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Yemen BluesJemenitisch-israelisch-afrikanische EkstaseGretchen, Berlin, 4.10.2019
Text: Katrin Wilke
So intensiv wie die Musik dieser im Kern israelischen Band ist auch die Geschichte der knapp zehn Jahre bestehenden Crew des singenden und Gimbri spielenden Songschreibers und Masterminds Ravid Kahalani. Nicht allzu lange nach der Bandgründung 2010 erfolgte ein Auftritt von Yemen Blues auf der Weltmusikmesse WOMEX, der die Anwesenden regelrecht umhaute. Jener extrem energetische, unvergleichbar klingende Verbund aus Percussionisten, diversen Saiten- und Blasmusikanten – alles dabei von Cello und Geige über Querflöte bis zu Trompete und Posaune – kam damals bereits gut abgehangen und aufeinander eingestimmt daher. Zwischenzeitlich passierten etliche Personalwechsel – die reizvolle, an Instrumentalistinnen reiche Anfangskonstellation ist stark reduziert. Yemen Blues scheint zunehmend mit Kahalani und seinen – nicht zuletzt optischen – Extravaganzen gelabelt zu werden.
Dass er zweifellos der alles zusammenhaltende und ordnende Hingucker-Frontmann ist, dessen charismatischer Gesang sich von rauen Tiefen in Falsetthöhen aufschwingt, war auch beim glücklicherweise nicht unangenehm egozentrischen aktuellen Berliner Auftritt zu viert schnell klar. A cappella eröffnete und beschloss der in langem weißem Gewand und hochhackigen Glitzerstiefeln erscheinende Israeli die gut neunzig schweißtreibenden Minuten. Der 41-Jährige stammt aus einer jemenitischen, vor allem gesanglich traditionsreichen Familie, in der er die entsprechenden Lieder früh aufschnappte und verinnerlichte. Deren Melodien sind verwoben in die klanglich wie rhythmisch betörenden, gleichermaßen komplexen und eingängigen Eigenkompositionen, die auf Blues, Jazz, Funk und westafrikanischer Musik fußen.
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