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Johannes Epremian * Foto: Rene Daners

SHORTstory


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Dieser Artikel ist ein Auszug aus der Printversion, das Heft kann bestellt werden unter www.irish‑shop.de.

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Aktuelles Album:

Blues Dans Mon Violon
(Moustache Records, 2019)


Cover Blues Dans Mon Violon


Johannes Epremian

Nur Geige und Gesang

Keine Sorge, Johannes Epremian wird die Gruppe Le Clou nicht verlassen. Oft testen Musiker mit Soloprojekten den Markt, hier liegt der Fall anders. Epremian hatte gar keine Wahl, er musste das Album aufnehmen, denn diese scheinbar so einfache Musik ist ihm ein ganz tiefes Bedürfnis: Cajun reduziert auf Stimme und die vier Saiten der Geige.

Text: Mike Kamp

Johannes Epremian, etatmäßiger Geiger bei Le Clou, den Urvätern der Cajunmusik in Deutschland, spricht bedächtig und formuliert präzise. Aber das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass ihn das Thema emotional bewegt. Er könnte stundenlang erzählen. „Diese Sologeschichte hat eine ganz andere Intensität als die Arbeit in einer Gruppe. Ich mache mir seit diesem Projekt sehr viele Gedanken über die nicht gespielten Noten, die scheinbar genauso wichtig sind wie die Töne, die man tatsächlich spielt. Die Leere, die Kargheit, die man erschaffen kann, wenn man nur als Solist auf der Bühne oder im Studio steht, hat eine große Kraft und lässt einen direkt in die Herzen der Zuhörer fühlen. Das ist eine Sache mit Suchtpotenzial für den Musiker.“
Es war Michael Bentele vom jährlichen American Cajun, Blues & Zydeco Festival, dessen Anfrage, ob er bei der 2018er-Ausgabe einen Solospot machen möchte, bei Johannes Epremian die Erinnerung an alte Heroen der Zwanziger- oder Dreißigerjahre weckte. Er hatte Musiker wie Dewey Balfa oder Dennis McGee in den Achtzigern noch in Louisiana getroffen und mit ihnen musiziert. „Was mich fasziniert hat, war die Vorstellung, dass es damals noch möglich war, mit einem Geiger einen ganzen Tanzabend mit 150 bis 180 Leuten zu beschallen, natürlich ohne Verstärker. Und das war für mich sozusagen der Einstieg in das Projekt.“
Die Tour durch Deutschland lief erfolgreich und der Gedanke an ein Album lag nahe. Hier waren Epremians Kontakte zur Familie des Grammy-Gewinners Joel Savoy sehr nützlich, der ihn in sein Studio einlud. „Hier in Europa schafft man erst tote Räume und später wird dann notwendigerweise Hall et cetera auf digitaler Basis dazugemischt, um das Ganze natürlich klingen zu lassen. Joel dagegen hat für den Hall einfach Raummikros aufgestellt, alte RCA- oder Neumann-Mikrofone, und wenn er etwas mehr Hall brauchte, hat er einfach das Raummikro raufgefahren. Es war ganz spannend zu sehen, wie er arbeitet. Viel intuitiver als wir hier in Europa.“ Ein weiteres Beispiel: „An einem Tag haben wir ein Stück über einen Regen aufgenommen, der über dem Mississippi hing, und in dem Moment kam ein tropischer Regensturm mit unglaublichem Donner und Starkregen runter. Das konnte man im Studio hören. In Deutschland würde man die Aufnahmen gleich abbrechen. Joel jedoch hat mir zugezwinkert und die Studiotür aufgemacht, sodass wir auf diesem Stück jetzt echten Regen und Donner haben.“

... mehr im Heft.