Kampf gegen das Patriarchat Ani DiFranco Unbeirrbar unabhängig und politisch Ani DiFranco * Foto: Matthias Kimpel
Vancouver Folk Music Festival im Sommer 1992. Ani DiFranco war gerade einmal 21 und hatte kurz zuvor ihr drittes Album Imperfectly auf ihrem eigenen Label Righteous Babe Records veröffentlicht, das sie 1990 gegründet hatte. Im Gespräch zeigte sich die junge Musikerin schon damals als Aktivistin und politisch bewusste Geschäftsfrau. Sechs Jahre später zierte DiFranco das Titelbild der ersten Folker-Ausgabe 1998. Mit „Die Zukunft der Folkmusik?“ war die Titelgeschichte überschrieben. „Folk ist bedeutungsvoll, nicht marktgerecht“, sagte sie damals. Heute, zwanzig Jahre und rund dreißig Alben später, fordert sie mit Blick unter anderem auf viele Hip-Hop-Künstler, „unsere Vorstellung von dem zu erweitern, woher die Protestkunst kommt“. Diese Offenheit zeigt sich auch bei den Künstlern, die auf Righteous Babe veröffentlicht haben, darunter musikalisch so unterschiedliche Namen wie Anaïs Mitchell, Andrew Bird, Arto Lindsay, Toshi Reagon und Utah ... mehr > von Michael Kleff |
20 Jahre Folker
Eindrücke eines einzelnen Herrn
In einem Zeitungsbericht über Sturmschäden in Norddeutschland las ich neulich, die Feuerwehr hätte Drehleiern im Einsatz gehabt. Donnerwetter, dachte ich. Wozu das denn? Waren ihnen die Sirenen ausgefallen? Aber dann sah ich meinen Fehler: Da stand „Drehleitern“. Bei diesem Freudʼschen Verleser musste ich gleich an meinen leider verstorbenen Freund und Liederjan-Mitbegründer Anselm Noffke denken. Er spielte Drehleier (aktiv) und war in seinem Dorf Feuerwehrmitglied (passiv). Bei der Drehleier oder Radleier ist der Spieler immer ... mehr >
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Das Nishtiman Project um Hussein Zahawy
von Stefan Franzen
Sie stammen aus dem Irak, dem Iran und der Türkei, leben im Exil oder zu Hause – doch sie sind allesamt Kurden. Die gerade mit dem Jahrespreis der deutschen Schallplattenkritik dekorierten Musiker von Nishtiman lassen den Zusammenhalt eines Kulturraumes neu erstehen. ... mehr >
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Goran Bregović
von Wolfgang König
In den Neunzigerjahren wurde der 1950 als Sohn einer Serbin und eines Kroaten geborene bosnische Komponist und Musiker Goran Bregović durch seine Soundtracks für Filme von Emir Kusturica international bekannt. Schon immer ließ er sich von unterschiedlichsten Traditionen inspirieren – nicht ungewöhnlich für einen Künstler aus dem multikulturellen Sarajevo. Diesem Aspekt seiner Heimatstadt hat er jetzt mit Three Letters From Sarajevo – Opus 1 ein ganzes Album ... mehr >
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Paddy Bush
von Stefan Franzen
Alle, die ab den späten Siebzigern mit Popmusik in Berührung kamen, dürften seine Klänge kennen, wenn auch unbewusst. Sei es die Balalaika in Kate Bushs Hit „Babooshka“, seien es Mandolinen, ein verrücktes Psalterium, slowakische Hirtenflöten oder madagassische Röhrenzithern, die von ihren frühen Alben bis in die Werke der Neunziger auftauchten – all das geht auf das Konto von Paddy Bush, der im Studio seiner fünf Jahre jüngeren Schwester immer dann zur Stelle war, wenn exotische Tupfer gefragt waren. Im schweizerischen Aarau sprach er anlässlich einer Ausstellung über ... mehr >
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Folk in der Ukraine
von Ines Körver
Politische Umbrüche bringen bisweilen die beste Musik hervor. In der Ukraine ist in den vergangenen Jahren eine vielseitige, oft bizarre Folkszene entstanden, die fröhlich Archaisches und Modernes mixt, völlig konträre Genres integriert und überwiegend weiblich ist.
