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Folk ist jungNachwuchsförderung in Schleswig-HolsteinErfahrungen eines hartnäckigen Prozesses
Schon seit fünfundzwanzig Jahren gibt es in Schleswig-Holstein eine eigene Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Folk mit über zweihundert Mitgliedern. Im vergangenen Jahr wurde der Verband als Träger der freien Jugendhilfe anerkannt. Mit der darauf erfolgten institutionellen Förderung des schleswig-holsteinischen Jugendministeriums von jährlich 5.000 Euro können die vielfältigen Aktivitäten im Bereich Jugendfolk unterstützt und eigene Angebote finanziert werden.
Text: Jens-Peter Müller
Es waren sowohl Überzeugung als auch Wunschgedanke, die Jörg Geschke aus Mölln Ende der Neunzigerjahre als Vorsitzenden der LAG Folk dazu veranlassten, das Motto „Folk ist jung“ auszurufen. Damals kam zum internationalen Pfingstfolktreffen auf dem Jugendhof Scheersberg, seit den Siebzigerjahren das Herzstück der schleswig-holsteinischen Folkszene, kaum jugendlicher Nachwuchs. Heute zählen zu der mit einhundertzwanzig Besuchern immer ausgebuchten Veranstaltung etwa zwanzig bis dreißig Menschen unter fünfundzwanzig Jahren. Grob geschätzt gibt es im ganzen Bundesland immerhin siebzig bis achtzig Jugendliche, die Folkmusik spielen. Also, die ein mehr oder weniger großes Repertoire an norddeutschen, skandinavischen oder anderen, zumeist instrumentalen Stücken auswendig spielen, somit an Sessions teilnehmen können und gewisse folkspezifische Techniken wie Ornamentik und Phrasierungen beherrschen. Sie haben am jährlichen Jugendfolk-Wochenende der LAG Folk oder an den Workshops teilgenommen, die beim Folktreffen, beim Festival Folk Baltica, dem Möllner Folksfest, bei Harald Haugaards Fiddleschool und von einigen Folkklubs und Musikschulen angeboten werden. Oder sie spielten und spielen in den Jugendbands Die Schrägen Vögel, Die Landstreicher (Folkensemble der Musikschule Flensburg), Sominka, dem deutsch-dänischen Folk Baltica Ensemble und den lange Jahre existierenden landesweiten Formationen Intakt und Tønträger.
Folk ist musikalische Freiheit
Die Szene in Schleswig-Holstein profitiert stark von der Nähe zu Skandinavien, wo es durch die jahrzehntelangen Ausbildungsmöglichkeiten in den Bereichen traditionelle und Weltmusik hoch qualifizierte Musikpädagogen gibt, und von der besonderen Förderung grenzüberschreitender Projekte. Zudem hängt die erfreuliche Entwicklung, wie fast überall in der deutschen Folkszene, mangels grundlegender öffentlicher Konzepte an Einzelpersonen. Das betrifft auch die Kooperationspartner. Jonas Harm, Mitglied der Schrägen Vögel und seit drei Jahren im Vorstand der LAG Folk, weiß: „Es hat überhaupt keinen Sinn, im großen Stil Werbung für Workshopangebote an Musikschulen und Schulen zu schicken. Die Resonanz ist gleich null. Es geht nur über persönliche Kontakte und vor allem über die zumeist positiven Erfahrungen mit Folkmusik.“
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