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»Die Krisen und Konflikte, die wir haben, sind letztendlich alle in einem selbst.«
Sarah Lesch

5 Minuten mit ...


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Dieser Artikel ist ein Auszug aus der Printversion, das Heft kann bestellt werden unter www.irish‑shop.de.

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Aktuelles Album:

Da draußen
(Kick the Flame, VÖ: 11.8.2017)


Cover Da draußen


Sarah Lesch

Neue Stimme am Liedermacherfirmament

In diesem Jahr bittet Deutschlands größtes Umsonst-und-draußen-Festival, das Bardentreffen in Nürnberg, auch Sarah Lesch auf die Bühne – eine Künstlerin, die etwas zu sagen hat. Ihre Musik folgt der Tradition der deutschen Liedermacher, ihre Themen pendeln zwischen Liebe und politisch-sozialem Denken. Sie ist auf allen Pfaden suchend, authentisch und wahrheitsliebend. Engagiert stellt sie das Private in den Kontext gesellschaftlicher Umbrüche. Dass ihr Lied „Testament“ dabei Gefahr lief, von rechten Populisten vereinnahmt zu werden, mag an den pauschalen Aussagen in einiger ihrer Zeilen liegen. Wer ihr Schaffen kennt, weiß, dass sie mit derartigen Strömungen nichts gemein hat. Ihr neues Album Da draußen verwehrt sich dem durch Präzisierung.

Text: Stefan Sell

Wie Sarah Lesch ihre genauen Beobachtungen aktueller Ereignisse mit ihrer Biografie verknüpft, erinnert an das Werk der Schriftstellerin Karin Struck, die sagte: „Der erste Schritt ist, zu erkennen, dass das Private das Politische ist.“ Lesch wurde jung Mutter, war bald schon alleinerziehend und arbeitete als Erzieherin. Sie betätigte sich am Theater, betreute Projekte und verdingte sich in Gelegenheitsjobs. Wie lebt es sich in solch einem Spannungsfeld? „Genau die mit diesem Spannungsfeld verbundene Transformation ist das Thema, das mich innerlich am meisten bewegt“, sagt sie. „Früh Mama zu werden, war für mich nicht so leicht. Ich lebte noch zu Hause, war in einer festen Beziehung, und irgendwie war es auch alles schön, aber da war immer diese Sehnsucht nach Freiheit oder dem, was ich für Freiheit gehalten habe. Ich sah, dass alle meine Freunde Karriere machten, in WGs wohnten und ein wildes Leben führten.“ Bei Lesch dagegen lief es völlig anders, doch sie hatte immer das Gefühl, noch mal woandershin zu gehen. „Da habe ich angefangen ein Lied zu schreiben“, erzählt sie weiter, „weil ich einfach oft so einsam war in meiner Küche und eben diese Sehnsucht hatte. Das ist ja überhaupt der Antriebsmotor. Und ich merkte, wenn ich Musik mache, kommt von anderen ganz viel Feedback. So habe ich einfach immer weitergemacht.“
Dann starb ihre Großmutter, sehr jung und unverhofft, und aus Trauer um die geliebte Frau entstand 2012 ihre erste Veröffentlichung Lieder aus der schmutzigen Küche. „Ich dachte, wenn ich jetzt kein Album mache, wann dann?“, so Lesch. „Die Leute haben gekauft wie irre. Bei der fünften Nachpressung war klar, okay, es könnte noch mal eins kommen.“ Mithilfe von Crowdfunding erschien 2015 Von Musen & Matrosen. Wieder war die Küche ihre Ausgangsbasis, denn gerade von hier aus gelingt ihr der Blick über den Tellerrand. Der Kapitän etwa in ihrem gleichnamigen Lied ist Stefan Schmidt. Er hatte als Schiffsführer der Cap Anamur, die auf dem Weg war, Hilfsgüter zu überbringen, 37 Flüchtlinge aus dem Mittelmeer gerettet und wurde daraufhin als Schlepper verklagt. Eine Absurdität, der sie in ihrem Lied empathisch nachspürt.

... mehr im Heft.