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Backkatalog   Ausgabe Nr. 1/2016   Internetartikel
» Das letzte Album war sehr nachdenklich und die Lieder gehen ziemlich tief.«
Allan Taylor * Foto: Wolfgang Behnke

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Dieser Artikel ist ein Auszug aus der Printversion, das Heft kann bestellt werden unter www.irish‑shop.de.

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Auswahldiskografie:

All Is One
(Stockfisch, 2013)

Down The Years I Travelled
(Do-CD; Stockfisch, 2012)

In The Groove
(Stockfisch, 2010)

Songs For The Road
(Stockfisch, 2010)

Leaving At Dawn
(Stockfisch, 2009)


Cover All Is One


Rente? Kommt nicht in Frage!

Allan Taylor

Von Brighton bis Venne – und ganz viel dazwischen

Letztes Jahr wurde der englische Singer/Songwriter Allan Taylor siebzig Jahre alt. Er und seine Lieder begleiten die Fans in Deutschland seit gut vierzig Jahren – mehr als Grund genug, sich wieder einmal zusammenzusetzen. Gespräche mit Allan Taylor sind selten kurz und bündig, er ist ein Erzähler durch und durch. Ein knapp kommentierter Auszug.

Text: Mike Kamp

Andere Menschen feiern ihren siebzigsten Geburtstag im Kreis der Familie, Nachbarn und Freunde. Allan Taylor als öffentlicher Mensch hat da einen ganz anderen Ansatz …

„Ich wollte meinen siebzigsten Geburtstag zum Anlass nehmen, dorthin zurückzugehen, wo alles begann. Meine frühe musikalische Prägung fand in Brighton statt. Dort habe ich gelebt, bis ich im Alter von einundzwanzig Jahren von zu Hause wegzog, und dort habe ich auch den traditionellen Jazzbands am Brighton Beach zugehört, die während der Beatnikzeit, also in den späten Fünfzigerjahren dort spielten. In Brighton begann auch mein Engagement in der Folkszene. Es gab dort zwei Clubs, und ich startete als ‚floor singerʻ, war also derjenige, der vor dem Hauptgast ein paar Lieder sang. Das war ein gutes Trainingslager. Der nächste Schritt war natürlich London, besonders der bekannte Club The Troubadour. Da habe ich einige Male in den Sechziger- und frühen Siebzigerjahren gespielt, und weil es den Club noch immer gibt, dachte ich, es wäre fantastisch, nach fast fünfzig Jahren dorthin zurückzukehren. So haben wir es dann auch gemacht. Für drei Konzerte kamen Leute aus ganz Europa nach Brighton und London. Uli Bögershausen aus Deutschland und Vlado Kreslin aus Slowenien spielten samstags in London einige Songs und mein Sohn Barnaby begleitete mich sonntags ein Set lang. Es waren drei emotionale Konzerte, und es war meine Art zu sagen: ‚Das habe ich gemacht, hier komme ich her, und damit schließen wir dieses Kapitel und gehen über zum nächsten.ʻ Ähnlich drückte es Tom Paxton kürzlich mir gegenüber aus: ‚Nostalgie ist okay, solange man keine glasigen Augen bekommt.ʻ“

Das neue Kapitel im Leben des Allan Taylor ist bereits in Arbeit. Es ist die nächste Albumproduktion. Nichts wirklich Neues – wenn man einmal davon absieht, dass er diesmal tatsächlich mit einem Orchester singt.

„Das Projekt läuft seit etwa zwei Jahren, seit ich auf dem Folkest-Festival in Italien ein Konzert mit Orchester bestritten habe. Stockfisch Records hörten die Liveaufnahmen und waren sofort Feuer und Flamme, so was auch in Deutschland aufzunehmen. Das bedeutete eine Menge harter Arbeit. Zuerst bin ich mit dem italienischen Arrangeur die Partitur durchgegangen, dann wurde das Orchester in Göttingen aufgenommen, und danach erst habe ich Gesang und Gitarre eingespielt. Ich fand das schwierig, denn diesbezüglich besitze ich keine fachliche Kompetenz. Also musste ich versuchen herauszufinden, wie ich mit einem Orchester singen kann, ohne gleich übermäßig melodramatisch zu klingen. Das Orchester war wunderbar, aber ich bin mir nicht sicher, wie gut ich war. Günter Pauler und Hans-Jörg Mauksch von Stockfisch Records meinten, es klänge wirklich hervorragend, aber ich warte lieber ab, bis alles gemixt und fertig ist, bevor ich meine Leistung beurteile.“

Bei einem solch reifen, runden Geburtstag scheint retrospektives Denken unvermeidbar, aber Allan Taylor ist immer noch ein Künstler, der im Hier und Jetzt steht und auch an morgen denkt.

... mehr im Heft.