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Jean TrouilletMister WeltBeat
Vom Produzenten für die legendäre Weltmusikreihe von Network Medien bis zum Labelmanager für Shantel, vom Buchautor bis zum Radiomoderator – in Sachen Weltmusik hat Jean Trouillet aus Frankfurt am Main nichts ausgelassen. Anhand seiner Aktivitäten lässt sich aber auch der immense Wandel des Weltmusikmarktes ablesen.
Text: Hans-Jürgen Lenhart
Bereits 1984 organisierte Jean Trouillet mit Hilfe des Afrikakenners Günter Gretz eine ökonomisch gewagte, aber erfolgreiche Deutschlandtournee des senegalesischen Gesangsstars Youssou N’Dour, bei der dieser seine ersten Auftritte in Europa hatte. Von derartiger Musik kam Trouillet danach nie mehr los. „Ich wollte damals afrikanische Musik aus den ethnologischen Akademikerzirkeln herausführen“, erinnert er sich. In diesem Sinne entstand auch sein viel diskutiertes Buch WeltBeat (mit Werner Pieper, 1989), das sowohl Beiträge über die Vielfalt traditioneller Musik als auch über ethnisch geprägte Popmusik wie Rai, Bhangra oder Afropop enthält. „In den Plattenläden gab es nur die ‚Folklore-international‘-Abteilungen, die aber in keiner Weise Weiterentwicklungen traditioneller Musik repräsentierten“, so der Musikmanager. Für entdeckungsfreudige Musikliebhaber war WeltBeat ein Einstiegsportal, und es trug zur Etablierung wie auch Differenzierung des Begriffs „Weltmusik“ bei. „Leider war diese historische Situation aber nicht nachhaltig“, so Trouillet dazu. „Wenn 3sat heute zum Beispiel seinen Konzerttag sendet, sind fast nur weiße Rock- und Popmusiker dabei.“
Network Medien
Zur gleichen Zeit baute Trouillet zusammen mit Christian Scholze dessen Label Network Medien zu einem Vertrieb für Musik aus aller Welt aus, der mit dem Versand Zweitausendeins kooperierte. Dieser bot dazu in seinem Katalog viel Raum für Informationen zur Musik. „Dadurch entstand ein regelrechtes Weltmusik-Sammlerpublikum“, erklärt Trouillet. „Später veröffentlichten wir Anthologien wie Desert Blues, die verschiedene afrikanische Musikformen außerhalb von Trommelmusik und Afropop zusammenführten.“
Zusammenarbeit mit Shantel
Nach der Jahrtausendwende entstand aus der Weltmusik nach und nach das Genre Global Pop, das Trouillet mit seinem Begriff „WeltBeat“ in gewisser Weise schon vorweggenommen hatte. Er selbst begann nun seine Zusammenarbeit mit einem der erfolgreichsten Vertreter dieser Entwicklung, dem einstigen Electronica-DJ Stefan Hantel alias Shantel. Bei dessen Label Essay Recordings wurde Trouillet 2004 Geschäftsführer. Gemeinsam mit Shantel machte er den Balkanpop berühmt. Gerade auch dessen Crossover zwischen West und Ost zeigt, dass sich das alte Konzept von „Weltmusik“ zunehmend auflöste. „Heute fühlt man sich als Musiker dieser Stilrichtung als Teil des weltweiten Musikpools“, so Trouillet. „Positiv gesehen hat das einen egalitären Moment. Andererseits werden afrikanische Hip-Hop-Bands immer noch nur auf Weltmusikfestivals eingeladen und nicht auf Hip-Hop-Festivals.“
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