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Azel (Partisan Records, 2016)
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„Im Moment leben wir von der Hoffnung auf die Zukunft“Spaniens Musikindustrie im Folk- und WeltmusikbereichÜberleben in Zeiten der Krise
Spanien gehört wie Griechenland und Portugal zu den Ländern, die am heftigsten von der Eurokrise erfasst wurden und von der – maßgeblich durch die deutsche Regierung erzwungenen – Reaktion darauf in Form von drastischer Austeritätspolitik. Das hatte und hat natürlich Auswirkungen auf die Kultur und verschärft die Folgen der allgemeinen Krise der Musikindustrie auch für die spanische Folk- und Weltmusikzene, selbst wenn hier die Fallhöhe nicht so extrem war, weil in diesem Bereich ohnehin höchst selten das ganz große Geld verdient wird.
Text: Wolfgang König
Wie eng Politik und Kulturindustrie zusammenhängen, kann man regelmäßig auf Musikmessen wie der 2016 in Santiago de Compostela stattfindenden WOMEX oder der Jazzahead! in Bremen feststellen. Dort finden sich viele Plattenfirmen, Vertriebe, Tourneeagenturen, Festivals und ähnliche Unternehmen als Einzelaussteller, aber es gibt auch zahlreiche Kollektivstände, vor allem solche, die bestimmte Länder repräsentieren. Manche Staaten aber sind fast immer doppelt vertreten – Kanada mit Quebec und dem anglofonen Rest des Landes, Belgien mit dem flämischen und dem wallonischen Teil und nicht zuletzt Spanien mit einem nationalen Stand und einem von Katalonien. In der wirtschaftlich vergleichsweise starken Region im Nordosten, die mit dem Katalanischen sogar über eine eigene – wenn auch mit dem Spanischen verwandte – Sprache verfügt, gibt es seit Jahrzehnten separatistische Bestrebungen, die in letzter Zeit an Kraft gewinnen. Für die regionale Identität sind die Künste natürlich unverzichtbar. Und so spielt Katalonien eben auch in der spanischen Kulturförderung eine Sonderrolle, die sich unter anderem in separaten Messeständen manifestiert. „Mit Creative Catalonia hat die Regionalregierung ein Instrument zur internationalen Förderung aller künstlerischen Genres geschaffen, das angesichts der Wirtschaftskrise immer noch erstaunlich gut funktioniert, auch wegen der Aktivitäten der Auslandsbüros in Paris, Brüssel, Berlin und London“, erzählt Christian Georgiadis, der 1998 in Berlin die Künstleragentur Bacana gründete, vor etwa zehn Jahren in die südfranzösische Provinz umzog und seit Anfang 2016 in der katalanischen Hauptstadt Barcelona ansässig ist.
Ihn selbst trifft die Krise der spanischen Wirtschaft weniger hart, weil Bacana Künstler aus aller Welt repräsentiert und sie auch global vermittelt. Aber die Probleme seiner neuen Wahlheimat sind Georgiadis natürlich trotzdem nicht fremd. „Es gibt drei große Weltmusikfestivals, die alle seit vielen Jahren stattfinden: La Mar de Músicas in Cartagena in der südöstlichen Region Murcia, Etnosur im andalusischen Alcalá la Real, also ebenfalls im Süden, und Pirineos Sur in Sallent de Gállego in den südlichen Pyrenäen, die wiederum im Norden Spaniens liegen, in der Region Aragonien an der Grenze zu Frankreich. Früher zogen sich diese Festivals alle über einen Monat hin, und obwohl sie immer noch mit öffentlichen Geldern und von Sponsoren unterstützt werden, sind sie heute nach fünf Tagen oder einer Woche zu Ende. Folk- und Weltmusikkonzerte in Clubs, wo anders als bei Festivals die Kosten komplett über den Eintrittskartenverkauf gedeckt werden müssen, waren auch in der Vergangenheit schon relativ selten, inzwischen finden sie fast gar nicht mehr statt, weil das Publikum nicht genug Geld in der Tasche hat. Zwanzig Euro, auch für ein tolles Konzert, sind für viele Menschen mittlerweile unerschwinglich. Eine Clubtour durch Spanien für irgendeine Weltmusikband zu organisieren, ist momentan praktisch unmöglich. Künstler, die in erster Linie Geld verdienen wollen, machen Rock oder elektronische Musik, da funktioniert der Markt noch einigermaßen.“
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