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Backkatalog   Ausgabe Nr. 3/2016   Internetartikel
»Bei Embryo war ich eine Art Azubi.«
Max Weissenfeldt

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Dieser Artikel ist ein Auszug aus der Printversion, das Heft kann bestellt werden unter www.irish‑shop.de.

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Auswahldiskografie:

The Polyversal Souls, Invisible Joy
(Philophon, 2015)

Lana del Rey, Ultraviolence
(Interscope Records/Polydor, 2014)

The Poets of Rhythm, Anthology 1992-2003
(Daptone Records, 2013)

Dr. John, Locked Down
(Nonesuch/WEA, 2012)

The Whitefield Brothers, Earthology
(Now-Again Records, 2010)



Polyversale Musik aus deutschen Landen

Trommler und Komponist Max Weissenfeldt

The Poets of Rhythm, The Whitefield Brothers oder The Polyversal Souls – so erfindungsreich wie diese Namen sind, so erfindungsreich ist auch die Musik des Schlagzeugers und Komponisten Max Weissenfeldt. Er arbeitete mit Bands wie Embryo und Musikern wie Dr. John oder Ethio-Jazz-Sänger Alemayehu Eshete zusammen, die alle Einfluss auf sein Schaffen hatten. Seine weltmusikalische Wanderung begann vor fünfundzwanzig Jahren im Keller des Wohnhauses der Familie Weissenfeldt in München, wo Max als Teenager das Schlagzeugspiel für sich entdeckte.

Text: Michael Freerix

Dort hat Jan Weissenfeldt, Gitarrist und sechs Jahre älter als Max, Ende der Achtzigerjahre den Keller des Einfamilienhauses zum Proberaum umfunktioniert. Mit Schulfreunden spielt er dort als Hotpie & Candy instrumentale Funkmusik. Stundenlang vibrieren die knochentrockenen Funkrhythmen durch das Haus. Max Weissenfeldt schleicht sich immer wieder hinunter, um auf dem Schlagzeug herumzuhauen, bis er nicht mehr kann. „Nach der Schule ging ich erst mal in den Keller und trommelte ein paar Stunden, um Dampf abzulassen“, erinnert er sich heute. Auch bei den Bandproben von Hotpie & Candy hängt er ab. Als deren Schlagzeuger aussteigt, will Max sofort dessen Platz übernehmen. Jan ist dagegen. Schließlich ist Max gerade erst fünfzehn geworden. Doch ist Max schon gut am Schlagzeug, und es gibt keinen vergleichbaren Mitkonkurrenten.
Noch heute ist Max Weissenfeldt stolz darauf, ein Autodidakt an seinem Instrument zu sein, der seine musikalischen Fähigkeiten „richtig auf der Straße“ gelernt hat. „Es gibt keine Jazzschule, keinen Rockschlagzeuger, bei dem ich gelernt habe“, wie er betont. Das meiste hört er sich von Schallplatten ab: von Stax Records, James Brown oder Dyke and The Blazers, aber auch Bootsy Collins und Funkadelic fallen ihm ein.
Schließlich sind Hotpie & Candy so weit, selbst eine Single aufnehmen zu wollen. Im Frühjahr 1992 betreten sie die Paradise Studios von Jürgen Koppers, der da bereits mit Donna Summer und Giorgio Moroder gearbeitet hat. Dort steht, trotz der in dieser Zeit schon einsetzenden Digitalisierung in der Musikbranche, noch das analoge Equipment der Siebzigerjahre, in dem die Weissenfeldt-Brüder das optimale Aufnahmewerkzeug für ihre Band sehen. Kaum ist „Funky Train“ fertig gemischt, benennen sich die sieben Musiker in Poets of Rhythm um und taufen stattdessen ihr Label Hotpie & Candy Records. Sie werden im Lauf der Neunzigerjahre noch viele Singles einspielen und unter teilweise mysteriösen Pseudonymen veröffentlichen. Das wird ihre Strategie: sporadisch Singles veröffentlichen, die abseitig und mysteriös sind. Diese Strategie und ihr einzigartiger Sound sorgen schließlich dafür, dass der Soulliebhaber und Labelbetreiber Philippe Lehman in New York diese kleinen schwarzen Scheiben in die Finger bekommt und für Originale aus den Sechzigern hält. Er wird zum Fan. Nachdem er entdeckt, das dahinter Jungs aus München stecken, die sich Poets of Rhythm nennen, bringt er ihre Aufnahmen auf seinem Label Desco, aus dem später Daptone wird, auf dem US-amerikanischen Markt heraus.

... mehr im Heft.