„Es hätte nicht besser komm’ könn’“ Stoppok Popschutz gegen Dudelfunk und Glotzengrütze Stefan Stoppok
In der eigenen Muttersprache zu singen, galt vielen hiesigen Rock- und Popmusikern jahrzehntelang als hoffnungslos provinziell. Deutsch? Viel zu sperrig, total uncool. Außerdem wollte man natürlich international zur Kenntnis genommen werden, also kam nur Englisch in Frage. Klar, da gab es schon Mitte der Sechzigerjahre die Band Ihre Kinder, die bewusst Texte in deutscher Sprache bevorzugte, doch ein größerer kommerzieller Erfolg war der Gruppe nicht beschieden, in Deutschland nicht und schon gar nicht in Großbritannien oder den USA. In den Siebzigerjahren – und auch noch später – erwarb sich Udo Lindenberg mit Sicherheit große Verdienste um die Etablierung der deutschen Sprache im Rock- und Popbereich. Sein nöliger Gesangsstil eliminierte sämtliche Ecken und Kanten und brachte den deutschen Rock zum Rollen. Den optimalen Groove allerdings, der das Deutsche swingen und Musik und Texte unverkrampft und selbstverständlich wie aus einem Guss erscheinen lässt – den ... mehr > von Kai Engelke |
Berlin Music Week
von Wolfgang König Ortswechsel sind nicht immer eine clevere Idee. Die Popkomm, eine Mischung aus Musikmesse, Konferenz und Festival, zog 2004 von Köln nach Berlin. Das bekam ihr nicht gut, die Popkomm war schnell nur noch ein Schatten ihrer selbst und fand 2008 zum letzten Mal statt. Aus der Idee, dass Berlin trotzdem eine Branchenplattform für Musik benötigt, entstand bei den Netzwerken Berlin Music Commission und Clubcommission Berlin das Konzept der Berlin Music Week, das mit Unterstützung des damaligen Wirtschaftssenators Harald Wolf (Die Linke) Formen annahm und 2010 Premiere hatte. Folk und Weltmusik ... mehr >
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Das Deutsche Volksliedarchiv
von Tom Daun
Seinen hundertsten Geburtstag durfte das Deutsche Volksliedarchiv (DVA) nicht mehr feiern: Anfang 2014 wurde Deutschlands einzige Einrichtung für wissenschaftliche Volksliedforschung
umgestylt in ein Institut, das sich mit Themen der Pop- und Schlagermusik beschäftigen soll. Die bislang unmittelbar dem Wissenschaftsministerium Baden-Württemberg
unterstellte Forschungseinrichtung wurde der Universität Freiburg angegliedert und umgetauft in „Zentrum für Populäre Kultur und Musik“ – ein „zeitgeistig wirkendes Wischiwaschi-Etikett“,
kommentierte die Badische Zeitung ... mehr >
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Djivan Gasparyan
von Luigi Lauer
Einmal will er noch auf Tournee gehen, dann soll Schluss sein. Das ist sehr schade, aber verstehen kann man es. Der bekannteste Musiker Armeniens ist im Oktober sechsundachtzig Jahre alt geworden. Er hat viel erreicht im Leben, hat die ganze Welt gesehen, hat Generationen von Musikern unterrichtet und Millionen Hörer begeistert. Seine Kompositionen bereicherten berühmte Filme, auf ungezählten Platten ist sein atemraubendes Spiel zu hören. Und obwohl Gasparyan tief in der Tradition verwurzelt ist, war er immer für Experimente offen. Die Duduk wäre ohne ihn wohl geblieben, was sie einst ... mehr >
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Yasmin Levy
von Suzanne Cords
Plötzlich war sie da, diese Leidenschaft für den Tango. Er schmeichelte sich ins Ohr, brachte die Seele zum Weinen und verführte Yasmin Levy dazu, ihm Tag und Nacht Gesellschaft zu leisten. Sie litt und jubilierte mit
ihm, sie atmete ihn ein und spürte ihn ganz tief in ihrem Inneren. Blind vor Leidenschaft habe er sie gemacht, süchtig nahezu, gesteht die Israelin. Kein Wunder, dass aus dieser intensiven Beziehung ein
Album entstand: ... mehr >
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Berthold Seligers Geschäft mit der Musik
von Mike Kamp
Keine Sorge, Bücher werden im Folker auch in Zukunft in der dafür vorgesehenen Rubrik besprochen. Berthold Seligers Buch Das Geschäft mit der Musik aber ist eines von solcher Relevanz für die meisten Musikgenres, dass eine einfache Rezension dem Inhalt nicht gerecht würde. Hinzu kommt, dass Seliger ein Talent hat, der Szene Wahrheiten so um die Ohren zu knallen, dass über weite Strecken instinktives Stirnrunzeln angesagt ist. Die Auseinandersetzung mit einem solchen Werk ist eine Balance zwischen Beifall und ... mehr >
