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Feinste irische Musik vor bayrischer KulisseDer Irish Folk Club Munich ist dreißig geworden
Auf dem Weg zum Folkclub durchquert man einen ungeheuer bayrisch wirkenden Innenhof, wo man sich wie in einem Buch der Heimatschriftstellerin Lena Christ fühlt und sich deshalb zuerst fragt, wie ein irischer Verein in den Stemmerhof geraten ist. Angefangen hat alles mit einem Konzert in der bayrischen Landeshauptstadt.
Text: Gabriele Haefs
Seine allererste Veranstaltung in München, sagt Frank McLynn, habe er 1976 mit einem Auftritt Andy Irvines im Schwabinger Bräu organisiert. Das brachte ihn auf den Geschmack, er lernte Alison Moffat kennen und sie gründeten ihren Irish Folk Club. Der hat im Laufe der Jahre einige Male den Standort gewechselt, war sogar mal im Keller der beiden untergebracht und ist es jetzt eben im Stemmerhof. „Wir lieben den Stemmerhof, der übrigens der letzte Milchhof in der Stadt war“, so McLynn. Als die Kühe auszogen, gründete Roland Fritsch dort einen Club für jede Art von Musik. Frank McLynn und Alison Moffat boten an, den Montagabend zu übernehmen und mit irisch-britischer Musik zu füllen. Eine gute Idee! Die Liste der Auftretenden ist inzwischen lang und beeindruckend, ein paar seien genannt: Andy Irvine, Frankie Gavin, Micho Russell, Dick Gaughan, Seán Keane, Matt Cranitch oder Mick Fitzgerald.
Doch lieber keine Dissertation
McLynn und Moffat lernten sich in München zu einer Zeit kennen, als Franz Josef Strauß dort noch wütete. Was hatte sie dorthin verschlagen? Bei McLynn war es purer Zufall, nach einigen Monaten in New York als Fiddler bei der Band Greensleeves ist er eben dort gelandet. Moffat, die Germanistin, hatte berufliche Gründe. „Ich hatte gerade eine Doktorarbeit über Märchen des deutschen Expressionismus hingeschmissen und kam nach München, habe dort ein Übersetzerdiplom gemacht und bin hängengeblieben. Damals gab’s nur einen Irish Pub, und dort habe ich Frank kennengelernt – der Rest ist Geschichte“, erzählt sie und lacht.
Einen Club zu gründen, lag offenbar nahe. „München“, erzählt McLynn, „hat ja eine große Tradition, was Kleinkunst angeht, und 1976 gab es dafür eine Menge Lokale und Bühnen. Es gab sogar irische Musik in manchen Kneipen, aber das war oft laute Schunkelmusik zum Mitklatschen. Ich fand es eine richtige Idee, auch guten Folk und traditionellen Gesang zu Gehör zu bringen und das ein bisschen so aufzuziehen, wie deine Freunde zu dir nach Hause einzuladen und ihnen einen begabten Künstler vorzustellen.“ Inzwischen ist da auch Ars Musica eine Hilfe, eine Initiative, die – natürlich – im Stemmerhof gegründet wurde.
„Ars Musica ist ein sehr engagierter eingetragener Verein mit einem breit gefächerten Programm. Die Bühne ist liebevoll hergerichtet, wie handgestrickt, sofort zum Wohlfühlen. Klein genug, um mal Experimente zu wagen, und groß genug, um kleineren Bands, Duos, Solisten – meistens – eine annehmbare Gage zu zahlen. Das Publikum kann ohne Mitklatschdrang gscheit zuhören, singt aber gerne mit und tobt ordentlich, wenn’s angebracht ist“, sagt Moffat, die nach all den Jahren schon Münchnerisch klingt.
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