Aktuelles Album:
Rose Avenue (Inside/Rykodisk/Warner, 2019)
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Joel RafaelChris de Burgh ist kein role model
Mit Rose Avenue legt der amerikanische Singer/Songwriter Joel Rafael sein zehntes Album vor. Rafael zählt zur alten Garde der US-Folksänger und ist Zeitgenosse und Weggefährte von Leuten wie Jackson Browne, Taj Mahal,
Emmylou Harris und Crosby, Stills & Nash, mit denen er schon die Bühne geteilt hat – vor allem aber die Überzeugung, sich in seiner Musik immer auch politisch zu äußern.
Text: Rolf Thomas
Gleich neun neue Stücke des profilierten Komponisten Joel Rafael enthält sein neues Album. Los geht es allerdings mit dem berühmten Lied „Abraham, Martin And John“, geschrieben 1968 von Dick Holler und ein großer Hit für Dion – Leadsänger der alten Rock-’n’-Roll-Truppe Dion and the Belmonts – in seiner Protestphase. Gesungen wurde es aber auch von Leuten wie Marvin Gaye, Harry Belafonte und Ray Charles. „Das Stück hat schon in den Sechzigerjahren eine bestimmte Saite in mir anklingen lassen“, erinnert Rafael sich. „In dem Lied geht es um Führerschaft und darum, sich selbst zu betrachten.“ Er singt hier zusammen mit Eliza Gilkyson, die er schon seit zwanzig Jahren kennt. „Sie erschien mir die ideale Person für den Song“, meint er, „denn wir teilen eine Menge Werte.“
Eine der schönsten Eigenkompositionen ist das fließende „Secrets Of The Heart“. „Der Song ist eigentlich nur eine Reaktion auf die Zeit, in der wir leben“, findet Rafael. „Es war der erste Song, den ich für das Album geschrieben habe.“ Zwei andere Titel singt er zusammen mit Jason Mraz, den er vor acht Jahren bei einem Festival in New Orleans kennengelernt hat. „Wir mochten uns sofort und seitdem machen wir ab und zu etwas zusammen.“
Joel Rafael wurde 1949 in Chicago geboren, aufgewachsen ist er in Kalifornien, wo er immer noch lebt. Sein CD-Debüt gab er im zarten Alter von 45 Jahren. Warum hat das so lange gedauert? „Ich hatte schon als Teenager einen Plattenvertrag“, lacht der Sänger, „aber damals sind meine Aufnahmen nicht veröffentlicht worden – vielleicht sollte man das ja heute tun; ich habe sie neulich noch einmal zufällig zu hören bekommen. Die nächsten dreißig Jahre hat sich dann leider nie wieder etwas ergeben. Erst in den frühen Neunzigern entstanden diese ganzen Independent-Labels und schufen eine Infrastruktur, die mir entgegenkam. Ich konnte eine Platte so aufnehmen, wie ich es wollte – davor hatten die Plattenfirmen immer so eine Art neuen Chris de Burgh aus mir machen wollen.“
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