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Varză Călită mit Arizona DreamDas Balkanik-FestivalGara Regală Băneasa, Bukarest, 8.-10.9.2017
Text: Grit Friedrich
Um es gleich zu sagen, Bukarest ist nicht das neue Tiflis. Sicher sind die Clubs auch in der rumänischen Kapitale interessant für die üblichen Partytouristen, aber hier geht es um eine Veranstaltung, die Balkanmusik nach Hause geholt hat. 2011 gründeten ein paar Freunde aus der Filmbranche um Daniel Mitulescu das erste Festival in Rumänien, das sich explizit um Musik vom Balkan drehte, dabei die lokale Szene stärken, ein Publikum für Weltmusik aufbauen und nebenbei das beschädigte Selbstwertgefühl der Rumänen etwas aufbessern wollte, erinnert sich die 29-Jährige Balkanik-Programmchefin Ligia Keșișian Mitulescu.
Balkanmusik in Bukarest zu zeigen ist fast wie Eulen nach Athen zu tragen, aber so einfach ist die Sache nicht. Denn Bands wie Fanfare Ciocărlia oder Taraf de Haïdouks wurden seit den Neunzigerjahren zwar weltweit gefeiert, hatten aber in der Heimat so gut wie keine großen Konzerte, nicht zu reden von anderen weniger bekannten lokalen Romabands. Das Balkanik-Festival versucht genau diese Lücken zu füllen. Außerdem gab und gibt es zwischen Berlin, Stockholm, Paris, Warschau, Istanbul und Barcelona spannende Balkanmusikprojekte, die man vor der eigenen Haustür zeigen wollte. Das siebte Jahr brachte den Umzug vom Gradina Uranus auf ein anderes Gelände neben dem Gara Regală Băneasa, es liefen nonstop Musikfilme von Arizona Dream von Emir Kusturica bis zum Meisterwerk des Griechen Costas Ferris, Rembetiko.
Aus Schweden kam das Süperstar Orkestar zum Balkanik, nach ihrem Konzert ging das Feiern der tanzenden Menge noch eine gute halbe Stunde weiter. Das war spontan, passiert aber bei diesem Festival immer wieder. Auch nachts, nach dem Ende des offiziellen Programms, gab es Sessions von lokalen Musikern mit Gästen aus Spanien, Belgien oder Polen. Das Barcelona Gipsy Klezmer Orchestra besuchte beispielsweise das Musikerdorf Clejani unweit von Bukarest. All diese Begegnungen machen den Charme des Balkanik aus, das mit circa 12.000 Besuchern an drei Tagen keine Nischenveranstaltung mehr ist, sich aber durchaus eine familiäre Atmosphäre bewahrt hat. Und es wurde auch von vielen jungen Leuten und Familien mit Kindern besucht. Die friedliche, entspannte Stimmung erinnerte an die Anfänge des Rudolstadt-Festivals.
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