Folker-Logo   Abo   Mediadaten/Anzeigen


Suche
   Intern   Über uns


Kontakt/Impressum/Datenschutz

       
Backkatalog   Ausgabe Nr. 3/2020   Internetartikel
»Viele Leute sind das Streamen leid und wollen Musik wieder anfassen können.«
Dave Buttle * Foto: Owen Tozer

[Zurück zur Übersicht]



Dieser Artikel ist ein Auszug aus der Printversion, das Heft kann bestellt werden unter www.irish‑shop.de.

Oder gleich zum (Schnupper-)Abo.








Vierzig Jahre Mr Bongo

Spezialist für verkannte Kleinode

Schon mal was von Lula Côrtes’ bizarrem Hippiefolk gehört? Was Brasilien betrifft, gibt es beim Label Mr Bongo ganz andere Stars als die bei uns bekannten. Man kann aber auch in die goldene Ära der afrikanischen Tanzmusik der Siebzigerjahre eintauchen. Seit vierzig Jahren veröffentlicht das englische Reissue-Label Raritäten aus Lateinamerika und Afrika und beliefert damit Clubs wie Vinylsammler.

Text: Hans-Jürgen Lenhart

Nicht die Reputation in der Musikgeschichte, sondern die Frage nach einem guten Groove, einem exotischen Sound und der Verfügbarkeit vergessener, aber unterbewerteter Musik auf Vinyl in zumeist Brasilien und Afrika zwischen 1960 und circa 1990 treibt die Macher von Mr Bongo an. Einen Gilberto Gil wird man hier nur mit unbekannteren Alben zu hören bekommen, dafür aber ein abgefahrenes Folkrockalbum wie Paêbirú von Lula Côrtes und Zé Ramalho mit Urwaldgeräuschen und Klangexperimenten. Die wenigen Originale davon werden inzwischen für vierstellige Beträge gehandelt. Auch im populären Afrobeat entdeckt man mit Siebzigerjahre-Größen wie Ebo Taylor ganz andere Namen als den bei uns obligatorisch zitierten Tony Allen. In einigen Fällen hat dies sogar schon zu Tourneen der alten Herren nach jahrzehntelanger Pause geführt.
Ab der Jahrtausendwende öffneten Produzententeams wie Masters At Work auf Clubebene die Ohren für südamerikanische und afrikanische Musik, indem sie vergessene, meist aus den Sechzigern und Siebzigern stammende Klassiker spielten oder remixten. Viele davon wurden auf Mr Bongo innerhalb der bei uns noch am ehesten bekannten Kompilationsreihe Brazilian Beats ab 2000 wiederveröffentlicht. Labelgründer David Buttle erklärt dazu: „Darauf findet man alles von Samba Jazz bis Carimbó, Baile Funk oder Remixe.“ In dem obskuren Universum kann man aber auch Folkig-Balladeskes, Psychedelisches und Jazziges finden. Und bei den afrikanischen Wiederveröffentlichungen kann einem bewusst werden, wie glatt und überproduziert manche heutigen Produktionen von dort klingen. Insgesamt ist Mr Bongo also ein Paradies für Liebhaber entdeckenswerter Musik aus Afrika und Lateinamerika.
Letztes Jahr feierte Mr Bongo Records sein vierzigjähriges Jubiläum. 1989 von David „Mr Bongo“ Buttle gegründet und heute in Brighton ansässig, hat es sich zu einem der einflussreichsten Reissue-Labels entwickelt. Es begann mit einem Plattenladen in London für amerikanische Hip-Hop-Vinylscheiben. Dieser entwickelte sich zu einem Anbieter schwer auffindbarer Latin Music. 2004 kam eine Arthaus-Film-Abteilung dazu, in der auch eine Doku zum Tropicalismo veröffentlicht wurde. Und das Mr-Bongo-Soundsystem versorgt die Clubs weltweit mit Auftritten.

... mehr im Heft. Die Ausgabe 3+4/2020 in voller Länge online lesen? Dann geht's hier entlang ...