Aktuelles Album:
Die Glücklichen, Neue Lieder aus Berlin (Eigenverlag, 2013)
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Katharina KwaschikDas Wohnzimmer als unendliche Bühne
Wir treffen uns am Rand Berlins und spazieren erst einmal am Wannsee entlang. Auf diesen Wegen, die, je nach Lichteinfall an diesem Vorfrühlingstag, trist oder verheißungsvoll wirken, fühlt sich Katharina Kwaschik angekommen. Lange hat sie nach ihrem Ort in Berlin gesucht, seit es sie 1995, ein Jahr nach dem Abitur, aus ihrem Dorf in Sachsen-Anhalt in die wilde Hauptstadt zog. Achtmal ist sie in ihren ersten fünf Berliner Jahren umgezogen, vom multikulturellen Neukölln bis ins bürgerliche Charlottenburg, bevor sie hier ihr Zuhause fand.
Text: Stephan Göritz
In ihrer Wohnung unweit vom Wannsee befindet sich auch jener Raum, der in Zukunft eine ihrer bevorzugten Bühnen werden soll: ihr Wohnzimmer. Sie will ihre Lieder da präsentieren, wo Menschen heimisch sind. Das kann auch in fremden Wohnzimmern sein, wenn die Platz bieten für etwa zwanzig bis vierzig Zuhörer. Jeder bringt etwas fürs Buffet mit, vielleicht seinen eigenen Klappstuhl, auf jeden Fall aber eine gehörige Portion Neugier auf poetisch-musikalische Entdeckungen. Möglicherweise ergeben sich bei diesen Konzerten sogar Berührungspunkte zwischen Liedern und Einrichtungsgegenständen der Zimmer. Bei sich zu Hause befestigt sie einfach einen weißen Vorhang an einer Schrankwand, und schon wird das Wohnzimmer zur unendlichen Bühne. Diese Abende sind wie Treffen unter Freunden. Da wirkt es beinahe wie ein privates Bekenntnis, wenn Katharina Kwaschik in ihrem Lied „Rette mich nicht“ den verbreiteten Wunsch nach Erlösung nicht gelten lässt. „Ich liebe die Sehnsucht und die Traurigkeit“, erläutert sie, „weil ich von Kindesbeinen an sehr viel mit Schmerz, Abschied und Leid zu tun hatte. Einmal zugefügte Schmerzen bleiben. Es kommt darauf an, wie man mit ihnen umgeht.“
Neben der Nähe zum Publikum schätzt Katharina Kwaschik an Wohnzimmerkonzerten besonders die Unabhängigkeit von Veranstaltergnade. Darauf kam es ihr schon bei ihrem ersten Liederprojekt an. 2005, die gelernte Schauspielerin war bereits an Bühnen von Berlin bis Bochum engagiert gewesen, schrieb sie Lieder für das Theaterstück Kleine Zweifel von Theresia Walser. In dem muss sich die Teilnehmerin eines Gesangswettbewerbs mit Zweifeln der Jury wie mit eigenen Zweifeln auseinandersetzen. Kwaschik gründete kurz entschlossen ein Ein-Frau-Unternehmen, taufte es auf den Kunstnamen „theatre periphere“, achtete darauf, dass alle Requisiten in einen Koffer passen und zog einen Sommer lang mit diesem Stück durchs Land.
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