 nur zu ahnen. Bei Nikolaus geriet die Situation jetzt zum eigenständigen Drama, indem sie eine Arie aus der Dreigroschenoper von Brecht/Weill in den Cole-Porter-Song einmontierte.
Anna Overbeck erhielt das Jahresstipendium der Günter-Neumann-Stiftung für ihre Interpretation des Pigor-&-Eichhorn-Chansons „Hitler“ aus dem Jahr 1996. Sie bettete es ein in eine Szene aus ihrem im Entstehen begriffenen Kabarettprogramm, in dem Gegenwart und Vergangenheit verschmelzen. Doch nicht nur Klassiker des Genres waren zu hören. Den 2. Preis Chanson holte sich Florian Wagner mit seiner Eigenkreation „Schlechtes Lied“. Angeblich, um sich dem nervenden Erfolgsdruck zu entziehen, kombinierte er alles, was an einem Lied schlecht sein kann, von einer schiefen Melodie bis zu misslungenen Reimen, und bemühte sich dabei um satirische Übertreibung. Eine schöne Idee, die aber mit über sechs Minuten Dauer ermüdete und wehmütig an Maria Thomaschke denken ließ. Die holte sich hier 2003 einen Preis mit ihrer wesentlich besser bewusst schlecht gesungenen Version von „Lass es regnen“.
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