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Latinrock der anderen ArtAterciopelados / Nação ZumbiLido, Berlin, 19.7.2017 / YAAM, Berlin 23.7.2017
Text: Katrin Wilke
Was verbindet Kolumbiens Alternativrock-Pioniere mit den Gralshütern des
Manguebeat aus Brasiliens Nordosten, so dass wir hier die jeweils einzigen Deutschlandtermine ihrer Europatour quasi in einem Atemzug rekapitulieren? Abgesehen von einer Art Superstar-Status im Windschatten des großen Musikbusiness-Getöses sowie der gemeinsamen südamerikanischen Heimat, zunächst vielleicht scheinbar wenig. Möglich, dass die Wege der Bands sich bei einem Festival mal kreuzten – dank des innovativen Festival- und Tourveranstalters Paulo André, der mit den wie er aus Recife stammenden Musikern von Nação Zumbi eng arbeitete und auch für die Kolumbianer erstmals Konzerte in Brasilien organisierte. Rein musikalisch nicht ähnlich, machten sich beide doch zeitgleich, Anfang der 1990er Jahre, auf recht neuartige und persönliche Art daran, aus ihren jeweiligen musikalisch reichhaltigen Heimatressourcen mit universellen Anglo-Rockvokabeln eine eigene, neue Sprache zu entwickeln. Das ist jeweils offenbar gelungen, denn die Strahlkraft reicht – wie beide Konzerte sehr vital belegen. Und das trotz teils dramatischer Brüche – das frühe Ableben von Band-Mastermind und Übervater der Manguebeat-Bewegung, Chico Science, sowie die zwischenzeitliche Solo-Arbeit der zwei Aterciopelados-Köpfe, Sängerin und Gitarristin Andrea Echeverri und Bassist Héctor Buitrago. Ihre charismatischen, regional wie global verankerten wie ebenso doppelt funktionierenden Stilkonzepte haben Bestand. Die Kenner der Folklore Kolumbiens und anderer Länder Lateinamerikas wird in deren Repertoire – von der charakterstarken und wundersam zeitlos hippiesken Flower-Power-Frontfrau Andrea strikt auf Spanisch gesungen – diese Verwurzelung spüren, selbst in einem soliden Rock- oder Popsong. Im letzten Jahr nahm man in einem großen farbenprächtigen Spektakel als eine Art Jubilärumsfeier das erste Livealbum auf. Einiges, was davon auf DVD zu sehen und zu hören ist, wurde auch in Berlin zur Freude des zahlreichen, spürbar angetane Publikums akustisch wie optisch wiederbelebt.
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