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Kommentare zur Umbenennung des Deutschen Volksliedarchivs (DVA) in Zentrum für Populäre Kultur und Musik (ZPKM) aus Wissenschaft, Medien und Szene:
„Ich halte die Umbenennung des Deutschen Volksliedarchivs in ‚Zentrum für Populäre Kultur und Musik' für ausgesprochen unglücklich. Die neue Bezeichnung ist schwammig und wird den bisherigen Forschungsarbeiten des DVA im Bereich des ‚Volksliedes', der ja ein sehr spezifischer Bereich und nach wie vor von großem Interesse ist, nicht gerecht. Die von mir ebenfalls hoch geschätzte Popularmusikforschung betreiben andere Institute schon sehr lange und viel besser als das DVA. Wo liegen denn die Kompetenzen des DVA in der modernen Popularmusikforschung? In ... mehr >
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von Stefan Sell
„Wir sind von jeher alle eins“, singt Aynur Doğan im Opener „Peş Nare“ ihres neuen Albums: „Lasst uns unsere Herzen ermuntern, niemals das Herz eines anderen zu brechen, sonst gibt es keinen Fortschritt in der Welt.“ Ihre Intention ist unüberhörbar, ungeachtet der 2005 seitens der Türkei erhobenen Vorwürfe, sie würde zum Separatismus aufrufen. Ihr damaliges Album Keçe Kurdan („Kurdisches Mädchen“) stand ... mehr >
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von Kai Engelke
Woran liegt es, dass die Nachkriegsgeneration nur sehr wenige Liedermacherinnen hervorgebracht hat? „In meiner Generation mussten sich Frauen erst mühsam vom gängigen und erlaubten brav-angepassten Frauenbild der Adenauer-Ära emanzipieren“, stellt Joana nüchtern fest. Die erdrückenden Zwänge der männlich dominierten Gesellschaft waren noch längst nicht überwunden. „Unter den Frauen, die sich trotz allem in der Liedermacherszene ... mehr >
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von Franz X. A. Zipperer
Mauretanien gerät bislang meist mit anderen Themen ins Schlaglicht des öffentlichen Interesses als mit seiner Musik. Es sind eher die Flüchtlinge und Schleuser, die von hier von der Westküste Afrikas zu den Kanarischen Inseln übersetzen, die die ganze Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Das könnte sich jedoch durch Noura Mint Seymali jetzt ändern, die mit ihrer zeitgemäßen Interpretation mauretanischer Griotmusik auf ihrer aktuellen ... mehr >
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von Sabine Froese
Kaum jemand in Spaniens aktueller Populärmusikszene spürt so akribisch, so lebensnah wie akademisch den soziokulturellen musikalischen Wechselwirkungen zwischen Hispanoamerika und Iberischer Halbinsel nach wie dieser Anthropologe und Meister der Flamencogitarre und der Tres, jener kubanischen Gitarre, die er als Erster gekonnt in den Flamenco überführte. Nach zwei Alben mit seinem einstigen Projekt Son de la Frontera brachte der Andalusier ... mehr >
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Gerd Köster & Frank Hocker
Der 1. FC Köln steht nach dem zweiten Spieltag vor Bayern München auf Platz vier der Bundesliga. Im frisch renovierten alten Wartesaal zu Füßen des Doms spielen Köster und Hocker. Beides Labsal für die kölsche Seele: so ein Tag … Das Erscheinen eines Köster/Hocker-Albums ist immer ein Ereignis. Das belegt unter anderem das hohe Promiaufkommen im Saal, der mit etwa fünfhundert Gästen ausverkauft ist. Gerd Köster, genannt Jächt, ... mehr > |
Hommagekonzert für Walter Liederschmitt
Der Brunnenhof ist wohl der trierischste aller Veranstaltungsorte der ältesten Stadt Deutschlands: Umgeben von der romanischen Architektur des Simeonstift-Museums mit Blick von der Seite auf die Porta Nigra, ist man mittendrin, sowohl im katholischen als auch im römischen Trier. Wegen Ersterem mag man ein wenig erstaunt sein, dass Walter Liederschmitt diesen Ort so gerne für seine Konzerte nutzte, wenn man weiß, wie sehr er immer wieder ... mehr > |
Folkige Originalität und Originaltreue made in Hamburg
Spätsommerlich-lauschig war der Eröffnungsabend des achten St. Pauli Folk Festivals: Goldlicht strahlte durch die Bäume im Schanzenpark in Hamburg-Altona, erste Blätter fielen, während Instrumentenkoffer auf die Veranda des Bullerbü-artigen Saals im Café Sternchance geschleppt wurden. Idyllischer konnte es an so einem urbanen Knotenpunkt zwischen Bahnschienen, Stadtautobahn und Fußballplatz kaum sein. Erste Gäste groovten sich mit ... mehr > |
