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Kufa-Publikum mit Cheforganisator Reinhard 'Pfeffi' Ständer.

Heimspiel


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Gundis Erben

Hoyschrecke 2016

Zwanzigstes Liederfest in Hoyerswerda

„Man müsste mehr für die unbekannten Liedermacher tun“, sagte der Hoyerswerdaer Songpoet Gerhard Gundermann circa zwei Jahre vor seinem Tod zu Reinhard „Pfeffi“ Ständer, einem begeisterten Kulturarbeiter, Folkie und heute langjährigen Mitarbeiter dieser Zeitschrift, den er aus der gemeinsamen Klubarbeit kannte. Der nahm die Anregung umgehend auf und organisierte 1997 in der ehemaligen Musterstadt der DDR mit dem Kulturfabrik e. V. das erste Liedermachertreffen Hoyschrecke. Seitdem ist er Cheforganisator des mittlerweile Liederfest genannten Events, das dieses Jahr zum zwanzigsten Mal am letzten Novemberwochenende in der Großen Kreisstadt der Oberlausitz stattfindet.

Text: Kay Reinhardt

„Hoy Woy, dir sind wir treu“, singt Gerhard „Gundi“ Gundermann in der Hymne, die der 1998 dreiundvierzigjährig verstorbene Songschreiber für die Hoyerswerdaer schrieb. Dass seine Stadt nun bereits zwanzig Jahre lang der Förderung von Liedermacherinnen und -machern treu ist, hätte den dichtenden und singenden Baggerfahrer sicher glücklich gemacht, der sich selbst auf seiner Riesenheuschrecke lange durchs Braunkohlerevier fraß. Nach der Wende und dem rapiden Niedergang von Bergbau und „Kohleveredlung“ zog bis heute nach und nach die Hälfte der damals noch über sechzigtausend Einwohner weg.

Symbolträchtiges Leittier in einer Fabrik neuen Typs

Einige der in der „blassen Blume auf Sand“ – Gundis Metapher für Hoyerswerda in „Hoy Woy“ – verbliebenen Idealisten gründeten 1994 die Kulturfabrik, kurz „Kufa“, die in ihrem Domizil, dem Bürgerzentrum Braugasse 1, unter anderem das Liederfest veranstaltet. Der Verein wurde mehrfach für seine Arbeit ausgezeichnet, zuletzt bereits zum zweiten Mal als Verein des Jahres in der Kategorie Kultur durch den Ostdeutschen Sparkassenverband.
Trotzdem sind hier selbst mit Unterstützung von Profolk, speziell Michael Günther, dem Verein Gundermanns Seilschaft und anderen die Mittel knapp und keine großen Sprünge möglich. So war und ist der zirpende Grashüpfer, ein Pionier in der Braunkohlefolgelandschaft, das logische Sinnbild für das Liedermachertreffen in der Lausitz. Mit der „Hoyschrecke“ erschufen die Festivalmacher eine neue Spezies, die der einheimische Künstler Helge Niegel als Preisfigur aus Metall gestaltet und zusammenschweißt. Jede ein Unikat und mit empfindlichen Fühlern für den Zeitgeist ausgestattet. Die Hoyschrecke ist ein genügsames musisches Nutzinsekt, das ebenso ausdauernd fliegt wie seine Vorbilder, aber bessere Manövrierfähigkeiten entwickelt hat.
Diese wurden ab dem elften Liederfest entscheidend optimiert. Die Veranstalter entschieden sich dafür, Preisgelder von je 500 Euro für die beiden Sieger des Wettbewerbs auszuloben, von denen einen das Publikum und einen eine fünfköpfige Jury kürt. „Beim achten und neunten Liedermachertreffen war das Niveau nicht mehr so toll“, erinnert sich Ständer. „Es kamen eigentlich immer wieder dieselben Leute, und die Rezensionen in der Presse waren ziemlich negativ.“

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