Faber Gegen den Strom? Faber * Foto: Michael Pohl
Ein junger Liedermacher spaltet die Gemüter. Lassen sich die von Degenhardt, Süverkrüp, Wader, Mey oder Hüsch Sozialisierten oft weder von dem erst 24-Jährigen noch von den meisten seiner derzeitigen Kolleginnen und Kollegen des Genres begeistern, trifft Faber mindestens bei seinen Altersgenossen einen Nerv, wofür ausverkaufte Konzerte, ein Majorlabelvertrag, eine Top-Zwanzig-Platzierung in den Albumcharts und euphorische Besprechungen in den Mainstreammedien sprechen. Und das, obwohl er keines der gängigen Deutschpopklischees bedient, vermeintlich verstaubte Musikstile verwendet und mit bisweilen bitterbösen bis politisch unkorrekten Texten provoziert. Ein hochdeutsch singender Schweizer auf Siegeszug durch Deutschland? Eine ... mehr > von Stefan Backes |
Jordi Savall – Orpheus XXI
von Martin Steiner
Der Gambist Jordi Savall entdeckt und verbindet Welten. Vor rund fünfzig Jahren brach er auf, um dem Publikum die Musik der Renaissance und des Barock näherzubringen. Dafür holte er in Vergessenheit geratene historische Instrumente aus dem Mottenschrank und sorgte mit möglichst authentischen Aufführungen für frischen Wind in der Klassikszene. In jüngerer Zeit lotet er mit seinem Ensemble Hespèrion XXI die Verbindungen der orientalischen Musik mit der Tradition der Iberischen Halbinsel aus.
Bei seinen Recherchen in Osteuropa und der Türkei blieb dem Katalanen das menschliche Elend ... mehr >
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Glen Hansard
von Stefan Sell
Der Saal ist stockdunkel, Menschen drängen, Handys und Notbeleuchtung glimmen, die Luft staut sich vor Erwartung. Glen Hansard kommt vor die Bühne, eröffnet das Konzert ohne Verstärkung, zupft und hämmert die Saiten seiner Gitarre und singt mit einer Stimmkraft, die tief berührt. Die Darbietung steigert sich wie Ravels „Boléro“, die Dynamik, mit der Hansard den Saal elektrisiert, ist so, als wäre er schon bei der Zugabe angelangt. Dann wird die Bühne in gleißend-grelles Scheinwerferlicht getaucht, die fulminante Band mit Bläsern und Streichern betritt die Szenerie und der ... mehr >
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Timo Alakotila
von Jens-Peter Müller
Am 6. Dezember 1917 erlangte die fast sechshundert Jahre von Schweden und vom russischen Zarenreich beherrschte finnische Nation ihre Unabhängigkeit. Ein starkes Bewusstsein für die eigene, sowohl vom Westen als auch vom Osten beeinflusste Kultur war und ist für das kleine Volk mit knapp fünf Millionen Einwohnern identitätsstiftend und lebenserhaltend. Finnische Filmproduktionen und – seit 1984 an der Sibelius-Akademie in Helsinki weltweit erstmalig ein Studiengang für Volksmusik eingerichtet wurde – finnischer Folk sind internationale Aushängeschilder, die für höchste Qualität ... mehr >
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La Bricole
von Ulrich Joosten
An der nordfranzösischen Opalküste, unweit der Grenze zum flandrischen Belgien liegt das Hafenstädtchen Boulogne-sur-Mer, direkt an der Mündung des Flusses Liane in den Ärmelkanal. Seit jeher hat der heute etwa 42.000 Einwohner zählende Ort im französischen Départment Pas-de-Calais maritime und militärische Bedeutung. Schon in der Römerzeit als Bononia bekannt, war die Stadt Haupthafen der Verbindung zwischen Britannien und dem Festland. Cäsar und Claudius nutzten sie als Basis für die römische Invasion Britanniens, und auch Napoleon bereitete dort die geplante Eroberung ... mehr >
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Jim Kweskin
von Christoph Wagner
In den Sechzigerjahren war er einer der populärsten Musiker des amerikanischen Folkrevivals. Jim Kweskin machte mit seiner Jug Band, zu der Geoff und Maria Muldaur gehörten, die unbeschwerte Gute-Laune-Musik der Vorkriegszeit bei der Nachkriegsjugend populär und trat in Rockarenen unter anderem mit den Doors auf. In den Achtzigern wurde es ruhiger um den Folksänger, der damals seine musikalischen Ambitionen etwas zurückstellte. Seit zehn Jahren ist er wieder voll da. Gerade hat er ein neues Album vorgelegt, das ihn in exzellenter Form zeigt. ... mehr >
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von Bernd Gürtler
Ende der Fünfzigerjahre verliert die Countrymusik ihr Publikum an Elvis Presley und den Rock ’nʼ Roll. Marktanteile zurückerobern
