Aktuelles Album:
Unerhört (Redheadmusic, 2016)
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Tobias ThieleLieder zwischen Deutschland und Kuba
Innerhalb der letzten zwölf Monate ist der Berliner Tobias Thiele deutschlandweit zu einem Begriff in der Liedermacherszene geworden. Er bekam den Förderpreis 2017 der Liederbestenliste und gewann die Ausschreibung für das Kulturstipendium auf Burg Waldeck im Hunsrück, die einst für Künstler wie Reinhard Mey, Franz Josef Degenhardt, Hannes Wader oder Hanns Dieter Hüsch ein Karrieresprungbrett war. Was Thiele von den meisten seiner Kolleginnen und Kollegen unterscheidet, ist seine musikalische Beziehung zu Kuba.
Text: Wolfgang König
Alles begann mit dem kubanischen Liedermacher Gerardo Alfonso, der in den Neunzigerjahren des Öfteren nach Deutschland kam, um im Rahmen von Veranstaltungen der Arbeitsgemeinschaft Cuba Sí aufzutreten, die sich bei der damaligen PDS gebildet hatte, nachdem die Regierung Kohl Verträge zwischen der DDR und Kuba, unter anderem über die Lieferung von Milchpulver für Kindergärten einseitig gekündigt hatte. Leiter von Cuba Sí war bis zu seinem Tod 2009 Tobias Thieles Vater Reinhard. „Wenn Gerardo in Berlin war, wohnte er meistens bei uns“, erinnert sich der Liedermacher. „In meinem Kinderzimmer bereitete er sich auf seine Konzerte vor. Ich war sieben oder acht, lauschte an der Tür und wollte unbedingt später auch so etwas machen. Mit zehn Jahren bekam ich eine eigene Gitarre. Mein erster Lehrer war der Liedermacher Frank Viehweg, der auch einen Bezug zu Kuba hat und mal ein Album mit nachgedichteten Songs von Silvio Rodríguez veröffentlichte. Ich war dann an einem Musikgymnasium und habe an der Berliner Universität der Künste eine studienvorbereitende Ausbildung gemacht. Dazu gehörten Gitarre, Piano, Musiktheorie und auch Gesang.“
Damals traf Tobias Thiele einen Produzenten, über den er zur Studioarbeit kam. Zusammen machten sie viele Popaufnahmen für diverse Künstler, unter anderem Stefanie Heinzmann, Cassandra Steen und Sido. Thiele spielte die Gitarrenparts ein, arrangierte und sammelte dabei viele Erfahrungen. Heute unterrichtet er auch. „In einem Jugendzentrum gebe ich Workshops, wo Kinder sich an verschiedenen Instrumenten ausprobieren können und wo wir auch regelmäßig eine Kinderband zusammenstellen“, erzählt er. „Das macht mir viel Spaß. Ende letzten Jahres habe ich mein Debütalbum Unerhört komplett in Eigenregie veröffentlicht und war eigentlich überrascht angesichts der Resonanz. Ich hätte zum Beispiel nicht damit gerechnet, den Förderpreis der Liederbestenliste zu bekommen oder das Stipendium der Peter-Rohland-Stiftung auf der Burg Waldeck. Trotzdem, es ist kein leichtes Brot, sich als Liedermacher durchzuschlagen. Darum spiele ich unter anderem in einer Coverband und schreibe auch Lieder mit anderen beziehungsweise für andere, zum Beispiel in Zusammenarbeit mit dem Sänger und Rapper Fargo.“
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