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Von Wolff bis WollenbergLeipziger Liederszene der AchtzigerjahreWerk 2, Leipzig, 2.2.2018
Text: Reinhard „Pfeffi“ Ständer
Dass es in den Achtzigerjahren in der „DDR-Folkhauptstadt“ auch eine außerordentlich vielseitige und umfangreiche Liedszene gab, ist zumindest Insidern bekannt. Allerdings wurde es um diese nach der Wende etwas ruhig. Nun gelang es einigen Urgesteinen um Rudolstadt-Festivalchef Ulrich Doberenz und Liedermacher Dieter Kalka, die wichtigsten Vertreter für einen Abend auf die Bühne zu holen. Anlass dafür war das Erscheinen eines Medienpaketes mit historischen Aufnahmen aus DDR-Zeiten mit DVD und CD in Buchform (siehe Rubrik „Bücher“ der Ausgabe 3/2018). Eine geniale Idee dabei war es, die Filmaufnahmen während der Auftritte der Künstler teilweise parallel im Hintergrund zu zeigen.
Die Moderation in der restlos ausverkauften Halle D im Werk 2 hatte Dieter Kalka übernommen, unterstützt von Anja Sokolowski-Bieszczadskaja und dem Mimen Willy Keindorf als grantiger Hausmeister. Mit Jens-Paul Wollenberg und seiner Band Pojechaly mit Valeri Funkner am Bajan, Ingeborg Freytag an der Violine und Harald P. Bohner an der Gitarre begannen gleich herausragende Vertreter aus der Messestadt mit düster-sarkastischen Songs wie „Die 7-Schläfer sind erwacht“ oder „Die Ratten“. Wollenbergs Interpretationen bleiben in seiner Art unerreicht. Auch der zweite Künstler des Abends, Jörg „Ko“ Kokott, bekannt vor allem von der Gruppe Wacholder, die in diesen Tagen ihr vierzigjähriges Bestehen gefeiert hätte, brachte sich Unterstützung mit in Gestalt Christian Georgis an Saxofon und Flöten sowie Frank Oberhofs am Akkordeon. Kokott interpretierte Texte von Gerd Püschel wie „Der Krieger über fünfzig“ und der Dichterin Eva Strittmatter, dazu auch ein holländisches Instrumentalstück. Seine warme, sanfte Stimme und sein meisterhaftes Gitarrenspiel begeistern immer wieder. Weniger bekannt als Wollenberg und Kokott sind die stimmgewaltige Chansonsängerin Ines Agnes Krautwurst und ihr Pianist Stephan König. Ihre Lieder „Besessen“, „Vorahnungen“ und weitere kann man als echte Entdeckungen betrachten, während Brecht-Weill-Interpretationen wie „Der Matrosen-Song“ dem Publikum erwartungsgemäß gefielen.
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