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Backkatalog   Ausgabe Nr. 5/2015   Internetartikel
»Ich sagte anfangs der Einfachheit halber, dass Nubenegra eine mit allerhand gefüllte Wolke sei. «
Manuel Domínguez * Foto: Angel Romero

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Dieser Artikel ist ein Auszug aus der Printversion, das Heft kann bestellt werden unter www.irish‑shop.de.

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Auswahldiskografie:


Diverse, 20 Años Y Un Día, 2014

Mariem Hassan & Vadiya Mint El Hanevi, Baila Sahara Baila, 2015

Hijas Del Sol, Sibèba, 1995

Omara Portuondo & Chucho Valdés, Desafíos, 1997

Rasha & Uxía & María Salgado, La Sal De La Vida, 1998

Vieja Trova Santiaguera, Vieja Trova Santiaguera, 1994

Cover 20 Anos Y Un Dia



Labelporträt (72)

Zwanzig Jahre und ein Tag

Nubenegra

Von Madrid aus einmal um die Welt

Seit 1994, demselben Jahr, in dem auch die Weltmusikmesse WOMEX in die erste Runde ging, spuckt die namens­gebende „schwarze Wolke“ – musikalisch gesprochen – wohltuende Regentropfen aus, nicht selten Vorboten ebenso schöner Regenbogen. Das spanische Weltmusik­pionier­label Nubenegra schlug von Madrid aus mit dem Plattendebüt der Vieja Trova Santiaguera erste entscheidende Brücken nach Kuba – noch vor dem Bekanntwerden des Buena Vista Social Club. Fortan arbeitete es sich mit visionärem Abenteuergeist wie soziomusikalischem Sachverstand durch die Welt, insbesondere die der spanischen „Anrainerstaaten“ Lateinamerikas und Afrikas.

Text: Katrin Wilke

Der Tatendrang von Labelchef Manuel Domínguez ist ungebrochen, wobei er den Aktionsradius seines Unternehmens nach und nach verkleinert, nicht zuletzt infolge der Veränderungen des Musikmarktes. Wenn der nahezu lebenslange Freiberufler 2016 zumindest offiziell in Rente geht, dann möchte der Musikverrückte den immensen Labelkatalog – in welcher Form auch immer – am Leben erhalten. Schon seit geraumer Zeit konzentriert sich Nubenegra auf einige wenige, künstlerisch eher interdisziplinäre Projekte mit den Sahrauis aus der Westsahara und der Sängerin Mariem Hassan im Zentrum.
Bei der Wahl des Labelnamens hatte der eher zu gesundem Pragmatismus neigende Domínguez allerdings keinerlei metaphorische Verspieltheit im Sinn. Das zu einem Wort zusammengezogene Nubenegra geht auf ein Pseudonym zurück, unter dem der studierte Architekt und früher sehr umtriebige Musikjournalist für eine spanische Zeitung schrieb. „Ein Kollege war für Flamenco zuständig, ein anderer für Klassik, und für alles andere war ich verantwortlich – ob nun Rock, Punk, Liedermacher oder sonst was“, erzählt er. „Da man nicht wollte, dass an einem Tag mehrere Artikel mit meinem Namen erschienen, bekam ich das Pseudonym Miguel Duro, ‚harter Miguel?, verpasst, weil es meine realen Initialen enthält. Das gefiel mir überhaupt nicht, und ich schlug Nubenegra Martínez vor, einen von einem spanischen Wrestlingkämpfer inspirierten Namen. Als ich kurz darauf eine Bezeichnung für mein Label brauchte, griff ich auf Nubenegra zurück. Wenn ich anfangs nach der Bedeutung des Begriffs gefragt wurde, antwortete ich der Einfachheit halber, dass dies eben eine mit allerhand gefüllte Wolke sei.“ Diese amüsante Anekdote zeigt Domínguez’ (musik-)kulturelle Aufgeschlossenheit im damals gerade mal knapp zwanzig Jahre jungen postfranquistischen Spanien, wo – wie auch in Lateinamerika – bis heute lockerer umgegangen wird mit den Genregrenzen der Populärmusik als bei uns.

... mehr im Heft.