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Backkatalog   Ausgabe Nr. 5/2020   Internetartikel
»Fairport hat in den späten Sechzigerjahren das Interesse an Folkmusik geweckt.«
Fairport Convention * Foto: Charlie Bryan

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Dieser Artikel ist ein Auszug aus der Printversion, das Heft kann bestellt werden unter www.irish‑shop.de.

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Aktuelles Album:

Shuffle And Go
(Matty Grooves Records, 2020)


Cover Shuffle and Go


Peggys Fairport

Ein halbes Jahrhundert Folkrockbass

„Was ist deine Lieblingsband, Beatles oder Stones?“ So ließ sich in den Sechzigerjahren relativ leicht feststellen, wie ein Gegenüber musikalisch gestrickt war. Beide nennen galt nicht! Die Frage „Fairport Convention oder Steeleye Span?“ hatte folkrocktechnisch gesehen eine ähnliche Relevanz – entweder oder. Fairport Convention waren mit einem Gründungsjahr 1967 die Ersten des Genres. Aber alles hängt mit allem zusammen. Wenn Fairport-Bassist und Gründungsmitglied Ashley Hutchings die Band nicht verlassen hätte, um nach neuen Klängen zu suchen, dann hätte es Steeleye Span 1969 nicht gegeben.

Text: Mike Kamp

Und ein damals noch langhaariger Dave Pegg, von allen liebevoll Peggy genannt, hätte nicht im gleichen Jahr seine Stelle als Bassist bei Fairport angetreten, die er bis heute innehat. Das (und nicht nur das) macht ihn zum Zentrum der Band, auch wenn mit Simon Nicol seit vielen Jahren wieder ein Gründungsmitglied mit an Bord ist, aber der gönnte sich zwischendurch etliche Auszeiten von den Folkrockern. Fünfzig Jahre Bass in einer Band! Das kriegt kaum einer von uns Normalsterblichen beim selben Arbeitgeber hin! Und Peggy hat es nie bereut. „Als ich damals Mitglied von Fairport wurde, war das schon eine große Sache für mich. Natürlich gab es auch ziemlich magere Zeiten, speziell in den früheren Jahren, aber ich habe eigentlich immer an unsere Musik geglaubt und ganz besonders an die Freundschaft unter uns Musikern. Als ich dann unser eigenes Label gründete, Cropredy leitete und ein Studio aufbaute, war das quasi so, als wenn ich der Bandleader gewesen wäre. Tatsache ist, wir waren unsere eigenen Bosse und konnten ohne die bekannten Beschränkungen des Musikgeschäfts arbeiten.“

Neben Dave Pegg und Simon Nicol (Gitarre, Gesang) bestehen Fairport Convention heutzutage aus Ric Sanders (Fiddle), Chris Leslie (Fiddle, Mandoline, Bouzouki, Gesang) und Gerry Conway (Drums), der vor 22 Jahren als Letzter dazustieß. Diese Beständigkeit ist erstaunlich bei einer Gruppe, die in ihren Anfangsjahren den Wechsel quasi zum Prinzip machte. „Im Alter gehen wir sicherlich milder miteinander um. Es gibt einen großen Respekt innerhalb der Band, und wir schaffen es, uns immer wieder neue Dinge auszudenken. Chris hat sich zu einem großartigen Songwriter entwickelt, und unser jüngstes Album Shuffle And Go ist meiner bescheidenen Meinung nach eine der besten Veröffentlichungen, die es je von Fairport gegeben hat.“

Peggy ist mittlerweile nur noch in Banbury/England, wenn es die Arbeit erfordert. Sein Lebensmittelpunkt und der seiner Partnerin Ellen liegt in der Bretagne in einem schönen Haus mit großem Garten, und daher konnte er auch dem Coronalockdown durchaus Positives abgewinnen. Er schwärmt davon, wie sie das erste Mal den Frühling in ihrem Garten erleben konnten mit all der Blumenpracht und dem Gesang der Vögel. Apropos Corona, der bretonische Frühling ist zwar eine attraktive Sache, aber dafür musste die Fairport-Frühlingstour abgesagt werden. „Ich dachte sofort, dass das eine lange Konzertpause werden wird. Ich habe mir immer eine Auszeit gewünscht, und jetzt ist sie da. Zum Glück habe ich ein Cello geschenkt bekommen, und das ist mein neues Hobby geworden. Mein Spiel ist zugegebenermaßen schrecklich, aber ich liebe es, die Vibration eines tiefen C an meinem rechten Oberschenkel zu spüren! Finanziell geht es mir okay, aber ich muss einfach bald mal wieder arbeiten, was hoffentlich Anfang nächsten Jahres geschehen wird. Wir sind jedoch diesbezüglich im Moment in den Händen der Götter.“

Spricht man über Fairport Convention, kann das Gespräch Windungen und Wendungen nehmen, endet aber irgendwann mit absoluter Sicherheit bei Cropredy, dem Festival, das Anfang der Achtziger zur Weiterexistenz beziehungsweise Wiederbelebung der Band führte und seitdem zu einem wahren Fairport-Mekka geworden ist, zu dem der echte Fan jährlich pilgern muss. Selbstverständlich ist ein Fairport-Konzert mit diversen Gästen fester Programmpunkt. Dieses Jahr musste die Veranstaltung erstmals abgesagt werden und alle freuen sich schon auf Mitte August nächsten Jahres, wenn neben den Veranstaltern Künstlerinnen und Künstler wie Clannad, Sharon Shannon oder Matthews Southern Comfort die Bühne entern werden. „Cropredy ist immer noch ein Teil meines Jobs. Meine Rolle besteht hauptsächlich darin, Bands zu buchen, mit Agenten und Managern zu verhandeln und die Rechnungen zu schreiben. Gareth Williams hat die weniger beneidenswerte Aufgabe, das Wochenende zu managen. Er macht aber einen erstaunlichen Job.“ Und dann erinnert Peggy an einen Bäcker, der in seine Brötchen verliebt ist, wenn er sagt: „Cropredy ist schlicht das beste Festival, auf dem ich je gespielt habe.“



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