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Lückenglück statt LückenbüßerThe 5th Friday im Hamburger Hafenbahnhof
Die fünften Freitage eines Monats sind für die meisten Booker ein Graus, weil sie nicht im selben monatlichen Rhythmus planbar sind, 2019 sind es insgesamt drei. Aus dieser Not machten die Veranstalter im Hamburger Hafenbahnhof eine Tugend und erschufen die Folk-Konzertreihe The 5th Friday.
Text: Imke Staats
Als Ort für die Gründung des Hafenbahnhofs hatten Michael Beckmann und seine Frau Ilse Mänz sowie ein weiterer Freund ein lauschiges Plätzchen ausgewählt: ein trutziges Backsteinhäuschen direkt an der Elbe am Fuß einer Straßenkehre, die vom Altonaer Balkon hinab zu den Hallen der Fisch verarbeitenden Industrie führt, von struppigen Hecken umgeben und etwas in der Erde „verbuddelt“. Bunte Lichterketten auf der Terrasse zappeln an diesem nasskalten Märzabend im Sturm. Da ist man froh, drinnen vor der warm beleuchteten Bar zu stehen. Ein darüberhängendes Kreuz macht klar, woran hier geglaubt wird: „Jesus is Music“. Gemütlich ist es, klein und ideal, eine intime Atmosphäre zu erschaffen, in der auch bei unverstärkter Musik jeder Gast erreicht wird.
Ein versteckter Ort mit Hamburg-Historie
Bis in die Siebzigerjahre diente das über hundert Jahre alte Gebäude als Büro zur Organisation von Fischtransporten, die direkt daneben per Hafenbahn in den etwas weiter unten liegenden Altonaer Schellfischtunnel gelangten. In den Achtzigern kamen Musiker zum Üben hierher. Nach einer kurzen Zeit als Kiosk und langem Leerstand wurde das verwunschene Örtchen dann wachgeküsst. Mit der Eröffnung des Hafenbahnhofs im Mai 2006 war Hamburg um einen beliebten Mix aus Liveclub, Café und Bar reicher. Ein breit gefächertes Angebot sorgt dafür, dass sich jeder hier wohlfühlen kann. Sogar für Privatfeiern lässt sich das kleine Anwesen mieten. Außer Konzerten vor allem aus den Bereichen Blues, Country, Rock ’n’ Roll, Pop, Punk und Jazz finden unter dem Namen „Spelunkenkino“ Filmvorführungen, Lesungen sowie Ausstellungen statt. So hatte hier gleich zu Anfang der 2012 verstorbene Singer/Songwriter Nils Koppruch, Kopf der Gruppe Fink, nicht nur mit seiner Musik, sondern auch als Maler SAM. mit seinen Hafenbildern einen Auftritt. Auch Liedermacher oder Schriftsteller wie Gisbert zu Knyphausen, Stefan Beuse oder Wolfgang Müller fanden ihren Weg in den Hamburger Hafenbahnhof.
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