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Backkatalog   Ausgabe Nr. 5/2017   Internetartikel
»Wir haben einfach einen ziemlich besonderen Geschmack.«
Faustus * Foto: Ian Andrews

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Dieser Artikel ist ein Auszug aus der Printversion, das Heft kann bestellt werden unter www.irish‑shop.de.

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Diskografie:

Faustus dto.
(Navigator Records, 2008)

Faustus Broken Down Gentleman
(Navigator Records, 2013)

Death And Other Animals
(Westpark Music, 2016)


Cover Death And Other Animals 2016


Englischer geht’s nimmer

Faustus

Die perfekte Mischung aus Testosteron und Folk

Es ist unzweifelhaft so: Die englische Folkszene war schon mal in einem bemitleidenswerteren Zustand, und Faustus zählen zu den führenden Gruppen eben jener Szene im Aufschwung. Wenn wir die Pressekollegen oder die Musiker oder die Folkies von der Insel fragen würden, welches eine Wort die Musik der drei Herren von Faustus am treffendsten charakterisieren würde, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Antwort lautet: Englisch!

Text: Mike Kamp

Englische Folkmusik macht man noch lange nicht automatisch, wenn man Folkmusiker ist und aus England kommt. Dazu gehört mehr, viel mehr. Zum Beispiel die Frage „Wie sah dein Weg aus?“ Nicht jeder kann seine Wurzeln so eindrucksvoll präsentieren wie Benji Kirkpatrick, der die Saiteninstrumente Gitarre, Bouzouki und Mandoline bedient. Kirkpatrick? Da war doch was! Genau, der Vater heißt John Kirkpatrick und war und ist seit Jahrzehnten eine englische Folklegende, eine Art Pionier in Sachen Zieh- und Drückinstrumente. Benji hat mit unzähligen Mitgliedern der englischen Folkszene gearbeitet und vier Solo-CDs veröffentlicht. Die letzte war einer anderen englischen Legende gewidmet, Jimi Hendrix, aber dazu später mehr. Auch Benjis letzte Bandstationen waren eindeutig englisch, zum Beispiel die Seth Lakeman Band und Bellowhead.
Bei letzterer Folk-Bigband musizierte er unter anderem mit Paul Sartin (Oboe, Violine, Cor Anglais), der sich auch schon durch die halbe Szene gespielt hat und sehr häufig den Schwerpunkt auf Gesang legt. Sein klarer englischer Tenor ertönte bereits bei den kirchlichen
Abendgesängen seines Colleges in Oxford, und er arbeitet auch heute noch mit Chören, aber ebenfalls im einzigartigen Duo mit Paul Hutchinson, und da kämen wir dann zum Thema Humor, aber auch das müssen wir vertagen.
Eine Art Überfamilie des englischen Folk sind bekanntlich Norma Waterson und Martin Carthy sowie deren Tochter Eliza Carthy. Als die noch unter der Bezeichnung Waterson:Carthy arbeiteten, da waren Saul Rose und sein Melodeon die perfekte Ergänzung. Bis heute hält seine Kollaboration mit der Familie an.
Und schließlich haben Faustus ihre eigene Geschichte, begannen sie doch 1998 als Dr. Faustus. Alleine, dieser Doktor ist die zentrale Figur eines urenglischen Theaterstücks von Christopher Marlowe, basierend auf der deutschen Figur des Faust. Da stellt sich die Frage, ob auch Faustus einen Handel mit du-weißt-schon-wem eingegangen sind? „Na klar, mit dem Teufel! Er beziehungsweise sie, denn der Teufel ist ja beides, ist eigentlich ganz okay“, grinst Benji, „aber der Name kam eher von einem englischen Tanzstück mit dem Titel „Dr. Fauster’s Tumblers“, und wir haben einfach das ‚us‘ angehangen. Als die erste Version der Band aufhörte, haben wir den Dr. gestrichen, um den Wechsel zu dokumentieren.“ Etwa acht Jahre lang waren Benji und Paul mit Tim van Eyken (Melodeon) und Rob Harbron unterwegs und spielten zwei CDs ein. Dann nahmen Projekte wie Bellowhead einfach zu viel Zeit in Anspruch, und Dr. Faustus starb, nur um kurz darauf von Kirkpatrick und Sartin als Faustus wiederbelebt zu werden, und bald war auch Saul Rose an Bord. So richtig Fahrt konnte Faustus aber erst aufnehmen, als 2016 die größeren Verpflichtungen aus dem Weg waren und sie für ein Jahr „Artists in Residence“ in Halsway Manor wurden, einer Institution in Sachen englischer Folkore und ihrer Verbreitung. Paul erklärt: „Das waren immer so Blöcke, die wir dort verbracht haben.

... mehr im Heft.