kann der Nashville Sound, eine Stilform, die sich üppiger Streicherarrangements, raffiniertem Backgroundgesang und geschmeidiger Beats bedient. Derzeit erlebt Nashvilles ... mehr >
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von Stefan Franzen
Über die Iberische Halbinsel hinaus klingt ihr Name noch unvertraut. Dabei verfügt die Katalanin Sílvia Pérez Cruz über eine Ausnahmestimme, der zwischen Barcelona und Lissabon momentan wohl keine andere das Wasser reichen kann. ... mehr >
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von Fabian Brändle
Er ist ein Urgestein des Irish Folk. 1945 in Newbridge bei Dublin geboren, erschien sein erstes Soloalbum Paddy On The Road bereits 1969. In den Siebzigerjahren war er Mitglied der erfolgreichen Band Planxty. Manche seiner Lieder haben einen historischen, andere einen dezidiert sozialkritischen Hintergrund. Christy Moore schrieb auch einen Song über die irischen Freiwilligen, die auf beiden Seiten des Spanischen ... mehr >
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von Wolfgang König
Innerhalb der letzten zwölf Monate ist der Berliner Tobias Thiele deutschlandweit zu einem Begriff in der Liedermacherszene geworden. Er bekam den Förderpreis 2017 der Liederbestenliste und gewann die Ausschreibung für das Kulturstipendium auf Burg Waldeck im Hunsrück, die einst für Künstler wie Reinhard Mey, Franz Josef Degenhardt, Hannes Wader oder Hanns Dieter Hüsch ein ... mehr >
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von Martina Zimmermann
Die Band Takeifa sind die Geschwister Keita – vier Brüder, Gitarrist Cheikh, Sänger Jac, Schlagzeuger Ibrahima und Rapper Fallou Keita, plus ihre Schwester Maah Khoudia alias Mamma Keita am Bass. Gass Giss lautet der Titel ihres dritten Albums, auf dem sich südafrikanische Zuluriffs wie selbstverständlich mit senegalesischem Rap oder Mandingoklängen aus Mali vermischen. Gass Giss bedeutet in der senegalesischen ... mehr >
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von Harald Justin
Wie ging das noch einmal mit dem Beschweren? War das schon alles, dieses Grummeln im stillen Kämmerlein, im Treppenhaus oder am Stammtisch? Sollte da nicht mehr sein als das bloße Erstaunen, wenn die freundliche Stimme bei der Beschwerdehotline mit dem Ratschlag daherkommt, es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal zu probieren, da alle Leitungen besetzt sind? Wer jetzt nicht weiterweiß, kennt keinen ... mehr >
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Tinariwen begeistern mit ihrem Wüstenrock aus der Sahara
Es sind genau die richtigen Klänge für hochsommerliche Temperaturen: Wüstenblues aus der Sahara. Von dort kommt die Tuareg-Rockgruppe Tinariwen, die in der Stadt östlich von Stuttgart ein eindrucksvolles Konzert gab. Die Musik kommt in gemächlichem Tempo daher, nur logisch für eine Band aus einer Region, wo die brütende Sonne das Leben auf die Kriechspur zwingt. In den gleißenden Gitarrenklängen meint man die flimmernde Hitze ... mehr > |
Labrassbanda
Dass wir nicht mehr nur die agilen Balkan-Gypsy-Brassbands cool finden, bei deutscher Blasmusik nicht mehr sofort die Nase rümpfen und der hiesigen, vor allem südlichen neuen Volxmusik zu einem X und Salonfähigkeit verholfen wurde, an all dem hat diese Combo seit zehn Jahren maßgeblichen Anteil. Ihr Jubiläum feierten die für ungewöhnliche Auftritts- und Aufnahmeorte bekannten, so erdverbundenen wie weltgewandten Bayern mit einer ... mehr > |
Das Balkanik-Festival
Um es gleich zu sagen, Bukarest ist nicht das neue Tiflis. Sicher sind die Clubs auch in der rumänischen Kapitale interessant für die üblichen Partytouristen, aber hier geht es um eine Veranstaltung, die Balkanmusik nach Hause geholt hat. 2011 gründeten ein paar Freunde aus der Filmbranche um Daniel Mitulescu das erste Festival in Rumänien, das sich explizit um Musik vom Balkan drehte, dabei die lokale Szene stärken, ein Publikum für ... mehr > |
Svavar Knútur lockt die Regenmäntel raus
Eigentlich war noch Sommer, zumindest kalendarisch, als der isländische Troubadour zum langgeplanten Freiluftauftritt auf St. Pauli einflog. Es war das erste Konzert seiner „Goodbye Loveliest Tour Part II“, die durch den Norden Europas, ganz Deutschland und die Beneluxstaaten führte und Mitte November in Ahlen endet. Wenigstens die Gastgeber hätten sich einen wärmeren und trockeneren Empfang gewünscht, doch an diesem Tag brach der ... mehr > |
