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Backkatalog   Ausgabe Nr. 5/2017   Internetartikel
»Wir dürfen nicht zulassen, dass der Hass uns spaltet.«
Rhiannon Giddens
Alynda Lee Segarra * Foto: Sarrah Danziger

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Dieser Artikel ist ein Auszug aus der Printversion, das Heft kann bestellt werden unter www.irish‑shop.de.

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Albumtipps:

Justin Townes Earle, Kids In The Street
(New West Records/Rough Trade, 2017)

Rhiannon Giddens, Freedom Highway
(Nonesuch/Warner, 2017)

Hurray For The Riff Raff, The Navigator
(Pias Coop/Rough Trade, 2017)

Jason Isbell, The Nashville Sound
(Southeastern Records/Al!ve, 2017)

Pokey LaFarge, Manic Revelations
(Rounder Records/Concord Records/Universal, 2017)

John Mellencamp, Sad Clowns And Hillbillies
(Republic/Universal 2017)



Musik für ein anderes Amerika

Protestsongs und gesell­schafts­kritische Americana in den Zeiten der Trump-Administration

Bereits bevor Donald Trump ins Weiße Haus einzog, gab es in der US-Musikszene breiten Widerstand. Seitdem haben sich nicht nur bekannte Aktivisten wie die Protestsongikone Joan Baez zu Wort gemeldet. In der Americanaszene gehen währenddessen Singer/Songwriter über bloßen Trump-Protest hinaus, indem sie sich mit den gesellschaftlichen Zuständen im Mittleren Westen und in den Südstaaten befassen, wo Trump den stärksten Rückhalt genießt.

Text: Thomas Waldherr

„Ich bin eine Tochter des Südens; der weißen Arbeiterklasse, der schwarzen Arbeiterklasse; der Demokraten und der Republikaner; der Homo- und Heterosexuellen. Und eines kann ich euch sagen: Wir haben weit mehr gemeinsam als uns teilt. Wir dürfen nicht zulassen, dass der Hass uns spaltet, dass Unwissen uns klein macht, dass jene, die von Gier getrieben sind, uns unser Land wegnehmen. […] Amerikas Stärke sind seine Menschen, egal, ob sie vor viertausend, vierhundert oder vierzig Jahren kamen, und wir dürfen niemanden zurücklassen.“ Dieses klare Statement gegen die gesellschaftliche Spaltung in den USA schrieb die Americanamusikerin Rhiannon Giddens am Tag nach der US-Wahl im November 2016 über den Titeltrack ihres neuen Albums .
Die Herrschaft des Trump-Clans hat einiges verändert in den USA, und auch in der US-Musikszene formiert sich schon seit geraumer Zeit Widerstand, der sich am öffentlichkeitswirksamsten Anfang des Jahres beim großen Women’s March on Washington artikulierte. „Fuck you, Donald Trump!“, rief Madonna da. Und Kollegin Fiona Apple hatte sich eine Parole zum Skandieren im Chor ausgedacht: „We don’t want your tiny hands / anywhere near our underpants!“
Doch auch abseits dieser simplen und plakativen Slogans tut sich was. Dabei sind natürlich in der musikalischen Anti-Trump-Front die Ostküstenfolker prägend mit von der Partie. Als im letzten Sommer so langsam klar wurde, dass der Großunternehmer doch eine Chance hat, US-Präsident zu werden, entdeckten die New Yorker Indiefolker Ryan Harvey, Ani DiFranco und Tom Morello, der als Nightwatchman während der Hochzeit der Occupy-Proteste quasi Legendenstatus erlangte, einen alten Text Woody Guthries neu und vertonten ihn: „Old Man Trump“. Es geht darin um Donald Trumps Vater. Der hatte mit Hilfe öffentlicher Gelder Mietshäuser gebaut, in denen er keine Schwarzen wohnen ließ. Guthrie bemerkte dies zu spät, und wohnte eine Zeitlang in einem dieser Häuser, was ihn zum Abfassen eines zornigen Textes über den rassistischen Immobilienunternehmer veranlasste (vgl. auch „Gastspiel“ in Folker 4/2016).
Als es dann in die heiße Wahlkampfphase ging und Trump junior sich plötzlich anschickte, das Rennen zu machen, startete die Aktion „30 Days, 30 Songs“. Bands wie Death Cab for Cutie, Franz Ferdinand oder R.E.M. veröffentlichten nach einer Idee des Schriftstellers Dave Eggers über einen Zeitraum von dreißig Tagen bis zum Wahltag in den USA je einen neuen Song gegen Trump. Weiter ging es dann mit dem Projekt „Our First 100 Days“ mit Indiekünstlern wie Bonnie „Prince“ Billie, How To Dress Well, Toro Y Moi, The Range, The Mountain Goats, Jim James, Jens Lekman, Cherry Glazerr, Mitski, Ty Segall oder Waxahatchee. Kurz darauf weitete Eggers sein Projekt auf „1,000 Days, 1,000 Songs“ aus. In jeder Woche der Präsidentschaft Donald Trumps wird montags bis freitags ein Song der Playlist im Internet hinzugefügt.

... mehr im Heft.