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Duo Sonnenschirm * Foto: Silvia Hauptmann

Ortstermin


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Philosophische Brachialromantik

Duo Sonnenschirm

Kulturfabrik, Hoyerswerda, 18.3.2017



Text: Reinhard „Pfeffi“ Ständer

Seit mehr als dreißig Jahren stehen die beiden auf der Bühne und beherrschen eine ganze Reihe traditioneller Instrumente wie Konzertina, Waldzither oder Tischharmonium. Sie sind Träger zahlreicher Preise der Kleinkunst und Schallplattenkritik und trotzdem noch immer ewiger Geheimtipp: Jürgen B. Wolff aus Leipzig, Ex-Folkländer, Illustrator, Folker-„Nachspiel“-Cartoonist und verantwortlich für das grafische Erscheinungsbild des Rudolstadt-Festivals, und Dieter Beckert, einst beim Liedtheater Karls Enkel, in Rudolstadt für Symposien zuständig und heute in Dresden meist zwischen Jugendkunstschule und Entertainment beschäftigt. Als Duo Sonnenschirm feierten sie Erfolge, werden aber seitdem von den gesamtdeutschen Medien ignoriert, warum auch immer. Vielleicht hätten sie mehr Auftritte als ein halbes Dutzend im Jahr, aber wegen ihrer beruflichen Vielseitigkeit betreiben sie keine offensive Akquise wie andere Künstler und sind vielen Veranstaltern daher nicht bekannt.
In der Hoyerswerdaer Kulturfabrik hatten Beckert und Wolff bei vollem Saal fast ein Heimspiel, waren doch beide hier schon immer gern gesehene Gäste. Mit ihrem brachialromantischen Humor, mit unglaublichen Wortspielereien und philosophischen Sätzen wie: „Am Anfang war das Wort, und am Ende steht das Missverständnis“, zogen sie alle Register ihres Könnens. Sonnenschirm-Musik heißt vor allem mitdenken, wie bei ihren Vorbildern Monty Python, auch wenn manches zunächst wie dadaistischer Nonsens erscheint. Da gibt es Gratis-Burka-Bügeleisen oder heiligen Kreuzkümmel und immer wieder bewusst politisch unkorrekte Sätze wie: „Der Sprengstoffgürtel scheuert an der Blase, wenn ich doch schon im Himmel wär.“ Oder: „Meine Heimat ist da, wo der Platzhirsch röhrt und dabei den Muezzin stört.“ Letzterer persifliert separatistische Bestrebungen diverser Landstriche, um sich vor Einwanderern zu schützen. Dabei versteht es das Duo, auch komplizierten tagespolitischen Themen eine groteske Seite abzugewinnen. So sagen sie etwa: „Für die flächendeckende Bestäubung pflanzen sie einfach mehr Windräder an.“ Oder: „Rückrufaktion aus Afghanistan: Jungs, die Mohnernte muss rein!“ Und: „Wir verkaufen weltweit Grüne Knollenblätterpilze für die Sterbehilfe.“

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