Doch die Krise, die sie hervorgebracht hat, entzweit sie manchmal ... mehr >
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Eric Andersen
von Michael Kleff
Am 21. Dezember des vergangenen Jahres wäre Heinrich Böll hundert Jahre alt geworden. Schon Monate vorher wurde der Geburtstag des Literaturnobelpreisträgers von 1972 überall in der Republik mit zahlreichen Veranstaltungen begangen. In die lange Liste der Gratulanten reiht sich mit Eric Andersen ein Künstler ein, den man auf den ersten Blick nicht mit Böll in Verbindung bringt. Ein US-Songwriter und der große deutsche Nachkriegsschriftsteller, wie geht das zusammen? „Sehr gut“, sagt René Böll, der Nachlassverwalter seines Vaters. „Beide sind geprägt vom Einsatz für ... mehr >
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El Tuyero Ilustrado
von Katrin Wilke
Die vielfältige Musikkultur Venezuelas ist medial nicht besonders präsent. Zwar tat der pfiffige Soundscout David Byrne schon Mitte der Neunzigerjahre unter anderem die Alternative-Latin-Funk-Band Los Amigos Invisibles aus Caracas für sein New Yorker Label Luaka Bop auf. Doch wer weiß ansonsten auf Anhieb, dass Superstar Oscar D’León aus dieser Salsa-Nation kommt oder der Gipsy-Kings-Gassenhauer „Bamboléo“ auf den populären Song „Caballo Viejo“ von Simón Díaz zurückgeht, der eine nationale Ikone Venezuelas ist? Den Eindruck, dass Venezuela etwas im Windschatten des ... mehr >
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Weltmusiksammler Robert Crumb
von Christoph Wagner
Normalerweise kennt man ihn als Zeichner von Comics. Die verschrobenen Geschichten vom geilen Kater Fritz the Cat sowie von Mr. Natural, dem mystischen Guru mit weißem Vollbart, haben Robert Crumb weltberühmt gemacht. Was die wenigsten wissen: Crumb ist auch ein fanatischer Sammler alter Schellackplatten mit Musik aus allen Teilen der ... mehr >
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von Bernd Gürtler
Mit The Thread That Keeps Us veröffentlichen Calexico Ende Januar 2018 ihr neuntes Studioalbum. Auf dem Cover ist ein verschwommenes Postkartenaquarell, das eine einzelne Menschengestalt beim Durchqueren idyllischer Grashügellandschaften zeigt, im Hintergrund sind alpine Berggipfel und darüber der blaue Himmel zu sehen. Dieses Motiv, lässt sich im Pressetext der Plattenfirma nachlesen, erinnere noch vage an den Mythos des weiten ... mehr >
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von Ulrich Joosten
Die Szenerie erinnert an das Finale von Star Wars – Episode VII. Ein Mann in langem Kapuzenumhang schreitet über den Gipfelpfad eines Berges. Die Kamera folgt ihm im Vogelflug und schwenkt über das Sonnenaufgangsszenario einer atemberaubenden Berglandschaft. Auf dem Rücken trägt der Wanderer, nein, kein Laserschwert, sondern eine Drehleier. Eine Großaufnahme zeigt seine aufmerksamen Augen. Sie mustern einen Greifvogel, der ... mehr >
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von Matti Goldschmidt
Die seit Jahrzehnten administrativ an Tel Aviv angegliederte israelische Stadt Jaffa mit ihrem pittoresken Uhrturm aus osmanischer Zeit ist in Deutschland eher für ihre saftigen Orangen bekannt. Einheimische andererseits lieben die über Jahrhunderte rein arabische, heute gemischt arabisch-jüdische Stadt für ihre Hummuslokale und Fischrestaurants im Hafen. Hier kam Assaf Kacholi auf die Welt, dessen Eltern väterlicherseits seit über ... mehr >
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von Erik Prochnow
Altertümliche skandinavische Musik erklingt, als ob sie gestern erst geschrieben worden wäre. Kaunan erweckt die Ursprünge des vielschichtigen schwedischen Liedguts zu neuem Leben.
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Andreas Albrecht
Wie kann man die Trostlosigkeit einer Stadt in einer Zeile ausdrücken? Andreas Albrecht formuliert knapp, dass dort „kein Hund bellt“, und zwar „lauter und lauter“. Einen Blick empfindet er als unvergesslich, weil er „Alter egal macht“. Immer wieder zeigte er uns, wie oft der Alltag etwas zum Staunen oder Schmunzeln bereithält, und machte seinen Liederabend beinahe zu einem Einführungskurs in die Kunst der unverkrampften ... mehr > |
Kofelgschroa
Auf der Bühne stehen drei Musiker und eine Tuba. Hinter der versteckt sich der vierte Mann. Das bayerische Roots-Music-Quartett Kofelgschroa macht den Eindruck einer ziemlich verhagelten Musikkapelle: verbeulte Instrumente, zerzauste Musiker, windschiefe Melodien und rauer Dialekt. Die Gruppe kommt aus Oberammergau und inszeniert sich als Antipop-Spektakel – keine opulente Lightshow, keine riesige Verstärkeranlage, keine coolen Posen, kein ... mehr > |
Bastian Bandt
Zwanzig Jahre ist es her, seit Bastian Bandt Preisträger beim ersten Liedermacherfestival Hoyschrecke wurde – damals hieß er noch Sebastian G. Birr. Inzwischen sind weitere Hoyschrecken und andere Preise hinzugekommen. Nun konnte man ihn zum ersten Mal mit einem kompletten Programm in der Kulturfabrik erleben.
