„Leben heißt nicht haben, sondern sein“ Klaus der Geiger Eine musikalisch-politische Legende aus Köln Klaus der Geiger * Foto: Frank Szafinski
Seine Markenzeichen sind Latzhose und Violine. Klaus von Wrochem alias Klaus der Geiger ist der wohl prominenteste Straßenmusiker Deutschlands und vielleicht der einzige Liedermacher, der sich nicht auf der Gitarre oder dem Piano,
sondern auf der Geige begleitet, selbst wenn keine Band dabei ist. Anders als viele Straßenmusiker hat er sein Instrument und auch Komposition
studiert; virtuos bedient er sich aus Folk, Jazz, Rock und Klassik. Statt an seiner Laufbahn zu basteln, hat Klaus der Geiger im Lauf der
Jahrzehnte zahllose Proteste gegen Krieg, Rassismus, Umweltverschmutzung und Fremdenfeindlichkeit musikalisch und inhaltlich bereichert.
Gerade in Köln sind solche politischen Aktionen ohne Klaus den Geiger kaum vorstellbar. Seine neue Platte,
soeben fertiggestellt, ... mehr > von Wolfgang König |
Länderschwerpunkt Kolumbien
von Katrin Wilke
Drei von fünfunddreißig Ländern des amerikanischen Doppelkontinents bildeten bislang einen Länderschwerpunkt, diesen zur dritten „neudeutschen“ Ausgabe 1993 initiierten, beliebten Festivalprogrammteil des Rudolstädter Festivals. Seither geht es im Wechsel in ein europäisches oder außereuropäisches Land, dessen Musik in Konzerten, Vorträgen und Ausstellungen abgebildet wird. In Sachen Amerika führten die Veranstalter 2003 nach Kanada, 2007 in die USA sowie zuvor auf die Kleinen Antillen, jene Inselkette in der östlichen Karibik. Anderswohin ... mehr >
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Alejandra Ribera
von Stefan Franzen
Sie schöpft aus den Kulturen dreier Kontinente: die Mutter Schottin, der Vater Argentinier, aufgewachsen in Toronto, künstlerische Reifung in Montreal, neue Wahlheimat Paris. Die Lieder, die Alejandra Ribera aus dieser kosmopolitischen Vita herausmeißelt, sind spannend und berührend, genau wie ihre wandlungsfähige Altstimme. Ihr aktuelles, dreisprachiges Werk La Boca zählt zu den großen Songwriterwürfen der letzten Jahre. ... mehr >
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Funkhaus Europa im Wandel
Im Februar wurde bekannt, dass der WDR bei Funkhaus Europa, der einzigen Welle im öffentlich-rechtlichen Rundfunk mit Schwerpunkt auf globaler Musik und interkulturellen Themen, einschneidende Reformen plant, die den Programmcharakter bis zur Unkenntlichkeit verwischen und noch wesentlich stärker den Mainstreamformaten angleichen würden. Es formierte sich breiter Protest gegen die Pläne, begleitet von einer kritischen Presseberichterstattung bundesweit – der Spiegel titelte gar „Reform von ‚Funkhaus Europa‘: Hitradio Dudelfunk“ – und einer Onlinepetition, die in kurzer ... mehr >
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Die marokkanische Sängerin Oum
von Katrin Wilke
Zunächst meint man, es könne sich um eins dieser schönen, von Frankreich aus gesponnenen musikalischen Märchen handeln, dass in etwa so geht, dass diese so kosmopolitisch und emanzipiert daherkommende Sängerin gar – wie das Gros ihrer multinationalen Band – in Paris zu Hause sei. Aber nein, die seelenvolle, kristalline Gesangsstimme Oums, deren Gewänder und Kopfbedeckungen so farbenprächtig sind wie ihre Lieder, wurde zwischen Casablanca und Marrakesch geboren, vom dort erlebten und erfühlten Leben geölt. Allerdings schaute die bis heute dort ansässige Marokkanerin auch bald ... mehr >
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Nationalistische Giftgesänge
von Harald Justin
