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SCHWUHPLATTLER * FOTO: MICHAEL POHL

Heimspiel


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Traditionsbewusst, heimatverbunden, schwul

Schwuhplattler

Brauchtumspflege auf Bayerisch – nur anders

Schuhplatteln ist wohl der Inbegriff bayerischer Folklore: Knackige Männer in Lederhosen, die sich zackig nach einer unergründlichen Choreografie bewegen, komplizierte Sprünge machen, sich dabei mit den Händen auf Oberschenkel, Gesäß und Waden klatschen und archaische Schreie ausstoßen. Die Schwuhplattler machen das genauso, nur die Mädchen, die sich zwischen den Tänzern im Kreis drehen, fehlen. D’Schwuhplattler e. V. aus München ist der bislang einzige Plattelverein mit schwulen Mitgliedern.

Text: DANIELA MÜHLBAUER

Josef "Sepp" Stückl ist der Vorsitzende des 1997 gegründeten Vereins. Gut achtzig Mitglieder, darunter zwei Frauen, zählen die Schwuhplattler, wobei nur etwa die Hälfte aktiv plattelt, wie es in Bayern heißt. Zu den Plattelproben und Tanzabenden in München kommen die Mitglieder aus ganz Bayern, ein Tänzer reist sogar aus Düsseldorf an. "Die Leute bei uns werden mehr", hat Stückl bemerkt. „Viele Männer kommen aus der Münchener Umgebung, aber auch aus Regensburg oder Rosenheim und dem Allgäu, weil sie daheim nicht die Möglichkeit haben, miteinander zu tanzen. Für einige unserer Mitglieder ist der Schwuhplattler auch eine Coming-out-Hilfe. Hier geht es locker zu, da traut man sich eher mal, zu einer Probe zu kommen oder mitzutanzen. Für viele ist der Verein auch einfach die Möglichkeit, als Schwuler traditionelles Brauchtum zu pflegen. Vergleichbare Vereine gibt es meines Wissens nicht, ich kenne nur schwule Karnevalsgruppen in Köln und Düsseldorf und schwule Schützenvereine im Rheinland.“

München ist die große Ausnahme

Als die Schwuhplattler ins Leben gerufen wurden, ging ein Aufschrei der Empörung durch die bayerische Traditionalistenszene. Die Trachtenvereine zerrissen sich das Maul über die schwulen Plattler und sagten, die Männer würden die Tracht missbrauchen. Sepp Stückl und seine Kameraden durften sich Sprüche wie "Bei uns gibt’s keine Schwulen." oder "Die wollen doch eh nur provozieren!" anhören. "Dann ging das lange durch die Presse, und der Vorsitzende der Trachtler hat sich ein bissel zusammengerissen, und jetzt hören wir nichts mehr davon." Ganz im Gegenteil: In München ist die Männertruppe so beliebt, dass sie bei Hochzeiten, Geburtstagen und anderen Feiern auftritt, fürs Oktoberfest gebucht wird und neuerdings im Rahmen der Imagekampagne der Bayern Tourismus Marketing GmbH "Bayern einfach anders" für den Freistaat wirbt.

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