Aktuelles Album:
Punkt. (Polkadot/BMG, 2020)
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BalbinaDas Wesen der Dinge
Balbina pflegt ein sehr spezielles Verhältnis zur deutschen Sprache. Mit schöner Regelmäßigkeit vermitteln ihre Songs einen Eindruck vom Wesen der Dinge, die jeweils besungen werden. Punkt. heißt ihr drittes Album, das erste, das auf dem eigenen Schallplattenlabel erscheint. Unabhängigkeit ist ihr wichtig.
Text: Bernd Gürtler
Was ist Langeweile? Bei Balbina ein angenehmes Dahingleiten, das gelegentlich Wellen schlägt und sich gravierend vom hektischen Alltagstrubel unterscheidet. Wie so oft geht die Künstlerin den Worten auf den Grund, dreht sie, wendet sie, befragt sie nach ihrer Bedeutung, um aus den Wortmelodien, die sich ergeben, und dem Rhythmus der Worte den Song zu formen. So, dass ihr „Langeweile“ vom dritten Album Punkt. mehr leistet als eine verbale Befindlichkeitsbeschreibung, vielmehr etwas über das Wesen von Langeweile aussagt. Sie selbst bezeichnet das als Schärfen der Wahrnehmungsbrille, praktisch umgesetzt als Vertonung von Sprache nach dem Hörspielprinzip.
Geboren wird Balbina Monika Jagielska, wie sie bürgerlich heißt, 1983 in Warschau. Im Alter von zweieinhalb Jahren zieht sie mit den Eltern nach Westberlin. Das angeborene Polnisch bleibt ihre zweite Muttersprache, Deutsch wird ihre erste. Aus ihrer bilingualen Situation heraus entdeckt sie im Deutschen Eigenarten, die den meisten, die diese Sprache in die Wiege gelegt bekommen, schlicht entgehen.
Einen frühen Fußabdruck im Musikuniversum hinterlässt Balbina im Dunstkreis des Westberliner Hip-Hop-Labels Royal Bunker, wo unter anderem Prinz Pi und die Orsons veröffentlichten. Ohne dass sie irgendwann selbst mit Hip-Hop in Erscheinung treten wird, ist sie fasziniert von der Hingabe, mit der die besseren deutschsprachigen Rapper an ihren Texten feilen. Derart biografisch geprägt und musikalisch sozialisiert, erscheint 2015 ihr Debütalbum Über das Grübeln, gefolgt 2017 von Fragen über Fragen. Beide Scheiben waren von solcher Außergewöhnlichkeit, dass als einzige Orientierungsgröße die Isländerin Björk blieb.
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