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Backkatalog   Ausgabe Nr. 3/2016   Internetartikel
»Auch ist da sehr viel Freiheit für die, die die Lieder empfangen, fürs Publikum.«
Oum

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Auswahldiskografie:

Zarabi
(MDC/Lof Music /Galileo MC, 2016)

Soul Of Morocco
(MDC/Lof Music /Galileo MC, 2015)


Cover Zarabi


Freiheit ist nur ein anderes Wort für Musik

Die marokka­nische Sängerin Oum

Zunächst meint man, es könne sich um eins dieser schönen, von Frankreich aus gesponnenen musikalischen Märchen handeln, dass in etwa so geht, dass diese so kosmopolitisch und emanzipiert daherkommende Sängerin gar – wie das Gros ihrer multinationalen Band – in Paris zu Hause sei. Aber nein, die seelenvolle, kristalline Gesangsstimme Oums, deren Gewänder und Kopfbedeckungen so farbenprächtig sind wie ihre Lieder, wurde zwischen Casablanca und Marrakesch geboren, vom dort erlebten und erfühlten Leben geölt. Allerdings schaute die bis heute dort ansässige Marokkanerin auch bald über den Tellerrand ihres Heimatlandes und wurde letztlich doch von Europa aus für die Welt entdeckt.

Text: Katrin Wilke

Oum El Ghaït Benessahraoui, so ihr Name in voller Schönheit, war eigentlich schon eine gemachte Musikerin, als Sir Ali, Mitbegründer des renommierten Radio Nova, wandelndes Musiklexikon und Radio-DJ, vor wenigen Jahren auf sie aufmerksam wurde und sie ermutigte, doch mit anderen Musikern zu neuen Ufern aufzubrechen. Die 1978 geborene Sängerin, die ihr Architekturstudium in Rabat verbucht als „die einzige Schule, die ich besuchte“, näherte sich der Musik unakademisch, kann – wie sie sagt – bis heute kaum Noten lesen oder schreiben. Sie sang frühzeitig im Gospelchor, ließ sich inspirieren von R&B, Soul und Hip-Hop, um sich schließlich wieder stärker auf die musikalische materia prima Marokkos zu besinnen. Von der Wertschätzung der vor allem rhythmisch reichhaltigen Heimatressourcen zeugte schon der Vorgänger Soul Of Morocco, ihr drittes Album und das erste international veröffentlichte, obgleich sich dort im Vergleich zu ihrem aktuellen, Zarabi, die Energie der eigenen Tradition mittelbarer entfaltete, stärker mit Elementen aus Jazz und Pop zusammenlief, man also mehr auf Eklektizismus und eine geradezu hörbare Weltgewandtheit setzte.
Mit der neuen Arbeit begab sich Oum in gleich mehrfacher Weise zurück zu ihren Wurzeln, verkleinerte damit aber keineswegs ihren Aktionsradius – im Gegenteil. Dieser Schritt eröffnete in musikalischer Hinsicht neue Räume und Freiheiten – ein wichtiges Wort im Kosmos der selbstbewussten Singer/Songwriterin, die gekonnt ihre poetischen Fantasien mittels ihres marokkanischen Dialekts in Lieder zu verwandeln weiß. „Ich liebe es wirklich sehr, dies zu tun, bin aber nicht sicher, ob ich mich deshalb wirklich schon eine Poetin nennen kann. Ich versuche halt immer wieder, einen neuen Weg zu finden, um Bilder zu vermitteln. Ich denke, wir können mit Wörtern zeichnen, uns auf die Weise frei fühlen im Moment des Schreibens. Denn es ist unsere Entscheidung, jede von uns gewünschte Zutat dem Song, dem Album beizugeben. Auch ist da sehr viel Freiheit für die, die die Lieder empfangen, fürs Publikum. Es ist für mich wie bei einem Buch, einer Zeichnung oder Malerei. Der Empfänger hat wirklich die Möglichkeit, sich dabei vorzustellen, zu interpretieren, was immer er fühlt. Und so ist Musik Freiheit.“

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