Album:
A Symmetry (Tourbo Music, 2016)
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EclectaViel Lärm um viel
Der Schweiz gelingen – ähnlich wie Finnland oder Österreich – immer wieder originelle, musikalisch kauzige wie geniale Würfe. Visionäre wie Erika Stucky oder Andreas Schaerer gehören durchaus zur weitschweifigen Seelenverwandtschaft des Duos. Bei letzterem Vokalakrobat gingen die singenden Multiinstrumentalistinnen während ihres Studiums an der Zürcher Hochschule der Künste sogar in die Lehre. Diese und das eigene, noch junge, aber künstlerisch schon recht ereignis- und erfahrungsreiche Leben hat die beiden geschmackssicheren Schweizerinnen mit allerhand Kreativität und Fantasie ausgestattet. Davon vermitteln ihre Auftritte und das erste Album einen lebhaften Eindruck.
Text: Katrin Wilke
Nein, nicht Electra, Eclecta lautet der offenbar nicht immer leicht zu handhabende, wortspielerische Name, der sodann auf die richtige Fährte führt. Denn das Tun der 1991 und 1990 geborenen Musikerinnen und Performerinnen Andrina Bollinger und Marena Whitcher ist Eklektizismus im besten Sinne.
Dass sie einerseits in den vielen, vorzugsweise kleinen Lokalen gefeiert werden und zum Beispiel auch auf einer Sibirientour, das wissen Eclecta sehr wohl zu schätzen, stoßen sie doch mit ihren minimalistisch wie komplex gestalteten, sympathisch spleenigen und unklassifizierbaren Songgebilden nach eigener Aussage oft genug auf Granit. „Es gibt viele Leute, die nicht verstehen, was wir machen“, sagt Andrea Bollinger, die wie ihre Duopartnerin noch in etlichen weiteren Projekten aktiv ist. Es sei „schon auch ein wenig ein Ausbrechenwollen aus dieser prüden, kleinen Schweiz“, die – bei aller Liebe zu dessen landschaftlichen und kulturellen Eigenheiten – eher indirekt ihre Musik speist. Die ist intensiv, facettenreich und überaus vergnüglich, fußt auf solidem Singer/Songwriting, hat Jazz- und Popappeal, entfleucht auch gerne in avantgardistisch-luftige Höhen und kann unterschiedlichste Vorbilder von Björk über Cocorosie bis Tom Waits nicht verhehlen. Entsprechend ist das Repertoire der beiden ihrerseits stets separat komponierenden Schweizerinnen fast ausschließlich englisch.
Englisch als Liedsprache ist für Marena Whitcher, die Tochter eines musikaffinen, auf dem Eclecta-Album vereinzelt auch als Komponist und Musiker mitwirkenden US-Amerikaners, einfach „sehr intuitiv. Der Klang gefällt mir besser, was mir vielleicht aber auch eingetrichtert wurde, weil das ja durch die meiste Musik auch so normal ist. Hochdeutscher Gesang gefällt mir nicht so gut“, gibt sie lachend zu.
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