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Guts * Foto: Hans-Jürgen Lenhart

Ortstermin


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Tropische Stimmung im Großstadtdschungel

Guts

Zoom, Frankfurt am Main, 11.6.2019



Text: Hans-Jürgen Lenhart

Dass Fabrice Franck Henri aka Guts einer der namhaften französischen Hip-Hop-Produzenten ist, merkte man bei seinem Auftritt im Frankfurter Zoom nicht. Eher konnte man sich an die Zeit erinnert fühlen, als Kid Creole & The Coconuts in den Achtzigerjahren ihren Mix aus Funk und karibischen Klängen populär machten. Guts und seine fünfköpfige Band mit Bass, Schlagzeug, Gesang, Posaune und Saxofon zeigten die Verbindungen heutiger schwarzer Tanzmusik zwischen Afro-Pop und karibischen Stilen wie Calypso oder Soca sowie brasilianischer und nordamerikanischer Musik wie Funk, Soul und Jazz auf. Letztlich fließt alles in den Grooves der Band zusammen, in denen sogar noch Billy Stewarts Version von „Summertime“ Platz hatte, früher im Beat-Club als Jingle gern gehört.
Guts schien es richtig Spaß zu machen, sich aus den Klangbasteleien seines Studios befreit zu haben. Im Zoom nutzte er Samples wie den Loop eines afrikanischen Chores lediglich als rhythmische Idee für die Band zum Einsteigen. Ansonsten machte er bis auf ein paar Soundeffekte und weitere Loops nur den Conférencier und genoss es sichtlich, der Spiritus Rector der Show zu sein. Der Sänger der Guts-Band, Wolfram Wright, zeigte sich von einer seltenen Vielseitigkeit. Je nach stilistischem Background wechselte er zwischen raustimmiger Anfeuerung und Falsettgesang oder afrikanisch anmutenden Mitsingmelodien. Die Bläsersätze wiederum waren bewusst einfach gehalten, akzentuierten nicht stoßartig wie im Funk, sondern trugen vor allem die Songmelodie mit wenigen solistischen Einlagen und einigen Dub-Effekten – ein typisches Merkmal aktueller Bands zwischen Jazz und World.
Ein seltener Anblick war dabei mit Adélaïde Songeons eine Frau an der Posaune, die an karibische Legenden wie den Ska-Posaunisten Rico erinnerte. Und auch Drummer Cyril Atef ist erwähnenswert, wie er durch seine hypnotischen Rhythmen das Publikum ohne Unterlass zum Tanzen brachte. Manche Momente ließen an die besten Zeiten des Afro-Pop Anfang der Achtziger denken, wo sich die Stücke tempomäßig steigerten und kaum unter dreißig Minuten dauerten. Guts nennt seine Musik „Afro Tropical“. Im Grunde setzte er damit sein DJ-Set beziehungsweise seine Kompilationsreihe „Beach Diggin’“ mit soul- und funkgetränkten Raritäten aus aller Welt in ein Livekonzept um.

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