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Rickie Lee Jones * Foto: Jonathan Olson

Ortstermin


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Zur Klassikerin gereift

Rickie Lee Jones

Theaterhaus, Stuttgart, 12.10.2015



Text: Christoph Wagner

Gegen eine Vielzahl von immer neuen jungen Singer/Songwriterinnen hat es die alte Garde schwer. Nur die besten können sich behaupten. Rickie Lee Jones gehört zweifellos in diese Ka­te­go­rie. Mit einem starken Auftritt im Stuttgarter Theaterhaus demonstrierte die amerikanische Sängerin eindrucksvoll, dass sie immer noch eine Klasse für sich ist.
Kaum hat die Sechzigjährige die Bühne betreten, ein paar Akkorde auf der Gitarre angeschlagen und die ersten Verse von „Weasel And The White Boys Cool“ angestimmt, schon hat sie einen intimen Kontakt mit dem Publikum hergestellt. Ein atmosphärischer Raum entsteht, den man erst nach dem Schlussakkord wieder verlässt. Rickie Lee Jones besitzt eine hypnotischen Gabe: Sie erzählt singend Geschichten und zieht damit das Publikum in den Bann.
Die Amerikanerin ist keine konventionelle Sängerin, die routiniert ein Lied nach dem anderen abspult. Im Gegenteil, sie lädt die Texte mit Gefühl auf. Jones kriecht in ihre Songs hinein, modelliert mit der Stimme die einzelnen Worte, knetet die Silben, was ihre Wirkung noch verstärkt. Oft ist die Liebe in all ihren Facetten das Thema. Ungeschützt breitet Jones ihr Innenleben aus, beschreibt unverstellt Empfindungen und Seelenzustände und singt damit gegen Zyniker und Misanthropen an. Die Welt, die ihre Songs zeichnen, ist nicht aus Zuckerwatte gefertigt, sondern von Einsamkeit, Verzweiflung und Leere bestimmt. Naked Songs war eines ihrer Alben betitelt: „Nackte Lieder“ – das trifft den Kern.
Unterstützt wird Jones von einer exzellenten Gruppe kanadischer Musiker, ausgebuffte Profis, die keinen Ton zu wenig und keinen zu viel spielen, sondern diszipliniert einen Klangraum schaffen, in welchem die Frontfrau ihre Gesangskunst entfalten kann. Souverän wechselt der Keyboardspieler vom Hammondorgelsound zum Klang eines elektrischen Klaviers, während der Gitarrist sein akustisches Instrument immer wieder gegen eine E-Gitarre tauscht und die junge Geigerin schon mal zur Mandoline greift. Und alle singen, wobei der Harmoniegesang die Wirkung von Rickie Lee Jones’ Stimme noch steigert.

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