|
Demokratie durch Kreativität stärkenBurg FürsteneckFestivals und breites Kursangebot
Seit mehr als sechs Jahrzehnten macht sich die Weiterbildungsakademie Burg Fürsteneck mit hohem Anspruch für eine kreative Persönlichkeitsbildung stark. Durch den Fokus auf eine musikalisch-kulturelle Schulung soll nicht nur der Einzelne in allen Bereichen des Alltags profitieren, sondern vor allem der Zusammenhalt einer freien Gesellschaft gefördert werden. Angesichts von Terror, wirtschaftlicher Ungewissheit und politischer Zersplitterung scheint der Ansatz wichtiger denn je.
Text: Erik Prochnow
In Zeiten, in denen selbst gemachte Musik überall in der Gesellschaft auf dem Rückzug ist und scheinbar nur noch klanglicher Konsum zählt, ist Burg Fürsteneck ein Leuchtturm. An der hessisch-thüringischen Grenze zwischen Fulda und Bad Hersfeld gelegen, entstand hier 1952 eine bis heute in Deutschland einzigartige überregionale Heimvolkshochschule mit dem Schwerpunkt Musik und Kultur. „Wir bieten einen Ort, an dem sich Menschen jeden Alters ungezwungen und kreativ in einer Vielzahl von Themen weiterbilden können“, sagt der Leiter der Akademie, Hartmut Piekatz.
Mit Musik und Kultur über sich hinaus gelangen
Das reichhaltige Programm offeriert das ganze Jahr über Kurse rund um die Schwerpunkte Kultur, Beruf, Familie, Natur und Gesundheit. Die Schulungen in beruflichen Schlüsselqualifikationen wie soziale Kompetenz oder Computerkenntnisse zählen genauso dazu wie Weiterbildung in Stressprävention, den bildenden Künsten, der Fotografie, Naturwanderungen oder Meditationslehrgänge. Geprägt ist das Kursprogramm jedoch vor allem von der Musik. „Das musisch-kulturelle Fundament fördert den ganzen Menschen, geistig und körperlich“, sagt Karsten Evers, der seit 1984 als Dozent auf Burg Fürsteneck arbeitet und im Vorstand des Trägervereins der Akademie sitzt. Der Kulturpädagoge ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass sich heute rund sechzig Prozent der Kurse rund um Musik drehen. Aber auch in den übrigen Angeboten spielen Gesang, gemeinsames Musizieren und Tanz oder Schauspiel eine wichtige Rolle. „Kulturelle Bildung ist nicht so zielgerichtet, man kann Dinge geschehen und die Teilnehmer sich von sich selbst überraschen lassen“, erläutert Direktor Piekatz. Der Dreiundfünfzigjährige arbeitet seit 2015 auf der Burg. Seitdem hat er immer wieder erlebt, dass Teilnehmer, die in einem Ensemble singen oder Theater spielen dadurch oft noch ganz andere Fähigkeiten wie das Präsentieren von Themen in Vorträgen entwickeln. „Durch den Ausdruck über Musik, Tanz und Schauspiel lernen die Menschen sich selbst kennen und gelangen über sich selbst hinaus“, so der Pädagoge.
Den Gründern der Akademie ging es mit der Persönlichkeitsbildung um weit mehr als das Erwerben individueller Fähigkeiten. Angesichts der Schrecken des Dritten Reiches wollten sie mit einer humanistischen Bildung auf der Basis einer spirituellen Grundhaltung vor allem die demokratischen Strukturen der noch jungen Bundesrepublik stärken. Dieser Ansatz spiegelt sich in der Organisation der Akademie wieder. Träger der Institution ist ein eigens gegründeter Verein, in dem alle relevanten Organisationen der Gesellschaft wie die Kirchen, die Gewerkschaften oder das Land vertreten sind. „Nach dem Vorbild der Skandinavier sollten nicht partielle Interessen dominieren, sondern sich alle Unterstützer für eine allgemeine Persönlichkeitsbildung psychologisch, politisch und beruflich stark machen“, blickt Piekatz zurück. Aus diesem Grund ist die musikalische und kulturelle Weiterbildung auch in den seit 2004 auf der Burg beheimateten Schülerakademien Pflicht.
... mehr im Heft. |
|