Albumtipp:
Schlagsaite, Vom Mond (2018))
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Musik und IntegrationNeue Informationsplattform für musikpädagogische Flüchtlingsarbeit
Die Aussage „Musik verbindet Menschen“ wird inflationär verwendet. In der musikpädagogischen Flüchtlingsarbeit ist sie aber tatsächlich angebracht – wenn die Arbeit erfolgreich läuft. Damit Musik die Geflüchteten aber wirklich mit der Gesellschaft verbinden kann, muss erst einmal ein entsprechender Rahmen geschaffen werden. Das neue Informationsportal Musik und Integration des Deutschen Musikinformationszentrums (MIZ) hat nun umfassende Informationen zu musikalischen Flüchtlingsprojekten bundesweit zusammengestellt. Hier können sich engagierte Helfer, Initiatoren und Veranstalter über ihre Erfahrungen austauschen und vernetzen.
Text: René Gröger
Mit ihren kleinen Fingerkuppen streicht Joana über die feine Holzmaserung des Instruments. Die dünnen Arme des elfjährigen Mädchens umschlingen den Hals des Cellos, während sie ihren Kopf vorsichtig auf dem Korpus ablegt. Hochkonzentriert blickt die junge Syrerin auf das Instrument ihres Lehrers vor sich. Konrad Bihler zeigt ihr eine Aufwärmübung, damit sie beim Spielen nicht so schnell verkrampft. Seit über zwei Jahren unterrichtet der Augsburger Philharmoniker mit seiner Frau Katja in ihrer gemeinsamen Musikschule ehrenamtlich Kinder wie Joana, die Fluchterfahrungen haben. „Wir wollten uns unbedingt engagieren und haben überlegt, am besten etwas zu machen, wofür wir sowieso schon Spezialisten sind“, sagt Katja Bihler. „Dann hatten wir die Idee, Kindern aus Flüchtlingsgebieten, die hier in eine ganz fremde Welt kommen, die Möglichkeit zu bieten, ein Instrument zu lernen.“
Das Augsburger Projekt „Instrumentalunterricht für Flüchtlingskinder“ ist eines von vielen, die auf der neuen Plattform des MIZ zu finden sind. Nach dem starken Anstieg der Flüchtlingszahlen 2015 haben sich viele musikalische Initiativen dieser Art gegründet, um den Neuankömmlingen die Integration zu erleichtern. Ähnlich wie das Ehepaar Bihler engagieren sich viele Musikpädagogen, Amateur- und Profimusiker ehrenamtlich in diesem Bereich.
Vernetzte Vielfalt
Ob der integrative Unterwegs.Chor Hildesheim, ein spezieller Bundesfreiwilligendienst für geflüchtete Musikpädagogen in Hamburg oder das Rap-Projekt „No Border – Future Me“ aus Düsseldorf, das Spektrum ist breit und die Erfahrungen sind entsprechend sehr unterschiedlich. Genau diese Erfahrungswerte sollen nun gesammelt werden, sodass alle Helfer davon profitieren können. Aus diesem Grund hat das MIZ in den letzten zwei Jahren mit Hochdruck an einem neuen Onlineportal gearbeitet, über das sich die Beteiligten in einem speziellen Forum austauschen können. Gleichzeitig sollen aber auch Interessierte einen Einblick in die Vielfalt der Projekte erhalten, die deutschlandweit laufen.
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