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Liedersammlungen und Nachlässe gesuchtDas ZPKM zu Besuch bei Frank BaierGeschichte in Liedern
Das Zentrum für populäre Kultur und Musik (ZPKM) an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg – vormals Deutsches Volksliedarchiv Freiburg – hat einen Sammlungsaufruf an Liedsängerinnen und -sänger, Volksmusikanten und Musiker aus der Folkszene in Ost- und Westdeutschland gestartet. Gesucht werden private Sammlungen und Nachlässe vom politischen und sozialkritischen Lied bis zum Schlager. Diese sollen in die mehr als hundert Jahre alten Bestände des deutschlandweit einzigartigen Archivs aufgenommen werden, wo sie dann Wissenschaftlern und Studierenden aus Freiburg und über das Internet weltweit zur wissenschaftlichen Auswertung zur Verfügung stehen werden.
Text: Michael Zachcial
Aus diesem Anlass war Michael Fischer, der Leiter des ZPKM, Ende letzten Jahres zu Besuch bei dem Duisburger Liedermacher Frank Baier, um dessen einzigartige, in mehr als fünfzig Jahren zusammengetragene Sammlung zu sichten und für die Aufnahme in das Freiburger Archiv vorzubereiten.
Kulturdokumente ersten Ranges
Bis an die Decke vollgestopft mit Aktenordnern, VHS-Cassetten, Fotos, Plakaten, Flugblättern und Briefen ist das kleine Zechenhäuschen in der Duisburg-Homberger Rheinpreußensiedlung, in dem Frank Baier seit den Achtzigerjahren wohnt und arbeitet. Die außergewöhnliche Sammlung enthält zahlreiche „Kulturdokumente ersten Ranges“, so Michael Fischer, denn in Baiers Archiv befinden sich Lieder der Bergleute, die nach Feierabend oder bei geselligen Anlässen gesungen wurden, ebenso wie Lieder von Stahlarbeiterstreiks oder aus der Zeit der Roten Ruhrarmee. Zeitungsartikel, Fotos und Briefe erinnern an Auseinandersetzungen um den Erhalt ehemaliger Zechensiedlungen, an Konzerte in Gefängnissen mit Liedern, die durch den Austausch mit Jugendlichen in Fürsorgeeinrichtungen und Vollzugsanstalten entstanden waren, oder an gemeinsame Auftritte mit Wolf Biermann, Hannes Wader und Ton Steine Scherben mit ihrem charismatischen Sänger Rio Reiser.
Ein besonderes Zeitdokument ist die 1978 erschienene LP Bauer Maas – Lieder gegen Atomenergie, aus deren Einnahmen der Landwirt Josef Maas einen großen Teil der Prozesskosten gegen den Bau des schnellen Brüters in
Kalkar finanzieren konnte, zwei Jahre vor Gründung der späteren Umweltpartei Die Grünen. Zu den Künstlern, die kostenlos Titel für das Album zur Verfügung stellten, gehörten neben Frank Baier seinerzeit auch die
österreichische Band Schmetterlinge und Walter Moßmann.
Zuerst online erschienen auf chanson.de
Wer der ZPKM-Sammlung Material zur Verfügung stellen will, kann sich direkt an
michael . fischer @ zpkm . uni - freiburg . de, Telefon 0761-7050315 wenden.
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