Weitere Literaturempfehlungen:
Norbert Schloßmacher (Hg.), Liebe, treue Johanna! Liebster Gottitt! Die Korrespondenz zwischen Gottfried und Johanna Kinkel, 1840-1858, bearb. v. Monica Klaus Veröffentl. des Stadtarchivs Bonn, 2008
Klaus Schmidt, Gerechtigkeit – das Brot des Volkes. Johanna und Gottfried Kinkel. Eine Biographie Radius-Verlag, 1996
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Ein BR-KlassikerXaver Frühbeis’ „Mittagsmusik extra“Deutsche Volkslieder und ihre Geschichte
„Es begann 2006 mit dem Brief eines alten BR-Klassik-Hörers, der bedauerte, dass im Radio so selten alte deutsche Volkslieder gesendet werden“, erzählt der freie Mitarbeiter des Bayerischen Rundfunks Xaver Frühbeis. Der studierte Volkskundler und Musikwissenschaftler aus München nahm die Anregung auf und stellte überrascht fest, dass in vielen Volksliedern interessante Geschichten stecken, die den Hörern unbekannt sind. Seinen Vorschlag, diese in einer Sendereihe vorzustellen, nahm seine Redaktion an. Die erste Staffel startete am 25. Dezember 2006 mit dem Weihnachtslied „O Tannenbaum“, dessen Melodie über ein Arbeiterkampflied deutscher Auswanderer zur Hymne gleich mehrerer amerikanischer Bundesstaaten geworden ist.
Text: Kay Reinhardt
Die Sendung „Mittagsmusik“ auf BR-Klassik ist ein Sammelbecken für alles, was gerne gehört, aber selten im Radio gespielt wird, wie gehobene Unterhaltungsmusik, Jazz, alte Schlager, Weltmusik oder Klezmer. Die genreübergreifende Volksliedbetrachtung nimmt in der Stundensendung durchschnittlich fünfzehn Minuten ein. Zwischen den Moderationen erklingen Liedbearbeitungen von Hermann Prey bis Achim Reichel, von Hannes Wader bis zum Musikkorps der Bundeswehr. Bei seiner Liedauswahl geht Frühbeis nach dem Prinzip „Im Zweifel für den Angeklagten“ vor. Was ein Volkslied ist, sieht die gesamte Redaktion eher locker. Entscheidend ist der Bekanntheitsgrad. So finden sich im „Mittagsmusik“-Archiv neben Klassikern wie „Feinsliebchen, du sollst mir nicht barfuß geh’n“ auch die Ohrwürmer „Jingle Bells“, „Lili Marleen“, „La Paloma“, „Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad“ oder „Happy Birthday To You“. Sein Verhältnis zur Musik beschreibt der Journalist so: „Mir ist es wichtig zu betonen, dass man sich durch die Welt der Musik nicht auf einer einspurigen, breiten Asphaltstraße bewegt. Ich sehe sie als ein herrlich vielgestaltiges Wirrwarr aus schmalen Wegen, neu planierten Trassen, alten überwachsenen Trampelpfaden und Hängebrücken, ein Labyrinth aus interessanten und ungeahnten Wegen, Plätzen, Menschen und Kulturen.“
Was ist die Geschichte?
Frühbeis sucht nach Liedern, zu denen es Geschichten gibt, und die erzählt er unterhaltsam-bildend statt wissenschaftlich-trocken. Oft recherchiert er mit Hilfe des Liederlexikons auf der Website des Deutschen Volksliedarchivs Freiburg. Im Gegensatz zu wissenschaftlichen Abhandlungen möchte er seinen Hörern einen einfachen Zugang und mehr Genuss verschaffen. Frühbeis geht dabei Fragen nach wie: In welcher Situation ist das Lied entstanden? Wann wurde und wird es wie, wo, warum gesungen? Wie wurde es verändert? Welche Vorformen gab es? Manchmal findet er bei seinen Recherchen längst Vergessenes wieder und überrascht damit – zum Beispiel, dass das vermeintliche Kinderlied „Das buckliche Männlein“ ursprünglich von einem Stalker berichtet, den der Liedersammler Clemens von Brentano zum Streiche spielenden Kobold verfälscht hat. Jede Sendung kann im Archiv von BR-Klassik unter „Mittagsmusik extra“ nachgehört und das Manuskript kostenlos als PDF-Datei heruntergeladen werden. Leider mussten die Musikstücke im Archiv aus rechtlichen Gründen gekürzt werden.
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