Die Angst vor dem Fremden, die sich heute in der Mehrheitsgesellschaft Bahn bricht, kommt ohne vermeintliche Heilmittel nicht aus: Rassismus und Nationalismus werden eingeübt als antimoderner Reflex gegen die Folgen der Globalisierung. Wer Musik hört, kennt das ... mehr >
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Yannick Monot
von Ulrich Joosten
Quel malheur! Der junge Straßenmusiker steht am Fisherman’s Wharf in San Francisco und seine Stimme versagt. Von den letzten 20 Dollar kauft er einen Brotkasten aus Plastik, dazu Mehl, Zucker, Früchte und Butter und backt nach traditionellem heimischem Rezept französische Tartes. Die verkauft er stückweise an die Händler, die am berühmten Pier ihre Verkaufsstände betreiben. Nach einigen Tagen ist er als „French Pie Man“ bekannt, eine Woche später beliefert er umliegende Restaurants. „Hätte ich weitergemacht“, sagt Yannick Monot, „wäre ich heute vielleicht Inhaber ... mehr >
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Trommler und Komponist Max Weissenfeldt
von Michael Freerix
The Poets of Rhythm, The Whitefield Brothers oder The Polyversal Souls – so erfindungsreich wie diese Namen sind, so erfindungsreich ist auch die Musik des Schlagzeugers und Komponisten Max Weissenfeldt. Er arbeitete mit Bands wie Embryo und Musikern wie Dr. John oder Ethio-Jazz-Sänger Alemayehu Eshete zusammen, die alle Einfluss auf sein Schaffen hatten. Seine weltmusikalische Wanderung begann vor fünfundzwanzig Jahren im Keller des Wohnhauses der Familie Weissenfeldt in München, wo Max als Teenager das Schlagzeugspiel für sich entdeckte. ... mehr >
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von Stefan Sell
Jakob Hummel macht Musik, die man sehen muss. Reich an beglückender Ironie halluziniert sie ebenso euphorisch betörend wie verstörend. Zwischen kammermusikalischem Indiepop und Psychedelic Folk im Jerry-García-Stil finden sich Reminiszenzen an die frühen Pink Floyd sowie an Bon Iver und Bonnie „Prince“ Billy, Musik, die mit ihrem melancholischen und berührend schönen Ohrwurmpotenzial einem Sufjan Stevens ebenbürtig klingt. Die ... mehr >
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von Mike Kamp
Im Mai stattet Lorraine Jordan dem Venner Folk Frühling einen ihrer seltenen Besuche ab, mit einigen zusätzlichen Konzerten in Hof, Nürnberg und Bad Honnef. Heute lebt Jordan in London. Ihre Geschichte jedoch macht sie zu einer Singer/Songwriterin, die die keltische Seele in sich trägt, ohne sich notwendigerweise auf traditionelle Lieder berufen zu müssen. Geboren wurde sie in Wales in eine große irische Familie und zog später nach ... mehr >
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von Jens-Peter Müller
Das finnische Projekt Puhti entstand aus der Zusammenarbeit zwischen der Musikerin und Sängerin Anne-Mari Kivimäki und der Tänzerin Reetta-Kaisa Iles. Die beiden Künstlerinnen haben sich zum Ziel gesetzt, erstklassige, fesselnde und lebendige Folkmusik mit Tanz zu kombinieren und mit diesen Elementen eine neue Art von Konzerterlebnis auf die Beine zu stellen. Mittlerweile hat das Duo eine Reihe unterschiedlicher Shows im Repertoire, von ... mehr >
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von Harald Justin
Alle Jahre wieder Rudolstadt. Umgeben von fremdenfeindlichen Umtrieben sind Musikerinnen und Musiker aus aller Welt zu Gast auf dem Weltmusikfestival in Thüringen. Mit dabei: eine vierköpfige Frauenband, angereist aus Wien. Vom gemeinsamen Abreiseort sollte man sich aber nicht täuschen lassen. Madame Baheux, so der Bandname, ist eine typische Wiener Melange. Das aber heißt, dass sich in der Musik dieses Quartetts mehr musikalische ... mehr >
