Folker-Logo   Abo   Mediadaten/Anzeigen


Suche
   Intern   Über uns


Kontakt/Impressum/Datenschutz

       
Backkatalog   Ausgabe Nr. 5/2020   Internetartikel
Arabischer Abend mit dem Bagdad Trio, rechts Saman Haddad * Foto: Sabine Büttner

Heimspiel


Weitere Artikel aus der Rubrik Heimspiel in dieser Ausgabe:

Berliner Phonogramm-Archiv

Dreißigster Mittelalterlicher Markt zur Weihnachtszeit in Siegburg

Jean Trouillet





[Zurück zur Übersicht]



Dieser Artikel ist ein Auszug aus der Printversion, das Heft kann bestellt werden unter www.irish‑shop.de.

Oder gleich zum (Schnupper-)Abo.







1001 Takt zwischen Bonn und Babylon

Beethoven trifft Orient

Corona macht es möglich. Das Beethovenjahr geht in die Verlängerung und startet ab September richtig durch. Allen voran ein transkulturelles Bonner Projekt, das Jung und Alt zum aktiven Musizieren und Erleben der unterschiedlichen Kulturen des Orients und Okzidents einlädt. Besonderer Höhepunkt: Ein eigens gegründetes Ensemble verbindet Beethoven-Kompositionen mit traditioneller orientalischer Musik zu einer ganz neuen Ausdrucksform.

Text: Erik Prochnow

Musik geht für Saman Haddad durch den Magen. „Gemeinsames Genießen von Speisen der unterschiedlichen Kulturen erweckt nicht nur unsere Sinne, es macht frei, ohne Vorurteile zusammen auf ganz neue musikalische Reisen zu gehen“, sagt der aus dem Irak stammende Bonner Kulturveranstalter. Ausgiebiges Essen ist daher nicht nur ein wichtiges Element bei seinen eigenen musikalischen Projekten wie regelmäßigen Jamsessions in der Küche seiner Bonner Altstadtwohnung oder dem rund dreißig Mitglieder umfassenden KültürKlüngelOrkestar. Mit dem Erwecken der Geschmackssinne legt der 38-Jährige auch die Basis für eines der ungewöhnlichsten Projekte im Rahmen des Beethovenjahres. „‚1001 Takt zwischen Bonn und Babylon‘ soll Menschen jeden Alters durch das aktive Erleben der verschiedenen Kulturen sowie Musikstile des Orients und des Okzidents zusammenbringen“, erläutert Haddad.

Humanistisches Leitbild

Bereits Ludwig van Beethoven war ein Verfechter der humanistischen Werte Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Konsequenterweise widmet sich auch eines der Leitthemen des Beethovenjahres diesem Engagement des Komponisten. Das Bonner Institut für Migrationsforschung und Interkulturelles Lernen (BIM) stellte unter Leitung von Haddad für die Beethoven Jubiläums GmbH BTHVN2020 ein umfassendes transkulturelles Programm auf die Beine, bei dem das Mitmachen an erster Stelle steht. Durch den Corona-Lockdown nach der Einführungsphase im März ausgebremst, nimmt das Projekt ab September wieder Fahrt auf. Da das Beethovenjahr im Koalitionsvertrag verankert ist, wurde das Kulturprogramm bis Ende Juni 2021 verlängert. „Alle Veranstaltungen in unserem Haus MIGRApolis werden wegen der Hygieneregeln kleiner ausfallen“, sagt der BIM-Projektleiter, „aber beim Inhalt gibt es keine Abstriche.“ Das gesamte Projekt ist in sechs Phasen eingeteilt. Nach den Einführungsveranstaltungen Anfang dieses Jahres folgen nun jeweils eine zweimonatige kurdische, arabische, türkische und persische Phase und die Vorbereitung auf das gemeinsame Abschlusskonzert.

In jedem Abschnitt finden in Zusammenarbeit mit lokalen Vereinen interkulturelle Treffs statt, die Musikerinnen, Musiker und Publikum zu Jamsessions und Mitsingen etwa per Leinwand einladen. Darüber hinaus werden spezielle Abende angeboten, an denen die jeweilige Kultur durch Vorträge, Lesungen und Konzerte vorgestellt wird. Selbstverständlich spielt das Angebot landesspezifischer Speisen dabei eine wichtige Rolle. Eine weitere Veranstaltungsreihe heißt „Kulturelle Verflechtungen“. Hier werden Projekte wie die „Songs of Gastarbeiter“ präsentiert. Die Sammlung von deutschsprachigen Liedern, die die erste Einwanderergeneration über ihr Leben in Deutschland komponierte, ist beim Indielabel Trikont auch als CD erschienen. Zudem werden zahlreiche musikalische Workshops angeboten etwa zu Themen wie „Einführung in orientalische Musik und Improvisation“, „Transkulturelle Liedbearbeitung“ oder „Vermittlung kurdischer Lieder“.

... mehr im Heft.