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Gedanken zur Zeit
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Gastspiel
von Colin Irwin
Sind Songtexte unwichtig geworden? Ich frage ja nur, weil dieser boshafte kleine Halunke Robert Zimmerman kürzlich von der Zeitschrift Rolling Stone interviewt wurde und im Grunde seinen eigenen Mythos in die Tonne trat, indem er sich eines fünfzig Jahre währenden „Schabernacks“ gegenüber der Öffentlichkeit bezichtigte. „Offensichtlich lag Lincoln falsch“, sagte er, „du kannst den Leuten jederzeit etwas vormachen“, und begann selbstironisch den Text ... mehr > |
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Liebe Musikfreundinnen und -freunde,
die Lobeshymnen und -stimmen aus der Nummer Hundert sind verklungen. Sie haben gutgetan, sehr gut sogar, darüber sind sich wohl alle am Projekt Folker Beteiligten einig. Wir wissen nur zu gut: Wer sich in die Öffentlichkeit begibt, der muss damit rechnen, dass ihm die eigenen Äußerungen zum Bumerang geraten können. Umso schöner ist es, wenn wir uns anlässlich dieser schönen runden Zahl auch mal guten Gewissens buchstäblich im Lob der Leserinnen und Leser suhlen konnten. Die ganze Sache hat nur einen klitzekleinen Haken: Das Lob galt den ersten ... mehr >
VORSCHAU FOLKER 1 / 15
Seit sie 1988 mit Fairground Attraction „It’s got t
o beeeeeee ... perfect“ trällerte, ist sie aus vielen
Gehörgängen nicht mehr verschwunden. Sadenia – kurz
: Eddi – Reader ist dabei während ihrer fast
drei Jahrzehnte dauernden Karriere immer wandelbar
geblieben, vom Pop zum Songwriting zum
Scottish Folk. Sie selbst ...
Der nächste Folker erscheint zum 1. Januar 2015
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"Wir waren lebendig und wahnsinnig"
Wie fasst man ein Vierteljahrhundert an Veröffentlichungen zusammen, wie wählt man aus über zweihundert Alben von Nusrat Fateh Ali Khan, den Blind Boys of Alabama, Adrian Sherwood,
Yungchen Lhamo bis Afro Celt Sound System oder Daby Touré knapp fünfzig Titel aus, die diese Arbeit würdig abbilden? Real World Records ist das schier Unmögliche gelungen: Anlässlich des "runden"
Geburtstags erschien im Sommer eine Drei-CD-Box mit dem unspektakulären Titel Real World 25, ... mehr >
Krach bei der Creole
Das Konzept ist nach wie vor attraktiv: In acht Regionen gibt es Creole-Vorentscheidungen.
Im Bundeswettbewerb werden drei Sieger gekrönt. Doch unter den Veranstaltern herrscht dicke ... mehr >
Schwuhplattler
Schuhplatteln ist wohl der Inbegriff bayerischer Folklore: Knackige Männer in Lederhosen, die sich zackig nach einer unergründlichen Choreografie bewegen, komplizierte Sprünge machen, sich dabei mit den Händen auf Oberschenkel, Gesäß und Waden klatschen und archaische Schreie ausstoßen. Die ... mehr >
Volkslieder gegen Demenz
Es gibt Melodien und Lieder, die man nie vergisst. Als die Berliner Altistin Wiebke Hoogklimmer im Jahr 2005 bemerkte, dass ihre an Demenz erkrankte Mutter Rotraud Wortfindungsprobleme bekam und ganz allmählich ihre Sprache verlor, begann sie, ihr deutsche Volkslieder vorzusingen. Vielleicht ... mehr >
Tango- und Bandoneonmuseum Staufen
In der Tangoszene war es seit Langem bekannt: In einem Schwarzwaldstädtchen schlummert die größte Sammlung an Bandoneons und Tangoaccessoires weltweit. Über Jahrzehnte haben
Konrad Steinhart und sein Sohn Axel fast fünfhundert Instrumente, dreitausendfünfhundert ... mehr >
In dieser Ausgabe: Tsching Jetzt hat der musikalische Nachwuchs im Bereich Folk, Lied, Weltmusik die Möglichkeit, sich mit einem ausgefüllten Fragebogen unseren Leserinnen und Lesern vorzustellen.
Dieser Bogen wird als Bewerbung an die Reaktion gemailt und nach Durchsicht einer pro Heft in der Rubrik "Szene" abgedruckt. Zum Fragebogen geht es [hier].
JEAN REDPATH 28.4.1937 in Edinburgh, Schottland
bis 21.8 2014 in Arizona, USA | MANUEL LEE ROTH 25.11.1919 New Castle, Indiana, USA
bis 25.7.2014 /Ojai, Kalifornien, USA | HUGH ALLAN "BUDDY" MacMASTER
18.10.1924 Timmins, Ontario, Kanada
bis 20.8.2014 Judique, Nova Scotia, Kanada |
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