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von Udo Hinz
Als Begleitgitarrist lässt er viele Solisten glänzen und als Solokünstler spielt er abseits aller Konventionen: Der Mannheimer Saitenmeister Adax Dörsam ist ein viel beschäftigter Künstler. Dreizehn Jahre spielt er bei Lydie Auvray, gründet das Gitarrenduo Schrammel & Slide und steht unter anderem an der Seite der Liedermacherin Joana, konzertiert als Trio 3D mit seinen Brüdern und gibt unzählige Duo- und Solokonzerte. Adax Dörsam ist ... mehr >
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von Michael A. Schmiedel
„Einst war das Alter, da Ymir lebte, / Da war nicht Sand, nicht See, nicht salz’ge Wellen, / Nicht Erde fand sich noch Überhimmel, / Gähnender Abgrund und Gras nirgend.“ Der Dichter, Historiker und Politiker Snorri Sturluson (1179-1241) verfasste diese Zeilen, mit denen er ein Buch beginnen ließ, das schon zu seiner Zeit eine vergangene mythische und religiöse Weltanschauung wiedergab, die dank seiner zumindest in Island jedoch nie ... mehr >
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Schnaftl Ufftschik und Gäste
Nicht „schon zwanzig Jahre!?“ möchte man als Berliner staunend ausrufen, sondern eher „erst?“. Man hat einfach das Gefühl, diese Band würde den Soundtrack zum neuen, alten, wiedervereinten Berlin bereits von Anfang an blasen. Aber erst sechs Jahre später, 1995, hoben drei im Osten der Stadt beheimatete, allesamt studierte Musiker Schnaftl Ufftschik aus der Taufe. Zwei von ihnen sind im heutigen Quintett nach wie vor federführend ... mehr > |
Stellmäcke & Trotzband
Drei Monate nach dem Gewinn des Jurypreises beim Liederfest Hoyschrecke kehrte Stellmäcke zurück in die Hoyerswerdaer Kulturfabrik. Diesmal im Rahmen einer Gundermann-Party mit Band und einem nahezu kompletten Programm. Bereits am Nachmittag führte er mit seinem Gitarristen Das Leuteliederhaus für Kinder auf. Stellmäcke heißt eigentlich Olaf Stelmecke. Weil sein Name immer wieder falsch geschrieben wurde, nahm er ihn gleich als ... mehr > |
Gina Pietsch singt Brecht
Er pries in einem Kinderlied den Präsidenten der DDR, Wilhelm Pieck, und plädierte dennoch dafür, die Regierung möge sich, wenn sie mit dem Volk unzufrieden sei, besser „ein anderes Volk wählen“. Bertolt Brechts Verhältnis zur DDR war nie einfach, und eindeutig war es schon gar nicht. Nachdem Gina Pietsch bereits achtzehn Brecht-Programme gestaltet hat – etwa über Brecht als Verjagten oder als Naturlyriker –, widmete sie sich ... mehr > |
Mike Silver
Eine Bühne für Singer/Songwriter, Folk und Gitarrenmusik, perfekter Klang dank der Unterstützung durch Stockfisch-Records und eine intime Atmosphäre in einem alten Klostersaal: Das ist das Konzept der neuen Spielstätte Bürgersaal in der südniedersächsischen Fachwerkstadt Northeim. Die Idee dazu hatte Günter Pauler, Inhaber von Stockfisch-Records. Sein legendäres Tonstudio liegt Wand an Wand mit dem Saal der Klosteranlage St. Blasien. ... mehr > |
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Gedanken zur Zeit
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Michael Sez
von Michael Kleff
Der (Vor-)Wahlkampf um die Nachfolge von US-Präsident Barack Obama geht auf seinen Höhepunkt zu – und erreicht bei den Republikanern zugleich einen moralischen Tiefpunkt. Wenn es nicht so ernst wäre, müsste man angesichts des Diskussionsniveaus lachen. Von der Penisgröße bis zum Aussehen der Ehefrauen reicht die Palette der Themen, über die Politiker wie Ted Cruz und Donald Trump streiten. Dabei finden sie auch noch Unterstützung von Stars der Unterhaltungsbranche ... mehr > |
