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Matthias LoibnerMenschen- und Musikliebhaber
Zutiefst poetisch ist das Spiel Matthias Loibners auf der Drehleier. Sie klinge, so heißt es im Booklet seines Albums Lichtungen, wie „Küchenregen“. Dieses besondere Klangerlebnis macht er mit traditioneller Folklore, Barockmusik oder elektronischer Verfremdung und Improvisation hörbar. Er liebt die Musik, aber auch die Menschen.
Text: Harald Justin
Zum Fünf-Minuten-Treff kommt Matthias Loibner, passend zum gerade verlebten Geburtstag am 2. Mai, mit neuem Fahrrad. Wir speisen vegan, und das Essen wäre mit dem Überraschungseffekt an mundender Vielfalt ein prima Vorgeschmack auf die Musik des österreichischen Drehleierspielers, wenn ich nicht genau diese höchst überraschende ästhetische Erfahrung schon 1997 mit seiner Musik gemacht hätte. Die fünf Minuten dauern also schon länger und reichen zurück ins vorige Jahrhundert, als Loibner mit der Grazer Band Deishovida den Schritt von der österreichischen Provinz nach Deutschland wagte. Deishovida boten, wie es damals hieß, eine Mischung aus „Zigeunermusik des Balkan, zentralfranzösischer Drehleiermusik, Tango, Keltischem oder Klezmer, Neuer Musik, Minimal, Jazz, Pop, Funk oder Reggae“. So vielfältig die Formation war, so sehr sie im Trend der neuen Weltmusik lag, drei der vier Mitglieder – Loibner eingerechnet – schlossen sich 2001 dem ebenfalls Grazer Balkan-Brass-Projekt des Sandy Lopicic Orkestar an, und Loibners exzentrisches Drehleierspiel fügte dem Ensemble Spuren reiner Magie zu.
Einige Jahre später wohnten er und die Sandy-Lopicic-Sängerin Nataša Mirkovic kurzzeitig in der gleichen Wiener Nachbarschaft. Dann zog es Loibner in einen anderen Bezirk und in die weite Welt. Er spielt immer noch mit Mirkovic, ihre gemeinsame Aufnahme von Schuberts Winterreise kann als Klassiker gelten. Darüber hinaus aber erfindet er sich und das Drehleierspiel in möglichst vielen Spielarten der Musik neu. „Mir ist es egal, ob ich der beste Drehleierspieler der Welt bin. Wichtig ist mir nur, dass ich sicherlich der vielfältigste Spieler bin.“ Stimmt. Seit der 1969 in Graz geborene Musiker die Gitarre, die Posaune und das Klavier als Zwanzigjähriger gegen das Kurbel- und Streichinstrument eintauschte, hat er sich einen Namen in nahezu allen Genres gemacht. Ob in imaginärer Folklore, Haydn-, Barock- und Schubert-Projekten der Klassik, Balkan Brass oder diversen Solo- und Bandgeschichten im Bereich improvisierter Musik, Loibner findet immer einen eigenen Dreh. „Ich bin musikalisch sehr breit aufgestellt“, sagt er. „Meistens bin ich gleichzeitig in bis zu zehn Projekten aktiv.“
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