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Der Schweizer Gemeinschaftsstand an der Jazzahead! 2015 * Foto: Marcel Kaufmann

Heimspiel


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Globales Treffen an der Weser

Die Jazzahead! in Bremen

Jazz trifft Weltmusik

Finden sich die Profis der Welt­musik alljährlich gegen Ende Oktober an wechselnden Orten Europas auf der Fachmesse WOMEX ein, so versammelt sich die Jazzgemeinde seit 2006 in der zweiten Aprilhälfte in Bremen zur Jazzahead!. Aber immer mehr Gesichtern begegnet man auf beiden Veranstaltungen, denn die Szenen wachsen zusammen.

Text: Wolfgang König

Jazzfestivals präsentieren zunehmend auch Weltmusik, viele Agenturen haben Künstler aus beiden Bereichen im Programm, Jazzmagazine berichten regelmäßig über die Weltmusikszene. Aber die Verbindungen reichen viel weiter zurück. Der Jazz hat starke Wurzeln in der Musik Afrikas, und sein Geburtsort New Orleans liegt zwar in Nordamerika, aber ebenso am Golf von Mexiko. Daraus zog der puerto-ricanische Percussionist Bobby Sanabria auf einer Pressekonferenz beim Havana International Jazz Festival den Schluss: „Jazz ist eine afrokaribische Kunstform.“

Weltmusik in der Jazzgeschichte

Die geografische Lage von New Orleans hatte unter anderem zur Folge, dass zur Entstehungszeit des Jazz um 1900 die Stadt voll war von Musikern aus Mexiko, Kuba, Jamaika und von den Bahamas. Der Pianist Jelly Roll Morton, einer der ersten wichtigen Jazzmusiker, erklärte sogar, um diese Musik richtig spielen zu können, brauche man „the Spanish tinge“, die spanische Färbung, womit er den Einfluss des bis 1902 zu Spanien gehörenden Kuba meinte. In den Vierzigerjahren erreichte die Fusion von Jazz und karibischer Musik einen neuen Höhepunkt. Ab den Fünfzigerjahren arbeiteten Jazzmusiker zunehmend mit afrikanischen Kollegen, in den Sechzigerjahren kam die Bossa Nova, und bei Jazzern wie John Coltrane, Don Cherry oder Charlie Mariano erwachte das Interesse für indische Klänge, der Begriff „Weltmusik“ begann, die Runde zu machen.
Weil aber kulturelle Einflüsse sich nicht auf Einbahnstraßen bewegen, finden sich Jazzelemente in zahlreichen Stilen Afrikas, Asiens und Lateinamerikas. In Europa wurde der Jazz zuerst von diskriminierten Minderheiten aufgegriffen, von Juden und nicht zuletzt von den Sinti, die mit Django Reinhardt einen Musiker hervorbrachten, der für Europas ersten eigenständigen Beitrag zum Jazz steht.

Nicht nur eine Messe

Wie die WOMEX hat auch die Jazzahead! drei Segmente: Messe, Konferenz, Festival. Künstlerische Leiter sind der Trompeter und Hochschulprofessor Ulrich Beckerhoff sowie Peter Schulze, langjähriger Redakteur bei Radio Bremen und von 2003 bis 2007 Leiter des Berliner Jazzfestes. Seit 2011 hat die Jazzahead! jährlich ein Partnerland. Bisher waren das die Türkei, Spanien, Israel, Dänemark und Frankreich; 2016 wird es die Schweiz sein. In den meisten dieser Länder wird die Jazzszene auch durch Migranten aus Lateinamerika, der Karibik, Afrika beziehungsweise aus dem Nahen und Mittleren Osten geprägt.
Mittlerweile zieht die Jazzahead! Teilnehmer von allen Kontinenten an. „Im ersten Jahr hatten wir neunzig Aussteller aus drei Ländern und achthundert Fachbesucher“, erinnert sich Peter Schulze, „inzwischen sind es über neunhundert Aussteller aus fast sechzig Ländern und mehr als dreitausend Fachbesucher aus ebenfalls etwa sechzig Ländern.“ Zu denen, die regelmäßig kommen, gehören zum Beispiel Veranstalter von Jazz- und Weltmusikfestivals aus Ägypten, Südkorea und Malaysia, Plattenfirmen, Tourneeagenturen, Medien oder Instrumentenhersteller.

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Peter Schulze
Peter Schulze