Gastspiel
von Werner Fuhr
„WDR kills the radio DJ.“ Global-Pop-mäßig sollte geklotzt werden – mit der Anspielung auf eine Medienrevolution, die mit dem Radio-Star-Killerhit der Buggles einst auf MTV begann. So große Rhetorik angesichts von ein paar geplanten Veränderungen eines kleinen Radioprogramms? Klar, Knall und Glamour stylen, stimulieren, stärken den Protest. Und nicht nur den. Auch der Normalbetrieb bei Pop- wie musikalischer Hochkultur funktioniert mit Stars als Leitfiguren. ... mehr > |
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Liebe Musikfreundinnen und -freunde,
dieses Mal schaffen es allein die Neuigkeiten, die es vom Folker gibt, den Raum für mein Vorwort zu füllen. Ganz stolz sind wir auf unsere neue Website, an der wir in den letzten Monaten intensiv gearbeitet haben. Wichtig waren uns eine klare, bedienerfreundliche Struktur, ohne den großen Serviceteil zu beschneiden, und eine Gestaltung, die das Layout des Heftes widerspiegelt. Ein paar Kleinigkeiten allerdings können aus Kapazitätsgründen erst nach und nach umgesetzt werden, wie zum Beispiel eine problemlose Darstellung auf ... mehr >
VORSCHAU FOLKER 4/2016
Die Romabrassband ist eine weit gereiste Gruppe aus dem Romadorf Zece Prăjini im Nordosten Rumäniens. Zunächst spielten die Musiker auf lokalen Festen, bis 1997 ihre internationale Karriere begann. Seitdem hat sich die Band konstant neu erfunden. Was mit einem rein lokalen Repertoire begann, wurde eine brisante Mischung aus diversen ...
Der nächste Folker erscheint zum 1. Juli 2016
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Lenzburgiade
Das Schloss Lenzburg im Schweizer Kanton Aargau hat eine lange Geschichte. Seine ältesten Teile entstanden vor bald tausend Jahren. Wer weiß, vielleicht spielten schon Musikanten nach dem Nachtmahl für die einstigen Grafen der Burg auf. Belegt ist, dass in den Siebzigerjahren am Folk-Festival ... mehr >
Ralph Stövesandt und die Singende Säge
Im Frühjahr 2006 gab Ralph Stövesandt bei Ars Musica, einem Verein, der im Naturkost- und Kulturzentrum Stemmerhof in München-Sendling eine Kleinkunstbühne mit Seminarraum betreibt, seinen ersten Kurs für Menschen, die der Klang der Singenden Säge fasziniert. In zehn Jahren hat er dort rund ... mehr >
Der Verein Tănase & Gebirtig
Einst die Kultur von Millionen Menschen, geriet Klezmer nach dem Völkermord an den Juden fast in Vergessenheit. Jetzt macht sich der neue Berliner Verein Tănase & Gebirtig daran, die jiddische Kultur ausgerechnet von Deutschland aus wieder in die Welt zu ... mehr >
Weltenklang
Österreich ist, zugegeben, nicht das größte Land der Erde. Dafür allerdings ist die Zahl der aufspielenden Musiker besonders hoch. Mitschuld daran hat ein bestens tätowierter Herr über Hunde und zahlreiche internationale Acts: Dietmar Haslinger, Chef der Agentur ... mehr >
In dieser Ausgabe: Polca Jetzt hat der musikalische Nachwuchs im Bereich Folk, Lied, Weltmusik die Möglichkeit, sich mit einem ausgefüllten Fragebogen unseren Leserinnen und Lesern vorzustellen.
Dieser Bogen wird als Bewerbung an die Reaktion gemailt und nach Durchsicht einer pro Heft in der Rubrik "Szene" abgedruckt. Zum Fragebogen geht es [hier].
HEIN KRÖHER
17.9.1927, Pirmasens
bis 14.2.2016, Pirmasens
| GIANMARIA TESTA
17.10.1958, Cavallermaggiore, Italien
bis 30.3.2016, Alba, Italien
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