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Baba ZulaIstanbuler Undergroundfranz.K, Reutlingen, 21.10.2019
Text: Christoph Wagner
Ende der Sechzigerjahre war San Francisco überall. Die psychedelische Rockmusik, die 1967 – im „Summer of Love“ – in der Welthauptstadt der Hippies entstanden war, erfasste nicht nur die gesamte westliche Hemisphäre, auch hinter dem Eisernen Vorhang in Osteuropa sowie in Afrika, Asien und dem Orient spitzten junge Leute die Ohren. Musiker verbanden die flirrenden elektrischen Sounds der amerikanischen Westküste mit ihren eigenen Traditionen, was interessante Stilmischungen ergab.
In der Türkei griff vor über zwanzig Jahren die Rockgruppe Baba Zula aus Istanbul dieses musikalische Erbe auf und schuf einen Mix, der heute als „Turkish Psychedelia“ bei der westlich orientierten alternativen Jugend in der Türkei Erfolge feiert und mehr und mehr auch in Europa an Akzeptanz gewinnt, wie der Auftritt der Band im Reutlinger Kulturzentrum franz.K zeigte.
Um solch einen orientalischen Rock ’n’ Roll spielen zu können, haben die beiden Saitenmusiker Baba Zulas, Murat Ertel und Periklis Tsoukalas, traditionelle türkische Instrumente wie die Kurzhalslaute Oud, die Langhalslaute Saz und die winzige Bağlama-Mandoline umgebaut und elektrifiziert, dazu noch ein Riesenarsenal an Fußpedalen angeschlossen, um mit Wah-Wah-Geräten, Echoeffekten und anderen Verzerrern die traditionellen Melodien Anatoliens in kosmische Umlaufbahnen zu schicken.
Auf der dickbauchigen Basstrommel Davul sorgt Özgür Çakırlar für einen knüppelharten Beat, der sich oft in ungeraden Taktzahlen bewegt. Bei anderen Stücken kommt die Handtrommel Darbuka zum Einsatz, wobei Çakırlars Finger nur so auf das Trommelfell prasseln. Mit diversen Metallbecken akzentuiert Levent Akman als ein zweiter Percussionist die komplexen Rhythmusfiguren und speist gleichzeitig mit dem Sampler vorprogrammierte Sounds ins musikalische Geschehen ein.
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