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Raus aus dem HamsterradKofelgschroaFranz K, Reutlingen, 12.10.2017
Text: Christoph Wagner
Auf der Bühne stehen drei Musiker und eine Tuba. Hinter der versteckt sich der vierte Mann. Das bayerische Roots-Music-Quartett Kofelgschroa macht den Eindruck einer ziemlich verhagelten Musikkapelle: verbeulte Instrumente, zerzauste Musiker, windschiefe Melodien und rauer Dialekt. Die Gruppe kommt aus Oberammergau und inszeniert sich als Antipop-Spektakel – keine opulente Lightshow, keine riesige Verstärkeranlage, keine coolen Posen, kein exaltiertes Stargehabe. Im Gegenteil, Kofelschroa machen einfach nur Musik.
Ihre Songs handeln von den kleinen Begebenheiten des täglichen Lebens, die durch einen anderen Blick plötzlich in neuem Licht erscheinen. Die Musiker singen von moderner Musiktechnologie wie in „Loopmaschine“ und formen das Lied in eine Parabel auf das Hamsterrad der modernen Existenz um, wenn nur noch Routinen den Alltag bestimmen. Das „Schlaflied“ kommt einem dagegen wie die gesungene Version von Peter Handkes Versuch über die Müdigkeit vor, während andere Lieder dem Anorak („Annoraaq“) als praktischem Kleidungstück die Ehre erweisen oder vom Wäschemachen erzählen. Manchmal überdrehen die vier die Texte in dadaistischer Manier wie in der Huldigung an ihre Heimatstadt – der Song „Oberammergau“ ist ein wahrer Zugenbrecher, der mehr und mehr in die Sinnlosigkeit entgleitet. Der Ohrwurm „Venedig“ komplettiert das Programm, das von „Baaz“, dem Titelsong ihres aktuellen Albums mit einer Textschleife, die einem kryptischen Mantra gleicht, abgerundet wird.
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