Der 39-jährige Songpoet stammt aus der Uckermark nordöstlich von Berlin, bekannt auch als Heimat der Bundeskanzlerin. Mit ... mehr > |
Kevin Johansen & The Nada
Das Konzert des panamerikanischen Singer/Songwriters im ausverkauften Kreuzberger Club Bi Nuu war sein erstes und einziges in Deutschland seit 2006. 1964 in Alaska geboren, ging er mit zehn nach Argentinien, ins von der Militärdiktatur gebeutelte Herkunftsland seiner Mutter; später als Teenager für zwei Jahre nach Uruguay, wo er Gitarre spielen lernte. Anfang der Neunziger wieder im nördlichen Amerika seiner Kindheit und in der Heimat des ... mehr > |
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Gedanken zur Zeit
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Michael Sez
von Michael Kleff
Die Israel-Lobby in Deutschland hat wieder einmal erfolgreich den Antisemitismus-Hammer herausgeholt. Auf Initiative einer Kölnerin rückte der WDR davon ab, ein Konzert des Ex-Pink-Floyd-Musikers Roger Waters zu präsentieren. Kurz danach beendeten auch der BR und der SWR ihre geplante Kooperation mit dem Veranstalter der Waters-Konzerte. Der Grund: Seine Unterstützung der sogenannten BDS-Bewegung (kurz für „Boykott, Desinvestitionen, Sanktionen“), die sich gegen ... mehr > |
Gastspiel
von Achim Bergmann und Brendan Erler
Um die Jahrtausendwende begann die viel beschworene Krise der Musikindustrie, symbolisiert vor allem durch die „Tauschbörse“ Napster,
die wohl besser als Vervielfältigungsmaschine beschrieben ist. Die einen sahen darin mindestens den Untergang der Musikkultur, die anderen die einmalige Chance zur Demokratisierung der Musikproduktion und Zerstörung der Musikindustrie. Wie präsentieren sich diese Prophezeiungen nun im heutigen ... mehr > |
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Liebe Musikfreundinnen und -freunde,
als junger Erwachsenen schien mir eine gerechte, tolerante und friedliche Welt relativ einfach erreichbar, und so habe ich mich mit Gleichgesinnten dafür eingesetzt. Aber bald reifte die Erkenntnis, dass Überzeugungsarbeit nicht viel bringt. Heute bin ich der Meinung, dass vor allem Menschen, die mit gutem Beispiel vorangehen, einen friedlichen Wandel herbeiführen können. Zu diesen Menschen gehört die Berliner Rechtsanwältin, Frauenrechtlerin und Autorin Seyran Ateş, die sich seit vielen Jahren für die Belange der ... mehr >
VORSCHAU FOLKER 2/2018
Die vier Frauen und der Mann von Alma stehen für einen frischen, kosmopolitischen Anstrich in der alpinen Klangwelt, der auf Traditionen aus dem Traunviertel oder dem Salzkammergut genauso aufbaut wie auf skandinavischen Roots, auf Anton Bruckner genauso wie auf Apuliens Erbe. Oeo heißt ihr aktuelles Werk, auf dem sie mit Gesang, ...
Der nächste Folker erscheint zum 1. März 2018
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Alte Fischhalle ganz neu
Der Hamburger Hafen ist weit bekannt und eines der international beliebtesten Reise- und Kulturziele. Dass gerade im Süden Hamburgs eine ganz eigene Hafenszenerie nebst Veranstaltungen äußerst charmant aufblüht, ist weniger geläufig, fast noch ein Geheimtipp. ... mehr >
Die Berliner Firma Piranha
Auch wenn das vom Folker abgedeckte Spektrum weniger sprunghaften Wandlungen unterliegt als die Popmusik, passiert es auch im Weltmusikbereich nicht alle Tage, dass eine Firma nach über dreißig Jahren immer noch am Markt ist und ... mehr >
Die Internationale Kulturbörse Freiburg wird dreißig
Auf der WOMEX treffen sich im Herbst die Akteure der Weltmusik, und die Folkszene zählt sich irgendwie dazu. In Freiburg dagegen treffen sich auf der Internationalen Kulturbörse (IKF) diesen Januar zum dreißigsten Mal die Kleinkünstler, die Straßentheaterszene, aber auch die ... mehr >
In dieser Ausgabe: Duo 10-saitig Jetzt hat der musikalische Nachwuchs im Bereich Folk, Lied, Weltmusik die Möglichkeit, sich mit einem ausgefüllten Fragebogen unseren Leserinnen und Lesern vorzustellen.
Dieser Bogen wird als Bewerbung an die Reaktion gemailt und nach Durchsicht einer pro Heft in der Rubrik "Szene" abgedruckt. Zum Fragebogen geht es [hier].
EAMONN CAMPBELL
29.11.1946, Drogheda, Irland,
bis 18.10.2017, Dublin, Irland
| THOMAS VOGEL
11.8.1947, Sindelfingen,
bis 20.10.2017, Tübingen
| DANIEL VIGLIETTI
24.7.1939 in Montevideo, Uruguay,
bis 30.10.2017, Montevideo, Uruguay
| WILMA MEYER
8.1.1920, in Köln,
bis 7.11.2017, in Köln
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