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Overnight (Rough Trade, 2016)
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Josienne Clarke & Ben WalkerMelancholische Briten mit Faible fürs Alte
Sandy Denny ist ihr großes Vorbild. Josienne Clarke eifert der früh verstorbenen Ikone der britischen Folkmusik und ehemaligen Sängerin von Fairport Convention nach, und es lässt sich durchaus eine Ähnlichkeit in der Stimme feststellen. Clarke ist die Hälfte des britischen Folkduos Josienne Clarke & Ben Walker. Der Sound der beiden erinnert an den Folk der Sechziger- und Siebzigerjahre, manchmal auch an barocke oder sakrale Stile. In eigenen oder interpretierten Songs zeigen sie einen Hang zur Melancholie. Kritiker bezeichnen das oft als zwar traditionellen, aber originellen Kammerfolk.
Text: Imke Staats
Sie ist 34, stammt aus Sussex, er ist 35, kommt aus Worcestershire. Während Clarke in einem musikalischen Haushalt aufwuchs, ist Walker der Musikpionier seiner Familie. Beide studierten in London und hatten schon jeweils eigene Karrieren gestartet, als sie sich im Juli 2009 trafen. Clarke war zu dem Zeitpunkt unter anderem an einer Filmmusik beteiligt und hielt auch damals schon stets ihre Ohren offen für alles, was sie inspiriert und weiterbringt. Die beiden hatten häufig beruflich miteinander zu tun und stellten fest, dass sie sowohl vom jeweiligen Musikverständnis als auch von der Kombination der Instrumente und Fähigkeiten her gut zueinander passten. Schnell waren sie überzeugt davon, mehr daraus machen zu können. Clarke sorgt für die Lyrics, spielt neben Gitarre auch Saxofon und Holzblasinstrumente wie Blockflöte. Walker ist gelernter klassischer Gitarrist, spielt zudem E-Gitarre, arrangiert und programmiert. Die Zusammenarbeit läuft sehr strukturiert ab. Zuerst schreibt Clarke die Texte und lässt sich dabei von allem Möglichen inspirieren, von Filmen etwa oder anderer Musik. Nach einer strengen Auswahl stellt sie das Beste davon Walker vor und sie besprechen die mögliche Instrumentierung.
Seit sie sich als Duo definieren, geht es steil bergauf. Schnell kamen erste Trophäen, zum Beispiel der Fatea Award des gleichnamigen Indiemagazins für das beste Album und die beste Vokalistin, der Isambard Folk Award oder der BBC Radio 2 Folk Award. In sieben Jahren nahmen sie fünf Alben, EPs und einige Singles auf, dazu einen Song mit Kyle Carey, einer Vertreterin von Celtic Americana. Durch Intensität und Walkers Motto „Spielt fleißig und immer vor neuem Publikum“ haben sie sich inzwischen einen Namen gemacht, was ihnen auch mehr Aufmerksamkeit außerhalb der Britischen Inseln bescherte. Touren durch die Niederlande und Deutschland folgten, und gleich bei ihrem ersten deutschen Konzert im nordrheinwestfälischen Erkelenz war jeder Platz besetzt.
Beide können von ihrer Musik leben, wenn man von „Luxusurlauben und Schampus absieht“, so Clarke. Sie interessiert sich auch für Jazz, liebt Sonny Rollins, Ella Fitzgerald oder Stan Getz und mag alten Soul wie von Sam Cooke, den Drifters oder Bill Withers. Walker hat ein Faible für Singer/Songwriter, im Besonderen für Gillian Welch oder den deutschen Nils Frahm, mag aber auch elektronische Musik.
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