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Countryrock, Vokalharmonien und viel NostalgieSteve Earle & The Dukes, Graham NashBurgruine Honberg, Honberg-Sommer, Tuttlingen, 8.7.2018
Text: Martin Steiner
Langsam geht ein herrlicher Sommertag zur Neige. Unten in Tuttlingen ist es so ruhig, als hätte sich das ganze Städtchen zur Einkehr zurückgezogen. Über der Stadt, auf dem Honberg, genießen die Leute ein kühles Bier. Eine Bluesband spielt auf. Drinnen vor dem Festivalzelt, wo die zahlenden Gäste Platz nehmen, das gleiche Bild. Angenehm gelassen das Publikum, es ist wohl das gleiche, das schon Mitte der Achtzigerjahre bei Steve Earles internationalem Durchbruch zugegen war. „Nächsten Mittwoch kann ich nicht mit dir ins Konzert kommen“, sagt einer zu seiner Freundin „da habe ich Rentnertreff.“ Er sieht aus, als habe er Crosby, Stills, Nash & Young in Woodstock miterlebt.
Punkt neunzehn Uhr rocken Steve Earle & The Dukes los. Präziser und mit kürzeren Soli vielleicht, doch nicht wirklich anders als vor dreißig Jahren. Der Meister mit seinen drei Herzogen und einer Herzogin führen durch das ganze Spektrum der Band. Eigentlich sollte sich einer, der sich als „Borderline Marxist“ bezeichnet, nicht mit Adligen umgeben. Doch bei solchen Musikern würden sogar Hardcore-Marxisten weich. Nach dem Einstieg mit knackigem (Country-)Rock folgen ein paar sparsam instrumentierte Balladen und ein wunderschön gesungener Countrysong der Geigerin Eleanor Whitmore. Nicht fehlen darf Earles Liebeserklärung an Irland mit einem einnehmenden „Galway Girl“. Leider kommen sein Flair für Countryblues und Bluegrass nicht zum Zug. Dann wird die Band rockig und sehr laut. Nach „Hey Joe“ und eineinviertel Stunden Musik praktisch ohne Ansagen ist Schluss.
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