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David Kuckhermann

Heimspiel


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Im Zeichen der Notenschüssel

Handpan Festival Berlin

Klangskulpturen in Prenzlauer Berg

Sie begeistert weltweit in Fußgängerzonen, Unterführungen und Parks. Oft ist sie schon als das Instrument des 21. Jahrhundert gepriesen worden – die Handpan. In Berlin steht sie im Mai zum zweiten Mal im Mittelpunkt eines von George Townsend initiierten Festivals.

Text: Ines Körver

Eigentlich ist George Townsend ein zurückhaltender Mensch. Der frischgebackene Lehrer sitzt in Berlin-Tegel in seinem gemütlichen Wohnzimmer, mit beiden Händen eine Teetasse umfassend. Sein Blick schweift ab und zu nach draußen, wo es dunkel, kalt und regnerisch ist. Er konzentriert sich darauf, die exakt richtigen Worte für das zu finden, was er ausdrücken will. Kein leichtes Unterfangen bei einem Gegenstand, der so viele Menschen sprachlos macht. Die Handpan ist ein noch junges, zumeist aus Stahlblech gefertigtes Instrument, das ob seiner vielen Obertöne einen warmen, beruhigenden und gleichzeitig energetisierenden Klang hat. Es ähnelt optisch einem Wok oder Ufo, hat gewöhnlich sieben bis acht Tonfelder, die um einen mittigen Buckel angelegt sind. Der erzeugt den bassigen Grundton und wird „Ding“ genannt. Ob solo oder kombiniert mit traditionellen akustischen Instrumenten wie Didgeridoo, Flöte oder Santur, hat es inzwischen den Status eines Weltmusikinstruments erlangt.

Hang zum Hang

So sehr er sich auch bemüht, sachlich zu bleiben, es gelingt Townsend nicht. Der junge Mann gerät ins Schwärmen und erzählt, wie die Handpan sein Leben verändert hat. 2006 erlebte er sie zum ersten Mal, gespielt von Daniel Waples in einer Unterführung. Er hörte sie nicht live, sondern auf Youtube. „Danach war ich süchtig“, gibt er unumwunden zu. Und er wollte sein eigenes Exemplar haben. Damals gab es exakt einen einzigen renommierten Hersteller, Panart in Bern in der Schweiz. Der hatte 2001 auf der Frankfurter Musikmesse dem staunenden Publikum erstmals eine Klangskulptur namens Hang vorgestellt und war nach wenigen Jahren vom Erfolg des Produkts und den vielen Bestellungen so überrollt worden, dass er das internationale Vertriebsnetz einstellte. Fortan musste man sich schriftlich um den Erwerb eines Hangs bewerben. Auch Townsend schrieb einen Brief – und bekam nie eine Antwort. Inzwischen hatten aber immer mehr Instrumentenbauer angefangen, ähnliche Objekte herzustellen. Für diese bürgerte sich der Terminus „Handpan“ ein.

Höhlenmusik in Südafrika

2014 war es dann soweit, Townsend nannte die erste Handpan sein Eigen, einen Prototyp, den er Deris Babolin aus Italien für 500 Euro abkaufte. Er übte wie ein Besessener, schließlich war der Zeitpunkt günstig, denn er war mit dem Studium fertig und wartete auf eine Referendarstelle. Also ging es bei schönem Wetter raus an den Tegeler See, die ersten Stücke entstanden. Draußen spielen lag und liegt ihm. „Vier Jahre lang habe ich als Jugendlicher mit meinem südafrikanischen Vater in vielen, meist italienischen und spanischen Städten Straßenmusik gemacht“, erzählt er. „Vater spielte Saxofon, meine Stiefmutter Piano, ich Schlagzeug.“ Inzwischen hat Townsend seine erste Handpan verkauft – in Südafrika, wo er sich zuvor den Traum erfüllte, sie in den Cango-Höhlen bei Oudtshoorn zu spielen, die eine fantastische Akustik besitzen.

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