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Gedanken zur Zeit
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Michael Sez
von Michael Kleff
„Wir sollten unseren eigenen Hintern hochkriegen und versuchen, auch wieder stärker politisch in unseren Songs zu sein.“ Wer hat das wenige Tage vor der Bundestagswahl gesagt? Wahrscheinlich werden Sie nicht sofort drauf kommen, deshalb noch ein Zitat als kleine Hilfe: „Ich hab von Frau Merkel auch noch nichts dazu gehört, was im Osten vorgeht, was da für ein Rechtsruck passiert.“ Sie wissen es immer noch nicht? Okay, es war Herbert Grönemeyer, der mit anderen ... mehr > |
Gastspiel
von Ulli Bögershausen
Diese Frage behandelte auch ein Artikel in der Süddeutschen Zeitung (SZ) vom 17. Juli 2017. Es geht um den Einsatz seltener Hölzer im Gitarrenbau, der eine lange Tradition hat. Das Washingtoner Artenschutzabkommen CITES hat viele davon unter besonderen Schutz gestellt, seit Anfang dieses Jahres auch alle Palisanderarten, von denen der Rio-Palisander bereits seit 25 Jahren der höchsten Schutzstufe unterliegt. Von diesem Holz dürfen seitdem nur noch Bestände ... mehr > |
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Liebe Musikfreundinnen und -freunde,
wenn es in dieser selbstbezogenen Welt schon eine Firma gibt, die I-Phones und I-Pads herstellt, dann muss es doch auch legitim sein, wenn ich ein „I-ditorial“ schreibe. Richtig, dieses Editorial ist zumindest in Teilen mir selbst gewidmet, wobei ich vorauseilend versichere: Das bleibt die absolute Ausnahme, und ich habe wegen der aktuellen politischen Lage auch ein ziemlich schlechtes Gewissen.
Was mich bewegt ist Folgendes: Ich weiß zwar nicht genau, wo die statistische Lebenserwartung meines Jahrgangs liegt, aber sie dürfte ... mehr >
VORSCHAU FOLKER 1/2018
„Die Zukunft der Folkmusik?“ Mit dieser Frage war die Titelgeschichte der ersten Ausgabe des Folker 1998 überschrieben. „Folk ist bedeutungsvoll, nicht marktgerecht“, sagte Ani DiFranco damals. Heute, zwanzig Jahre später, fordert sie mit Blick unter anderem auf viele Hip-Hop-Künstler, „unsere Vorstellung von dem zu ...
Der nächste Folker erscheint zum 1. Januar 2018
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Col Legno
Unverwechselbar sind sie schon auf den ersten Blick, die zweifarbig gehaltenen Cover des Labels Col Legno. Sehr heterogen dagegen ist der Katalog. Er beherbergt zeitgenössische Volksmusik wie Alma, Federspiel oder Franui, parallel dazu Indiepop und Avantgarde. Labelchef Andreas Schett, zugleich Kopf der Musikbanda Franui aus dem Osttiroler Innervillgraten, gibt Einblicke in die über dreißigjährige Geschichte des Wiener ... mehr >
Jüdische Kultur in Berlin-Neukölln
Grandiose Sessions, viele gemeinsame Bandprojekte, Open-Air-Konzerte im Sommer und ein Festival im Winter – langsam, aber sicher hat sich Berlin-Neukölln zum Klezmerzentrum in Deutschland gemausert. Wie es dazu kommen konnte, verrieten zwei der Protagonisten im ... mehr >
Fünfzig Jahre Trikont
Trikont aus München begann als linksradikaler Verlag und präsentiert heute die Reihe Stimmen Bayerns und natürlich vieles mehr. ... mehr >
BR Heimat
„Wir wollen eine Volksmusikwelle auf den Weg bringen“, verkündete BR-Intendant Ulrich Wilhelm am 11. März 2014 beim Digitalradiogipfel im Münchner Funkhaus, wo sich führende Vertreter öffentlich-rechtlicher und privater Sender mit Politikern und Rundfunkgeräteherstellern zum Thema ... mehr >
Zigeunerfestival in Köln
Der Geiger Markus Reinhardt und seine Kölner Mitstreiter rücken die Musikkultur der Zigeuner in den öffentlichen Fokus. Mit sommerlichen Festivals und Konzertnächten in anderen Jahreszeiten fügen sie der regionalen Musikszene einige besonders schillernde Facetten ... mehr >
In dieser Ausgabe: Les Maries Jetzt hat der musikalische Nachwuchs im Bereich Folk, Lied, Weltmusik die Möglichkeit, sich mit einem ausgefüllten Fragebogen unseren Leserinnen und Lesern vorzustellen.
Dieser Bogen wird als Bewerbung an die Reaktion gemailt und nach Durchsicht einer pro Heft in der Rubrik "Szene" abgedruckt. Zum Fragebogen geht es [hier].
TOM PALEY
19.3.1928, New York City, USA
bis 30.9.2017, Brighton, England
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