Das erste Stück ist gerade verklungen, da brandet gleich mächtiger Applaus durchs ausverkaufte Lüdenscheider Kulturhaus. Ohne Zweifel, das Publikum nutzt jede Gelegenheit, um die Acts des Abends zu feiern. Und entsprechende Anlässe für die 600 Gäste gibt es mit Julie Fowlis und ihrer Band sowie Eric Bibb und dem schwedischen Gitarristen Staffan Astner reichlich. Der örtliche Kulturverein Kalle hat dieses Konzerterlebnis ermöglicht und feiert damit die zwanzigste Saison der Folkpack-Reihe.
Hier spielt Julie Fowlis ihr einziges Deutschlandkonzert 2018 mit einer hochkarätigen Band an der Seite: außer mit ihrem Partner Éamon Doorley an der Bouzouki zudem mit Fiddler Duncan Chisholm, Gitarrist Sean Graham und Ewen Vernal am Kontrabass. Mit Fowlisʼ Stimme im Mittelpunkt entfalten die Musiker vor allem in den ruhigen Stücken eine faszinierende Atmosphäre. Obwohl allesamt Virtuosen an ihren Instrumenten, füllen sie durch ihre zurückgenommene Art den Raum mit Ruhe. So gerät etwa die berückend traurige Ballade „A Ghaoil, Leig Dhachaigh Gum Mhàthair Mi“ zu einem Lehrstück zart gesetzter Dynamik. Dass die fünf auch mitreißendes Tempo spielen können, zeigen sie im Set „The Thatcher/Peter Byrneʼs/The Tripperʼs“, bei dem die Bandleaderin ihr Können an der Tin Whistle erleben lässt. Zudem nutzt sie ein indisches Harmonium, über dessen sparsame Klänge sich weit entfaltend ihre Stimme erhebt – eine extrem effektvolle Kombination. Zusätzliche Farbtupfer setzt die Schottin mit dem galicischen Volkslied „Camariñas“, bei dem Galicisch und Gälisch zusammenkommen. Und mit „Go Your Way“ der Folksängerin Annie Briggs nimmt sie tatsächlich ein Stück in englischer Sprache ins Programm. Da wäre das Mitsingen wahrscheinlich leichter gefallen als bei „Smèorach Chlann Dòmhnaill“, dem Loblied auf den Donald-Clan. Das Publikum lässt sich dennoch von Julie Fowlis anstiften.

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