Aktuelles Album:
Island (Mind’s Eye Records, 2017)
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Carus ThompsonEffizienz und Leidenschaft
Schnappschüsse vor Sehenswürdigkeiten wechseln sich ab mit Fotos und Videoschnipseln von Liveauftritten, Szenen eines Familienurlaubs im Südwesten Englands mit Ankündigungen der nächsten Auftrittstermine. So sieht das Facebook-Profil eines Künstlers aus, der einen Weg für sich gefunden hat, Musik und Familienleben unter einen Hut zu bringen.
Text: Stefan Backes
Sechs Jahre ist es her, dass der australische Singer/Songwriter Carus Thompson zuletzt auf ausgedehnter Deutschlandtour war. Diesmal ist er gleich für drei Monate nach Europa gekommen, Frau und Kinder hat er mitgebracht. Sein Aufenthalt dient dabei nicht nur dem Touren, sondern auch der Studioarbeit. „Ich nehme mein neues Album in England auf, weil ich schon lange eins mit meinem Musikerfreund Seth Lakeman machen wollte.“ Dazu war jetzt die Gelegenheit. Mit dem Bonus, dass der englische Folkstar den Gästen ein wenig von seiner Heimat zeigen konnte.
In den Nullerjahren hat sich Thompson mit seinem unprätentiösen und authentischen Stil auch in Deutschland eine treue Anhängerschaft erspielt, was ihn Jahr für Jahr zurückkommen ließ. „Es hat vielleicht damit zu tun, wie ich spiele und schreibe. Die Deutschen wollen echte Leidenschaft und Energie sehen, und nur auf diese Weise kann ich Musik machen.“
Als seinem 2011 geborenen Sohn drei Jahre später eine Tochter folgte, wurden seine Abstecher seltener und kürzer. „Wenn du Kinder bekommst, lernst du, effizienter mit allem umzugehen“, erklärt der 42-Jährige. Der nun auch längere kreative Zeitraum zwischen Albumveröffentlichungen half ihm, neue Ideen zu sammeln. „Elternschaft macht einfühlsamer. Man versteht die universellen Probleme, die wir Menschen erleben, besser. Für mich hatte meine Musik nie größere Bedeutung als jetzt.“
Aber es gilt natürlich auch, eine Familie zu ernähren. „Ich habe mich immer auf einem Niveau bewegt, das nie wirklich erfolgreich war. Es müsste doppelt so gut laufen wie jetzt, um komfortabel zu sein.“ Hinzu kommt die häufige Abwesenheit von zu Hause, das Schicksal des tourenden Profimusikers. „Diese Phasen versuche ich, so kurz wie möglich zu halten. Es ist ein großes Opfer, das man bringt, auf beiden Seiten, aber nur so kann die Musik raus in die Welt.“
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